Das Bauhauptgewerbe ist ein bedeutender Wirtschaftszweig in Deutschland. Mehr als 12 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts werden für Bauinvestitionen aufgewendet. Jeder siebzehnte Beschäftigte in Deutschland ist im Baugewerbe tätig und zusammen erwirtschaften die Menschen in diesem Sektor mehr als die Branchen Information und Kommunikation oder die Finanzwirtschaft. Einer der wesentlichen Zweige dieses Sektors, mit dem auch der Privatbürger viel zu tun hat, ist der Hochbau. Während das gesamte Bauhauptgewerbe derzeit mit Problemen zu kämpfen hat, sind diese im Hochbau besonders arg. Dies zeigt eindrucksvoll die Beurteilung der Auftragsbestände im Zeitverlauf (Quelle: ifo Konjunkturperspektiven).

Ein vor der Tür stehender Aufschwung des Hochbaus sieht anders aus. Für weiterhin schwierige Zeiten sprechen die zähe Inflations- und Zinsentwicklung. Die Inflation ist hartnäckiger als von manchem Euphoriker erwartet und die Zinsen sind vor allem bei den langen Laufzeiten in der Eurozone wohl noch immer mehr als einen Prozentpunkt zu niedrig. Die langfristigen Zinsen sind für Immobilienkäufer bedeutsam, selbst wenn ständig nur über die Zentralbanksätze am kurzen Ende gesprochen und geschrieben wird.

Das gilt übrigens unabhängig davon, ob bereits jetzt viele von den aktuellen Sätzen finanziell überfordert sind. So treffen derzeit hohe Kosten für den Bau und die Finanzierung auf eine immer striktere Regulierung und eine politisch verursachte Planungsunsicherheit. So schafft man es trotz eines zunehmenden Wohnraummangels die Baukonjunktur vor die Wand laufen zu lassen.

Wie die Beurteilung der Auftragsbestände nahelegt, ist der Mangel an Fachkräften kein generelles Problem im Hochbau. Nur rund 10 % der Unternehmen beurteilen diesen Punkt als hinderlich für die geschäftliche Entwicklung.

Bei der Auftragslage sieht die Lage anders aus. Mehr als die Hälfte der Firmen aus dem Hochbau beurteilen diese als problematisch. Diese Tendenz weist seit Mitte des Jahres 2022 steil nach oben. Das ist positiv für diejenigen Auftragsgeber, deren eigene finanzielle Situation sich in den letzten Jahren nicht verschlechtert hat und die nun eine Situation vorfinden, in der die Auftraggeber wieder das Ruder in der Hand haben. So schnell kann sich der Wind drehen.

Eine Eintrübung der Auftragslage wirkt sich nicht nur unmittelbar auf das Personal aus, sondern mindert auch die Bereitschaft der Firmen, größere Investitionen, etwa in Baumaschinen, zu tätigen. Die wirtschaftliche Schwäche eines Sektors wirkt sich so im Zuge der Zeit auf weitere nachgelagerte Branchen aus.

Kommen wir abschließend kurz zurück auf den oft zu hörenden Begriff des Fachkräftemangels, der ja als Begründung für jeden Preisanstieg vom Schnitzel bis zum Auto herhalten muss. Was genau aber macht eigentlich eine Fachkraft aus? Während dies bei Facharbeitern klar ist, hapert es bei vielen offenen Stellen nicht selten am Arbeitswillen statt an einer mehrjährigen Ausbildung. Diesen Arbeitswillen beziehungsweise die Notwendigkeit, diesen vorzuweisen, hat man den Menschen durch das Bürgergeld als quasi bedingungsloses Einkommen abtrainiert.

Warum dies so ist, sollte man vorurteilsfrei betrachten, selbst wenn schon das Wort „Arbeitswillen“ gewohnheitsmäßig manchen auf die Palme bringt. Für manchen ist es - zumindest auf die kurze Sicht - eine wirtschaftlich rationale Entscheidung, daheim zu bleiben. Statt ständig vom Fachkräftemangel zu sprechen sollte daher lieber öfter der „Anreizmangel“ erwähnt werden.

Schlussendlich bleibt die Erkenntnis, dass reguläre Arbeit unter den gegebenen Bedingungen für viele Menschen aufgrund der zunehmend absurden Abgabenlast, der bedingungslosen Alternativen und dem damit einhergehenden marginalen finanziellen Grenznutzens, der mit einer regelmäßigen Tätigkeit verbunden ist, keinen Reiz ausübt. Die angestrebte Lenkungswirkung wurde somit erreicht, fraglich ist jedoch, ob die Richtung stimmt. Langfristig tragfähig ist ein solches Konstrukt weder gesellschaftlich noch volkswirtschaftlich. So einfach es ist, sich an Geschenke zu gewöhnen, so schwierig wird es dann, wenn diese ausbleiben und die Rechnung ins Haus flattert.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Hohe Steuern und Abgaben sowie allgegenwärtige Eingriffe und Steuerungsversuche des Staates ersticken die Motivation der Menschen. Die daraus resultierende Verschiebung des Anreizsystems mag gut gemeint sein, wirkt aber auf Dauer genauso schädlich, wie negative Zinsen. Im Universum gibt es nichts geschenkt, die Frage ist lediglich, wer den Preis bezahlt.

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