Das „Große Bild“

Am Nikolaustag soll nach Wunsch der SPD, der Grünen und der FDP dann die neue Regierung stehen und Olaf Scholz zum neuen Kanzler ernannt werden. Christian Lindner wird ab dann verantwortlich für das Finanzressort sein.

Der Einfluss der Corona-Pandemie nimmt ökonomisch betrachtet 2022 wohl weiter ab, wird aber nicht ganz verschwinden. Die entwickelten Industrienationen und China haben überwiegend hohe Impfquoten, laufen aber Gefahr weiterer Infektionswellen… Sollten hier erneute Shutdowns notwendig sein, dürften diese nur regional beziehungsweise sehr selektiv vorgenommen werden. Wir werden sehen, was an dieser Front noch so kommt.

Die Wachstumserwartungen für die Wirtschaft liegen global bei 4,0 bis 6,0 Prozent. Die Einmal- und Basiseffekte laufen aus und lassen nach, wobei anhaltend erhöhte Inflationsraten trotzdem wahrscheinlich sind. Ursachen hierfür sind die sich nur langsam abbauenden Lieferkettenstörungen, anhaltend erhöhte Energie- und Rohstoffpreise, der Umbau von Lieferketten, der Fokus der Politik auf höhere Löhne und Mangel an ausreichend qualifizierten Arbeitskräften sowie staatliche und private Investitionsoffensiven.

Die Inflationserwartungen liegen für die USA bei 3,0 bis 4,0 Prozent, für die Eurozone bei 2,0 bis 3,0 Prozent und für Deutschland bei 2,5 bis 3,5 Prozent. Die Geldpolitik bleibt weiter expansiv, aber mit nachlassender Dynamik. Die EZB und die US-Fed laufen der inflationären Entwicklung weiter hinterher. Die Fed wird das Tapering im ersten Halbjahr 2022 fortsetzen, die EZB voraussichtlich ab April damit beginnen.

Mit einer Leitzinserhöhung in den USA und der Anhebung des Einlagenzinssatzes in Europa ist im dritten Quartal nächsten Jahres zu rechnen. Ein harter restriktiver Kurs zur Eindämmung der Inflation ist wegen der bestehenden Abhängigkeiten von niedrigen Zinsen jedoch unwahrscheinlich.

Die Politik wird weltweit nach der Coronakrise mit verstärkten staatlichen Investitionen und daraus resultierend weiter steigenden Staatsschulden agieren. Zudem ist weltweit ein Wechsel zu eher links- bzw. nachfrageorientierter Politik erkennbar. In den letzten Jahren aufgebaute Ungleichgewichte (Einkommen, Vermögen) sollen nicht weiter steigen. Deutschlands neue Regierung dürfte hier mitziehen, aber gleichzeitig einen zu starken Umverteilungskurs und ein Abwürgen privatwirtschaftlicher Produktionsanreize vermeiden.

Deutschland im vierten Quartal

Die makroökonomischen Voraussetzungen für das vierte Quartal 2021 sind weiterhin extrem schwach. Sowohl die Industrieproduktion, die Exporte, als auch die Auftragseingänge und die Einzelhandelsumsätze liefern uns im Moment alles andere als Grund zur Freude. Nein, sie weisen auf ein fatales Q4 2021 hin (!).

Hintergrund dafür sind nach wie vor die globalen Lieferengpässe. Diese belasten die deutsche Konjunktur selbstverständlich immens. Hinzu kommen die exorbitant steigenden Energiekosten.

Dadurch verringert sich nicht nur das den inländischen Haushalten zur Verfügung stehende Einkommen, es belastet auch das allgemeine Konsumentenverhalten. Die Sparquote „wird sich freuen“. Aber wozu sparen, wenn dies keinen Zins abwirft? Somit liegt das Geld mangels Konsumfreude auf dem Konto und wird von der immer weiter steigenden Inflation aufgefressen.

Was bedeutet das nun zumindest für die letzten Wochen des Jahres 2021?

Die Aktienmärkte werden weiterhin die „Welle“ der Jahresend-Rally reiten. Kurzfristige chart- und markttechnische Kursziele für den November 2021 für DAX & Co. lassen sich wie folgt festlegen:

  • DAX 40: 16.200

  • MDAX: 36.411

  • TecDAX: 4.000

  • Euro Stoxx 50: 4.400

  • Stoxx Europe 600: 493

  • Nasdaq 100: 16.496

  • S&P 500: 4.795

  • Dow Jones Ind.: 36.743

Wer jetzt aber noch nicht investiert ist, der sollte beim Einstieg unbedingt schon an Absicherungen und Stopps denken. Freuen wir uns über den Moment – sind wir aber wachsam was uns 2022 „blühen“ könnte.

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