Charkiw – belagert, zerschossen, befreit“, erklärte die Politikerin bei ihrer Ankunft. „Diese Stadt ist Sinnbild für den absoluten Irrsinn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.“, betonte die Grünen-Politikerin, so als ob es Kriege ohne Irrsinn gäbe.

Weitere Waffen für Kiew

Sie wolle sich auf Einladung des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba ein Bild von der Lage vor Ort machen, so Baerbock:

Mir ist wichtig, dass wir auch in diesem Kriegswinter den Platz der Ukraine in unserer europäischen Familie nicht aus dem Blick verlieren.“

Was immer man sich unter den Begriff "europäische Familie" vorstellen möchte, den Baerbock in diesem Zusammenhang erwähnte, letztendlich wurde schnell deutlich, worum es der Außenministerin eigentlich ging. Nämlich mal wieder weitere Waffen in ein Kriegsgebiet zu senden, ganz im Gegensatz zu den Aussagen ihrer Partei noch zu letzten Bundestagswahl.

Während die deutsche Außenministerin ihr Ziel "Russland zu ruinieren" bisher nicht erreichen konnte, warnt die ehemalige Außenministerin der USA Condoleezza Rice vor dem totalen Ruin der Ukraine. In einem Gastbeitrag für die Washington Post warnte die renommierte Expertin für Außen- und Verteidigungspolitik, dass die ukrainische Wirtschaft völlig zerstört sei und das Militär des Landes in direkte Abhängigkeit von westlichen Ausrüstungs- und Waffenschmieden geraten ist.

In dem zusammen mit dem Ex-Verteidigungsminister Robert Gates verfassten Artikel analysieren die beiden, dass die militärischen Ressourcen und die Wirtschaft der Ukraine nun fast vollständig von Lieferungen aus dem Westen abhängen, was die USA und Europa dazu zwingen könnte, Kiew zu Verhandlungen mit Moskau zu drängen. Die beiden ehemaligen Top-Politiker stellen fest, dass die Zeit gegen die Ukraine spielt:

"Die Wirtschaft des Landes liegt in Trümmern, Millionen von Einwohnern sind geflohen, die Infrastruktur ist zerstört, und ein großer Teil der Bodenschätze, des industriellen Erbes und bedeutender landwirtschaftlicher Flächen ist unter russischer Kontrolle."

Brüssel und Kiew, eine verhängnisvolle Affäre

Die Sorgen von Rice und Gates sind berechtigt, sollten in Brüssel aber eine viel größere Besorgnis auslösen, denn immerhin ist es die EU, die von den ökonomischen Folgewirkungen dieses Krieges und der Talfahrt der Ukraine weit mehr betroffen ist und sein wird als die USA. Denn immerhin war es die EU, die der Ukraine eine Voll-Mitgliedschaft suggeriert hat. 

Der Politikwissenschaftler Henrik Larsen sagte diesbezüglich in einem Interview mit der NZZ:

"Es ist vorerst ein symbolischer Akt, denn das Land ist noch nicht bereit für den Kandidatenstatus. Ich denke, es wäre klüger gewesen, dem Land den Status eines potenziellen Kandidaten zu geben, so wie es Kosovo ist und Bosnien-Herzegowina bis vor kurzem war. Das entspräche dem objektiven Stand der Dinge. Aber man fürchtete, dass dies in der Ukraine als Zurücksetzung aufgefasst würde. Meines Erachtens zu Unrecht. Denn es wäre auch so eine klare europäische Perspektive aufgezeigt worden, aber verbunden mit einem Set von Kriterien, dessen Erfüllung in die Kandidatur münden würde. Die Tatsache, dass die Ukraine ein Opfer russischer Aggression ist, bedeutet ja nicht, dass sie bereit ist für den Kandidatenstatus."

„Was heißt das konkret für mich!?“

Auch in diesem Jahr wird der Krieg in der Ukraine weiter im Fokus stehen, auch wenn die westliche Siegeszuversicht, das kann man zwischen den Zeilen lesen, langsam einer nüchterneren Berichterstattung und Einschätzung weichen wird. Die Ukraine ist ohne Zweifel das Opfer, denn es ist nicht so, wie Frau Baerbock es in orwellscher Diktion einst zu formulieren pflegte, dass Waffen Leben retten, sondern vielmehr das Morden verstärken wird.

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