Als einziger arabischer Staat unterstützte Syrien im ersten Golfkrieg, trotz aller ideologischen Schranken, den nichtarabischen Iran, der zudem auch noch von einer schiitisch-theokratischen Führung regiert wurde, und sich im Krieg mit dem Baath-Regime von Bagdad befand. Inwieweit erklärt diese damalige Verbundenheit die heutige Nähe zwischen Teheran und Damaskus?
K.L.: Syrien ging 1979 eine strategische Partnerschaft mit Iran nach der Islamischen Revolution ein. Der Grund war, dass Syrien von Verbündeten der USA und der NATO umgeben war: Türkei, Israel, Jordanien, Saudi Arabien und der Irak, der damals massiv von Großbritannien und Frankreich und den USA aufgerüstet wurde. Syrien befand sich in der Mitte eines politischen Haifischbeckens und für Hafez al-Assad war das Bündnis seines Landes mit dem Iran - der mit dem Sturz des Schahs aus dem westlichen Bündnis herausgebrochen war - eine Rückversicherung für die syrische Unabhängigkeit. Die sonst ja nur von der Sowjetunion unterstützt wurde. Damals wurden zwischen Syrien und dem Iran Abkommen vereinbart, die bis heute Gültigkeit haben und umgesetzt werden. Daher das militärische Engagement des Irans in Syrien. Hinzu kommt auch die Hisbollah, die als militärischer und politischer Machtfaktor im Libanon sowohl für Damaskus als auch für Teheran wichtig ist.
Haben Sie eine Erklärung dafür, dass das Schicksal der Stadt Aleppo, welches zum Jahreswechsel die Medienberichterstattung dominierte, aus den Schlagzeilen nahezu verschwunden ist?
K.L.: Westliche Medien und Politiker haben das Geschehen in Aleppo Ende 2016 ja als „Niederlage“ beschrieben. Es war die Rede vom „Fall“ von Aleppo. In Aleppo aber feierten mehr als 1 Million Menschen die Befreiung der Stadt. Zehntausende waren aus dem Osten der Stadt den syrischen Truppen und deren Verbündeten geradezu entgegen geflohen, um sich vor den bewaffneten Gruppen in Sicherheit zu bringen. Etwa 35.000 Menschen, darunter Tausende Kämpfern und mehr als 100 ausländische Offizieren, die den Kämpfern geholfen hatten, wurden nach Idlib evakuiert. Es war also ein verhandeltes Ende der bewaffneten Gruppen in Ost-Aleppo, sie wurden nicht abgeschlachtet. Dann wurden dort jede Menge Waffen, auch aus den USA und Deutschland, gefunden, Munition, Folterkeller, Tote, Sprengfallen, Minen – die Realität in Ost-Aleppo stimmte ganz offensichtlich nicht mit dem überein, was westliche Medien über die Stadt berichtet hatten. Da schwieg man lieber.
Die Befreiung der Stadt sei ein "positiver Schritt hin zu einer Lösung jenseits von militärischer Gewalt“, erklärten Sie Ende des vergangenen Jahres, bezüglich des Schicksals von Aleppo, nachdem die Regierungstruppen dort Einzug hielten. Gilt das auch noch heute, einige Monate später?
K.L.: Der Abzug der Kampfgruppen bedeutet natürlich immer das Ende einer bewaffneten Konfrontation, das kann man aus Sicht der Bevölkerung nur positiv bewerten. Auch die syrische Armee und deren Verbündete haben ihre Präsenz in Aleppo verringert. Ich komme eben von einem längeren Aufenthalt aus Syrien zurück und war im April zwei Mal in Aleppo. Die Menschen kehren in ihre Stadtteile zurück, sehen nach ihren Wohnungen und Geschäften, räumen auf, reparieren. Ich habe mit Männern gesprochen, die den Sand aus den Sandsäcken des Sakaria-Krankenhauses - das die Kampfgruppen in „Al Quds-Krankenhaus“ umbenannt hatten – sie haben die Sandsäcke aufgeschnitten und reparieren mit dem Sand ihre zerstörten Balkone, Wände, Treppen. Es gibt wieder Wasser, die Stromversorgung wird repariert, vor allem müssen die Menschen keine Angst mehr haben, wenn sie durch die Straßen laufen. Natürlich ist sehr viel zerstört, viele haben Schreckliches erlebt. Verschiedene Personen, die ich interviewt habe, begannen zu weinen, als ich nach ihren Erlebnissen fragte. Aber Aleppo atmet, die Menschen wollen ihr Leben wieder aufbauen.
Es gibt allerdings immer noch Angriffe mit Raketen und Granaten vom Westen her, aus Raschidien, das von der Nusra-Front, einem Al-Khaida-Ableger, kontrolliert wird. Erst vor zwei Wochen kam es dort zu einem schrecklichen Anschlag, bei dem weit mehr als 100 Menschen ermordet wurden. Die meisten Toten waren Kinder! Ziel des Anschlags waren Vertriebene aus den beiden Ortschaften von Kefraya und Al Fouah, die zwei Jahre lang von der Nusra Front und anderen Islamisten belagert und beschossen worden waren. Diese Menschen wurden im Rahmen eines „Vier-Städte-Abkommens“ evakuiert, im Gegenzug wurden Kämpfer aus Zabadani und Madaya (Umland Damaskus) nach Idlib gebracht. Fünf Busse der Vertriebenen aus Kefraya und Al Fouah brannten aus, es war eine Tragödie. Ein Bekennerschreiben der Armee des Islam tauchte auf deren Webseite auf. Darin hieß es, man werde die „Ungläubigen“ angreifen, wo immer sich die Gelegenheit böte. Diese „Ungläubigen“ sind schiitische Muslime. Das Schreiben wurde später von der Webseite wieder entfernt. Es bleibt also unklar, welche der islamistischen Kampfgruppen diese Menschen getötet hat.
Hier sei die Frage gestattet, warum das Entwicklungshilfeministerium in Berlin und andere europäische Regierungen Hilfe in Milliardenhöhe an eine syrische Opposition in Idlib, im Westen von Aleppo und nördlich von Hama bezahlen, die von der Nusra-Front und anderen islamistischen Gruppen kontrolliert wird. Die Nusra-Front gilt international als „Terrorgruppe“ und wird mit Waffen aus der Türkei versorgt, die von den Golfstaaten bezahlt und aus europäischen Rüstungsfirmen geliefert werden. Wohin geht wohl die „humanitäre Hilfe“, die aus Europa über die Türkei nach Idlib geschickt wird? Die Menschen in Aleppo dagegen erhalten keine Hilfe aus Deutschland und Europa. Im Gegenteil, sie sind einem EU-Wirtschaftsembargo unterworfen, weil sie in dem Gebiet leben, das von der syrischen Regierung kontrolliert wird. In Deutschland und Europa wird diese Regierung dämonisiert.
Inwieweit haben die US-Angriffe von Anfang April, die Verteidigungsfähigkeit der syrischen Armee massiv eingeschränkt und dem IS genutzt? Die erwähnten Angriffe wurden mit dem Einsatz von Giftgas begründet, das angeblich von der syrischen Armee verwendet worden sein soll. Dieser Tage ließ das französische Außenministerium verlautbaren: Der Sarin-Einsatz Anfang April trägt zweifellos »die Handschrift des Regimes« in Damaskus. Was halten Sie von solchen Verlautbarungen und was für eine Strategie steckt Ihrer Meinung nach dahinter?
K.L.: Syrien ist ein Entwicklungsland und die syrische Armee war ohnehin schwach und nicht auf einen solchen Krieg, einen Abnutzungskrieg, eingestellt. Die USA und deren Verbündete haben die syrische Armee von Anfang an bekämpft. Zu den ersten Opfern des Krieges gehörten syrische Soldaten, deren Bus im April 2011 bei Tartus angegriffen wurde. Und syrische Soldaten, die bei Jisr as-Shughour im Juni 2011 ermordet wurden. Die Angriffe erfolgten zunächst indirekt und mit Waffen, die man den bewaffneten Gruppen lieferte. Mit Ausbildung, mit Logistik – von NATO-Schiffen im Mittelmeer, auch von einem deutschen Schiff - wurde der Funkverkehr der syrischen Armee abgehört und an die bewaffneten Gruppen weitergeleitet, bis Russland das mit eigener Technologie stoppte. Die militärische Unterstützung der USA, der Türkei, des Westens und der Golfstaaten für die bewaffnete Opposition (Freie Syrische Armee) hat den so genannten „Islamischen Staat im Irak und in der Levante“ erst stark gemacht, ebenso die Nusra-Front (Al Khaida), die daraus hervorgegangen ist. Ich habe zuvor den DIA-Bericht erwähnt, der im Herbst 2012 feststellte, dass „der Westen, die Türkei und die Golfstaaten“ die Islamisten absichtlich stärkten mit dem Ziel, den Einfluss des Irans in der Region zu brechen. Das sagt alles.
Der Angriff von Anfang April und die anhaltenden Beschuldigungen, die syrische Armee habe Giftgas eingesetzt, sind Teil dieser Strategie. Natürlich weiß man auch in Washington, dass die syrischen Chemiewaffen ab Ende 2013 unter internationaler Kontrolle registriert, aus dem Lande geschafft und vernichtet wurden. Die USA war mit einem riesigen Spezialschiff im Mittelmeer selber daran beteiligt. Syrien hat keine Chemiewaffen mehr. Und Syrien hat diese auch vor deren Vernichtung nie eingesetzt. Die Kampfgruppen allerdings verfügen über chemische Kampfstoffe, die aus Libyen über die Türkei nach Syrien geschmuggelt wurden. Es gibt eine Fülle von Berichten darüber. Die syrische Regierung hat den UN-Sicherheitsrat viele Male darüber informiert. Aber die westlichen Politiker halten es aktuell mit dem Motto „Haltet den Dieb“, um von der eigenen Verantwortung und den eigenen Plänen in Syrien abzulenken. Dienlich bei den aktuellen Anschuldigungen gegen die syrische Regierung ist ein israelischer Militär, auf den sich kürzlich sogar der US-Verteidigungsminister James Matti bezog. Der Israeli will herausgefunden haben, dass Syrien noch drei Tonnen chemische Waffen versteckt habe. Beweise liefert er nicht. Und wegen so einer windigen Aussage soll alles, was zuvor von der UNO – das heißt vom UN-Sicherheitsrat - mit Brief und Siegel bestätigt worden war, unwahr sein? Sicherlich nicht.
Weshalb scheint man im Westen eher dazu bereit zu sein, eine Herrschaft des IS oder anderer sunnitischer Extremisten zu tolerieren, als das Baath-Regime, wieso überwiegt die Angst vor dem Einfluss Russlands, besonders aber Irans in der Region, trotz der bisherigen Erfahrungen. Verstehen Sie noch die strategischen Entwürfe, welche sich dahinter verbergen?
K.L. Es geht um den Zugriff auf die Rohstoffe und die Kontrolle von Transportwegen in der Region. Der Mittlere Osten ist – aus westlicher Sicht - nur ein Schritt auf dem Weg hin nach Zentralasien, wo sich noch mehr Rohstoffe befinden. Bashar al-Assad wäre der beste Freund des Westens und der USA, wenn er ihnen wirtschaftlich und militärisch ungehinderten Zugang gewähren, wenn er Katar eine neue Pipeline durch Syrien bauen lassen, einen von Saudi-Arabien unterstützten Salafisten der Islamischen Armee (Mohamed Allousch) zum Verteidigungsminister ernennen, das Verbot der Muslim Bruderschaft aufheben, Israel die besetzten Golan-Höhen überlassen und seine strategische Partnerschaft mit Russland, Iran und der Hisbollah sowie die Unterstützung der PLO aufkündigen würde. Kurzum, Bashar al-Assad müsste nur den Regime-Change selber vollziehen, dann wäre der Krieg morgen vorbei. Es geht in Syrien um geostrategische Interessen.
Der Einsatz von Religion als Mittel für kriegerische Mobilisierung zur Durchsetzung von Interessen ist alt. Die Idee, den politischen Islam zum Schaden des Gegners zu nutzen, war schon Thema im 1. Weltkrieg. Der deutsche Archäologe und Geheimdienstmann Max von Oppenheim entwickelte damals eine Strategie darüber, wie die tiefe Gottesgläubigkeit der muslimischen Beduinenstämme militärisch genutzt werden könnte, um die Briten und Franzosen in der Region zu schwächen. Oppenheim wollte die Muslime zum „Dschihad“, zum „Heiligen Krieg“ aufstacheln. Festgehalten hat er diese Ideen in einer „Denkschrift betreffend die Revolutionierung der islamischen Gebiete unserer Feinde“. Hat damals nicht geklappt, aber islamistische Söldner gehören seit dem Krieg in Afghanistan zu einer festen Strategie der USA, um muslimische oder multireligiöse Staaten, die sich der US-Hegemonie nicht unterordnen wollen, zu destabilisieren. Nachzulesen bei Zbigniew Brzezinski, "Die einzige Weltmacht, Amerikas Strategie der Vorherrschaft" ("The Grand Chessboard").
Hegen Sie die Hoffnung, dass jenes Syrien, welches in früheren Zeiten unzählige Besucher begeisterte, jenes Syrien als Wiege von Hochkulturen und ethnoreligiöser Vielfalt, flankiert von der Gastfreundschaft seiner Bewohner, noch nicht verloren ist?
K.L.: Hätte man die Syrer ihren inneren Konflikt miteinander lösen lassen, hätte man sie dabei unterstützt, anstatt sie gegeneinander aufzuwiegeln, es wäre nie so weit gekommen. Für die Zerstörung Syriens sind die bewaffneten Gruppen und natürlich auch die Regierung verantwortlich. Aber letztlich sind es die regionalen und internationalen Akteure, die Syrien zum Schauplatz eines Stellvertreterkrieges gemacht haben, mit dem die Syrer selber nichts zu tun haben.
Wenn keine Waffen, keine Kämpfer, keine ausländischen Gelder in das Land flössen, könnten die Syrer miteinander einen Weg finden. Wenn die ausländischen Armeen, die sich völkerrechtswidrig in Syrien aufhalten, abzögen, wenn man aufhören würde, den Präsidenten und die Regierung zu dämonisieren, wenn man die politische Isolation, die Wirtschaftssanktionen beenden würde, wenn man aufhören würde, die Syrer in ethnische und religiöse Gruppen aufzuteilen und gegeneinander zu bewaffnen – kurz: wenn die destruktive ausländische Einmischung aufhörte, dann wäre Frieden in Syrien in einem Jahr möglich. UNO-Vertreter haben das schon 2013 gesagt.
Dass Frieden in Syrien möglich ist, zeigen die Syrer jeden Tag. Trotz der anhaltenden Waffenlieferungen, den Medienkampagnen, den völkerrechtswidrigen Angriffen und Beschuldigungen sind die Syrer entschlossen, dem Krieg ein Ende zu bereiten. Sie leben weiterhin miteinander, sie helfen sich. Und – auch wenn man das hier nicht gern hören mag – sie werden dabei vor allem von Russland unterstützt. Seit Anfang 2016 gibt es mehr als 1.400 lokale Waffenstillstände, 82.000 Männer wurden in ein staatliches Amnestieprogramm aufgenommen, 3 Millionen Menschen konnten in ihre Heimatorte zurückkehren, mehr als 30.000 Gefangene wurden freigelassen. Und diejenigen, die sich besonders stark in den lokalen Versöhnungskomitees engagieren sind die Frauen, die ihre Männer oder Söhne in diesem Krieg verloren haben. Auf beiden Seiten. Das ist Syrien, so sind die Syrer. Sie sind auf der Suche nach Frieden mitten im Krieg. Freundlich zu denen, die in guter Absicht kommen. Hart gegenüber denen, die Syrien zerstören wollen.
Kommentare
Eine warme und innige Beziehung
Da in den vergangenen Stunden ein Bild seitens der US-Regierung gezeichnet wird, welche den Iran und Russland als die Hauptverbündeten des syrischen Regimes zeigt, gilt es zu prüfen ob diese Behauptung stimmt, vor allem vor dem Hintergrund der Aussage von Nikki Haley der UN-Botschafterin der USA. So sagte sie vor genau einer Woche, dass die Regierung unter Präsident Donald Trump sich nicht mehr länger darauf konzentriere "Assad loszuwerden". Auch handelt es sich bei dem jetzigen Chemiewaffeneinsatz in Idlib nicht um den ersten dieser Art. 2012 - nachdem Assad schon Zigtausende Zivilisten getötet hatte – nannte Hilary Clinton Assad einen Reformer. Diese konfuse Faktenlage sollte uns dazu bringen einen Blick auf die Geschichte der Beziehung zwischen Syrien und den USA zu werfen:
Nach der Zerstörung des osmanischen Reiches in Folge des 1. Weltkriegs und durch das darauffolgende Inkrafttreten des Sykes-Picot-Abkommen, das zwischen Frankreich und Großbritannien abgeschlossen wurde, stand das was wir heute als Syrien kennen unter französischer Besatzung. Um aber den US-Einfluss auf Syrien und die Beziehung zwischen der USA und dem Assad-Regime genau einordnen zu können, müssen wir vor allem die Geschichte des modernen Syriens berücksichtigen. Was jetzt folgt sind zehn Schlüsselereignisse in chronologischer Reihenfolge, beginnend von der Zeit der Kolonialisierung durch den Westen bis hin zum heutigen Tag, die den US-Einfluss in Syrien hervorheben sollen.
1. Die USA und ihre Geheimdienstbehörde CIA haben seit 1949 Militärcoups in Syrien dirigiert: Die USA haben durch ihre Botschaft in Damaskus und der CIA ihren ersten Militärcoup 1949 in Syrien ausgeführt. So wird es detailliert in dem Buch „The Game of Nations“ von Miles Copeland geschildert. Dies markierte den Anfangspunkt des internationalen Ringens um den Nahen Osten zwischen den Vereinigten Staaten – die gerade aus ihrer Isolationspolitik als neuer Akteur hervorgetreten waren – und den Europäern (Frankreich und Großbritannien), die bis dato das Sagen in der Region hatten, aber ziemlich geschwächt aus dem zweiten Weltkrieg herausgegangen sind. Die US-Botschaft und der CIA haben weiterhin, wie am laufenden Band zwischen den 50er und 60er Jahren, Militärputsche gegen ihre europäischen Rivalen unterstützt. Es handelte sich um eine Ära der Instabilität die über zwei Jahrzehnte angedauert hat.
2. Hafiz Al-Assads Truppenabzug aus dem Krieg 1967 um Israels Sicherheit zu gewährleisten: Der Ex-Präsident, Amin al-Hafiz, sagte in einem Interview bei Al-Jazeera am 2.Juli 2001, dass Hafiz Al-Assad, der damalige Verteidigungsminister, zu Beginn des Krieges den strikten Befehl, nämlich das sich die syrische Armee aus den Golanhöhen zurückziehen sollen, in Auftrag gab. Dies noch ohne das Zeichen einer drohenden Niederlage oder einer echten Konfrontation mit dem israelischen Militär, was im Endeffekt in die Besatzung dieser strategisch wichtigen Position seitens Israels mündete (1). Durch diesen Schachzug gewann Assad das Vertrauen der Amerikaner beim Verteidigen der nördlichen Grenze Israels, was für die kommenden drei Jahrzehnte fortgesetzt werden sollte.
3. Die Unterstützung Syriens durch die USA durch die UN-Resolution 242 im Jahr 1967: Die UN-Resolution 242 die nach dem Sechstagekrieg im Jahre 1967 verabschiedet wurde, mit Israel und seiner Okkupierung der Golanhöhen, garantiert Syrien bis heute, dass Recht sein Territorium zurückzuerlangen (2). Die USA arbeitete dieses Abkommen gemeinsam mit Syrien aus und verhalf dem syrischen Regime zu diesem Recht.
4. Erstarkte Beziehungen zwischen den USA und Syrien nach dem Krieg 1973: Nach dem Überraschungskrieg 1973 mit Israel hätte die USA Syrien harte Sanktionen auferlegen müssen. Zur Überraschung aller geschah das genaue Gegenteil. Der damalige US-Präsident Nixon stattete Damaskus 1974 einen persönlichen Besuch ab, um die Beziehungen zum Assad-Regime zu stärken.
5. Die Akzeptanz der US-Regierung bezüglich der syrischen Besatzung des Libanons seit 1976: Syrische Truppen marschierten zu Beginn des Bürgerkriegs in Libanon ein. Das Schweigen auf Seiten der USA gegen solch eine Okkupation war ein „grünes Licht“ für Hafiz Al-Assad seine Invasion bis zum Jahre 2005 fortzusetzen, bis schließlich eine von Frankreich in Auftrag gegebene Resolution die Syrische Armee zum Abzug zwang. Ein politischer Analyst beschrieb die US-Rolle mit folgenden Worten: „Die USA schienen die fortdauernde Vormachtstellung Syriens in Libanon stillschweigend zu dulden.“ (3)
6. Die Kooperation zwischen Syrien und den USA beim Taif-Abkommen 1989: Das Taif-Abkommen wurde in Saudi-Arabien zwischen den verschiedenen libanesischen Fraktionen unterzeichnet, um den Bürgerkrieg 1989 zu beenden. Die USA war ein maßgebender einflussreicher Staat neben Frankreich, Saudi-Arabien, Ägypten und Syrien das dabei half das Abkommen mitzugestalten.Das regte zur internationalen Unterstützung Syriens an und führte damit zur ihrer Vormundschaft über den Libanon. (4)
7. Syrien ist der US-Kampagne zur Invasion des Irak 1991 beigetreten: Syrien unterstützte die USA in ihrer Kriegskampagne gegen den Irak (Operation Desert Storm) und entsandte 14.500 Soldaten und Militärpersonal, um die US-Invasion des Iraks zu unterstützen. (5)
8. Die USA hat bei den Verhandlungen zwischen Syrien und Israel 1990 vermittelt: Hafiz Al-Assad akzeptierte die USA als Vermittler zwischen Syrien und Israel. Der Armeechef Lt. Gen. Hikmat al-Shihabi, führte die Delegation zur USA an, die die Friedensverhandlungen ausdiskutierte. In einem Interview mit Russia Today TV behauptete der syrische Ex-Verteidigungsminister und wichtige Säule des Assad-Regimes Mustafa Tlass unmissverständlich, dass Al-Shihabi ein CIA-Agent war. (6)
9. Die Geheimdienstkooperation zwischen der CIA und Syrien zur Folterung von Gefangenen seit 2001: Die enge Kooperation zwischen der CIA und dem syrischen Regime war so warm und innig, dass sogar zu Zeiten wo Syrien ein Schurkenstaat-Image hatte, das syrische Regime seine Dienste - für die Ausführung von Drecksarbeit - der CIA angeboten hat. Das Regime nutze seine weltbekannten Nachrichtendienste um Informationen von den Kriegsgefangenen durch die Folter für die CIA zu entnehmen. Der bekannteste Fall mit dem kanadischen Staatsbürger Maher Arar sei hier als ein Beispiel aufgeführt, der in der internationalen Presse erwähnt wurde. (7)
10. Die US-Unterstützung des Regimes während der syrischen Revolution 2011: Die USA hat seit Beginn der Revolution die Massaker stillschweigend geduldet. Darunter auch schon einige Chemiewaffenangriffe wie 2013, wo sie sich nicht an ihre Rote-Linie hielten. In 2012 nachdem Assad schon tausende von Zivilisten auf dem Gewissen hatte, nannte Hillary Clinton Assad einen Reformer. Weder haben die USA den Rebellen adäquate Waffen geliefert, noch haben sie Staaten die Assad unterstützen sanktioniert. Im Gegenteil mit dem Iran haben sie sogar unter der Obama-Administration ein Nuklear-Abkommen unterzeichnet, welches die Sanktionen in Zukunft lockert. Auch eine Flugverbotszone ist nie umgesetzt worden.
Wie in dieser kurzen Schilderung ersichtlich wird, war der USA schon sehr früh sehr viel daran gelegen, Agenten im modernen Syrien zu etablieren indem sie unzählige Putschversuche in Syrien durchführten. Obwohl die USA seine öffentliche Rhetorik gegen das Regime fortsetzt, erreichten sie die komplette Hegemonie über Syrien, als ihr Agent Hafiz Al-Assad 1970 die Macht übernahm. Seit al-Assad war Syrien ein verdeckter Vasallenstaat der den US-Interessen in der Region diente und Israels nördliche Grenze beschützte, aber nach außen hin behauptete der Anführer des Arabischen Widerstands zu sein.
Vielen Dank für das Interview mit jemandem, wo sich vor Ort und mit den Menschen auskennt.
Bei allen Anschuldigungen und allem Leid das hier zwar auch u.U. von der Regierung verbrochen wird, ist es einfach nicht von der Hand zu weisen, was die Dame sagt.
Interessant finde ich auf jeden Fall die Diskrepanz zwischen den regelmäßigen Kommentaren von Anleger100% und dem was die Dame hier gerade speziell über die Einstellung der Menschen und deren Toleranz und eben nicht Fremdenhass und Fundamentalismus sagt.
Unser Qualitätsjournalismus stützt sich lieber auf unbewiesene Anschuldigungen und war nie vor Ort.
Mir ist niemand unabhängiges bekannt, der sich mit dieser Materie auskennt, der den westlichen Anschuldigungen recht gibt. Alle Anschuldigungen kommen ausschließlich von westlichen Regierungsvertretern, Geheimdienstlern und Medienvertretern. Und Beweise gibt es eben keine.
Man muss schon froh sein, wenn ein Todenhöfer, Lüders oder Ganser einmal 2min Sendezeit bekommen.
Auch wenn es natürlich im Bereich des Möglichen ist, dass die westlichen Darstellungen zutreffen, hat eine Berichterstattung ohne z.B. o.g. Stimmen nicht den Anspruch sich Qualitätsjournalismus zu nennen.
Zu den Kommentaren bei älteren Syrien-Beiträgen möchte ich noch etwas loswerden.
Das Bashing gegen Anleger100% finde ich nicht in Ordnung. Ich teile seine Ansicht nicht und würde mir auch wünschen, dass er seine Behauptungen nicht nur mit Mainstreammedien belegt. Aber seine Meinung hier mit teilweise unfairen Kommentaren niederzumachen sollte Cashkurs-Abonnenten nicht würdig sein. Diese Meinung sollte hier auch diskutiert werden dürfen. Oder wollen hier einige etwas einseitiger unterwegs sein? Einseitigkeit haben wir im Mainstream genug.
Beste Grüße
Ein ganz anderes Niveau als die schmierigen Schreiberlinge von Springer und Co. Aber das sind ja auch nur arme Würstchen. Die dienen halt einen anderen Herrn ohne den Anspruch der vierten Gewalt gerecht zu werden.
Das zeigt wiederum, wie kompliziert die Lage ist und wie viele verschiedene Interessen im Hintergrund an diesem Land zerren. Mir erschließt sich zwar nicht wie es mit dieser Vergangenheit zur heutigen Gegenwart gekommen sein soll. Insbesondere weil Sie ja die Pipeline-Geschichte als Lüge darstellen.
Ebenso wenig verstehe ich warum Syrien sich als Sündenbock hinstellen soll, und heimlich amerikanische Interessen vertreten soll. Was sollte das Regime davon haben?
Die Behauptungen Ihrerseits zum Thema das es sich hier um einen geplanten Völkermord bzw. Austausch handeln soll werden durch diese Fakten auch nicht wirklich glaubwürdiger.
Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass die Lage viel zu kompliziert ist und wir einfach nichts genau wissen.
PS: meinen letzten Kommentar habe ich geschrieben, als Ihrer noch nicht freigeschaltet war.
Sicher kann man kontrovers diskutieren, aber was er bisher bietet, lässt nur diesen Schluss zu.
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