Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0711 (05:16 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0632 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 131,38. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140,72. EUR-CHF oszilliert bei 0,9956.

Finanzmärkte: Aktienmärkte nach anfänglicher Schwäche erholt

Die Unsicherheit über die Verfassung des US-Regionalbankenmarktes und die Lage in der Schweiz war gestern rückläufig. Nach anfänglicher Schwäche erholten sich die Aktienmärkte im Tagesverlauf und schlossen freundlich (DAX im Späthandel 14.996). Verbale Unterstützung über die Stabilität insbesondere im Bankensektor der Eurozone flankierten diese Entwicklung. So sagte EZB-Chefin Lagarde beispielsweise, dass es seitens europäischer Banken gegenüber Credit Suisse nur Engagements im Millionen-, jedoch nicht im Milliardenbereich gebe.

Am Kapitalmarkt ergab sich eine beachtliche Korrelation zu den Aktienmärkten. Zunächst sanken die Renditen mit schwachen Aktienmärkten, um dann im Verlauf zulegender Aktienmärkte Boden zu gewinnen. Heute früh rentiert die 10-jährige Bundesanleihe mit 2,10% (Vortag 2,14%, Tagestief gestern 1,92%). Die 10-jährige US-Staatsanleihe wirft 3,49% ab (Vortag 3,42%, Tagestief 3,30%).

Der EUR konnte die erhöhten Niveaus gegenüber dem USD in der Spitze geringfügig bis auf 1,0730 ausbauen. Nachdem Gold kurzfristig die Marke von 2.000 USD überwand, kam es zu Gewinnmitnahmen im Tagesverlauf. Gegenüber dem gestrigen Eröffnungsniveau wurden gegenüber dem USD leichte Terraingewinne verbucht (aktuell Gold 1.981 USD, Silber 22,50 USD).

Fazit: Die Maßnahmen der USA/Schweiz wirken sich stabilisierend aus. Hier geht es zunächst nur um eine quantitative Bewertung, nicht um eine systemische Bewertung. Die Maßnahmen würden weiter quantitativ erfolgreich sein, wenn weitere Bankenprobleme ausblieben.

Xi in Moskau

Die Reise des chinesischen Regierungschefs nach Moskau belegt die Fortsetzung und Verstärkung des Schulterschlusses auf allen Ebenen. Der Westen nimmt als Reaktion eine ablehnende Haltung ein, insbesondere die USA wegen der Friedensinitiative Pekings.

Kommentar: Erkennbar ist, dass China den eingeschlagenen Kurs fortsetzt. Bei Betrachtung des Umfelds wird deutlich, dass China weitgehend die Position des „Globalen Südens“ vertritt. Erinnert sei daran, dass lediglich 36 der 193 Mitglieder der Vereinten Nationen Sanktionen verfügten.

Europäische Aufsichtsbehörden entspannt

Die Aufsichtsbehörden, unter ihnen die EZB-Bankenaufsicht, die Behörde zur Abwicklung gescheiterter Banken SRB als auch die EU-Bankenbehörde EBA sehen den europäischen Bankensektor in stabiler Verfassung. Es gebe eine solide Kapital- und Liquiditätsausstattung.

Kommentar: Im Hinblick auf die seit 2008/2009 veränderten Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen als auch einer umfassenden und effizienteren methodischen Überwachung (Ausnahme Wirecard...) und einer aktuellen Überprüfung bezüglich der Verbindungen zu Credit Suisse erscheinen die Einlassungen nachvollziehbar.

Deutschland: Bundesbank erwartet Rezession

Die Bundesbank prognostiziert für das 1. Quartal 2023 erneut einen Rückgang des BIP. Damit befände sich Deutschland laut Textbuch in einer Rezession. Der Rückgang des BIP soll jedoch geringer ausfallen als im 4. Quartal 2022 (-0,4% im Quartalsvergleich). Im März unterstellt die Bundesbank einen deutlichen Rückgang der Verbraucherpreise wegen Basiseffekten.

Kommentar: Politisches Handeln hat wirtschaftliche Konsequenzen. Ergo ist die Schwäche der deutschen Wirtschaft im aktuellen Umfeld nicht erstaunlich. So ist beispielsweise der Auftragsbestand den dritten Monat in Folge rückläufig. Mittel- und langfristig droht mehr Ungemach durch mangelnde Investitionen (Kapitalstock). Diesbezüglich gibt es aktuelle Meldungen. Der US-Staat South Carolina unterstützt Volkswagen bei einer 2 Mrd. USD Investition mit Subventionen in Höhe von 1,29 Mrd. USD. Zusätzlich stehen Steuergutschriften von bis zu 180 Mio. USD im Raum, abhängig von der Zahl der Beschäftigten (geplant 4.000).

Zurück zur Kurzfristigkeit: Ja, Basiseffekte ziehen, Inflation kommt zügiger runter. Das ist eine Steilvorlage für eine Veränderung der Zinsschritte der EZB (Amplitude und ultimative Zielgröße).

Lagarde liefert Erkenntnisse

EZB-Präsidentin Lagarde hat nach der Rettungsaktion für die Schweizer Credit Suisse erneut die Robustheit der Bankenbranche in der Eurozone unterstrichen. Sie betonte bei einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament, der Bankensektor sei widerstandsfähig und besitze eine starke Kapital- und Liquiditätsausstattung. Die EZB beobachte die Marktentwicklungen genau. Sie stehe bereit, bei Erfordernis zu reagieren, um die Preis- und Finanzstabilität in der Währungsgemeinschaft zu wahren.

Der Werkzeugkasten der EZB sei voll ausgestattet, um das Finanzsystem mit Liquidität zu unterstützen. Zur Inflationsentwicklung sagte die EZB-Präsidentin, die Teuerungsrate sei weiterhin zu hoch und würde das voraussichtlich auch länger bleiben. Der Lohndruck hätte sich durch die starken Arbeitsmärkte verschärft. Die EZB hatte trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor am Donnerstag ihren Erhöhungskurs mit einem Zinsschritt um 0,50% fortgesetzt. Sie verwies darauf, dass das erhöhte Maß an Unsicherheit die Bedeutung eines datenabhängigen Ansatzes für weitere Zinsentscheidungen determiniere.

Lagarde konstatierte, dass die finanziellen Spannungen die Nachfrage dämpfen könnte. Ohne die derzeitigen Anspannungen hätte die EZB nahegelegt, dass weitere Zinsanhebungen nötig seien. Der italienische Notenbankchef Visco sekundierte mit der Einlassung, dass die Geldpolitik der EZB den Umstand, dass die derzeitige Situation Auswirkungen auf die Kreditvergabe und die Kapitalkosten der Banken haben werde, berücksichtigen würde.

Kommentar: Die voraussichtliche entspanntere Inflationsentwicklung (Bundesbankprognose) gekoppelt mit der aktuellen Bankenthematik verändern die Handlungsmaximen der Zentralbanken. Die EZB wird datenabhängiger reagieren. Es impliziert für die EZB ein Abrücken von Schritten um 0,50% hin zu 0,25% oder sogar zu einer zunächst abwartenden Haltung.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Handelsbilanz saisonal bereinigt geht weiter zurück

Die Handelsbilanz wies in der saisonal bereinigten Fassung per Januar 2023 ein Defizit in Höhe von 11,3 Mrd. EUR nach zuvor -13,4 Mrd. EUR (revidiert von -18,1 Mrd. EUR) aus. Es war das geringste Defizit seit Februar 2022.

Deutschland: Die Erzeugerpreise fielen per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose -0,5%) nach zuvor -1,2% (revidiert von -1,0%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 15,8% (Prognose 14,5%) nach zuvor 17,6% (revidiert von 18,8%) ein. Es war die geringste Zunahme im Jahresvergleich seit September 2021.

Südkorea: Erzeugerpreise mit geringstem Anstieg seit März 2021

Die Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,1% nach zuvor 0,4%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 4,8% nach 5,1%. Es war der geringste Anstieg seit März 2021.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

 

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