Wenn die selbst errichtete Falle zuschnappt…

Bei Licht besehen hat sich die Bank of Japan angesichts ihrer verfolgten Geldpolitik selbst in diese Ecke manövriert. Zu einer Aufrechterhaltung der Anleihekäufe scheint es aus Sicht der Bank of Japan inzwischen keine Alternative mehr zu geben.

Nichtsdestotrotz haben die Akteure an den internationalen Finanz-, Bond-, Währungs- und Kreditmärkten die Entschlossenheit der japanischen „Währungshüter“ in den vergangenen Monaten wiederholten Tests unterzogen.

In diesem Zuge zogen die Zinsen im 10-jährigen Laufzeitbereich zwischenzeitlich empfindlich stark an, was die Bank of Japan wiederum dazu zwang, ihren anvisierten Zinsoberdeckel nach oben hin anzupassen.

Erste Anzeichen für ein mögliches Scheitern

Erste Anzeichen für ein mögliches Scheitern von Yield Curve Control (Kontrolle der Zinskurve durch die Notenbank) wurden sichtbar. Deutlich wird zudem, dass die Bank of Japan Ziele verfolgt, die miteinander konkurrieren und sich gegenseitig ausschließen.

Einerseits sollen die langfristigen Zinsen so niedrig wie möglich gehalten werden, um die gewaltigen Schuldenberge weiterhin bedienen zu können. Andererseits leidet der Außenwert des japanischen Yens unter den gegebenen Umständen.

Mehr und mehr erweckt es den Eindruck, als würde der japanische Yen angesichts von Yield Curve Control zu einer Weichwährung mutieren, was wiederum die Importpreise – und somit die heimische Inflation – beflügelt.

Einstmals befand sich der japanische Yen unter jenen Fiat-Währungen, welche unter Investoren an den internationalen Finanzmärkten als Fluchtburg und sicherer Hafen in Krisenzeiten wahrgenommen wurden.

Diese Zeiten scheinen jetzt allerdings vorbei zu sein. Sollte sich die Bank of Japan dazu gezwungen sehen, von ihrer Nullzinspolitik abzulassen, wird es im Land der aufgehenden Sonne unter aller Voraussicht noch zu ganz anderen Problemen kommen, die in eine von Japan ausgehende Systemkrise münden werden.

Es könnte gut der Fall sein, dass sich der jüngste Anstieg des Goldpreises zumindest teilweise auf die aktuellen Entwicklungen in Japan zurückführen lässt. War es in der Vergangenheit so, dass in Krisenzeiten sowohl der japanische Yen wie auch Gold als sichere Häfen gefragt waren, so hat die über einen viel zu langen Zeitraum anhaltende Nullzinspolitik der Bank of Japan die Dinge aus Sicht der heimischen Währung auf den Kopf gestellt.

Selbst moderateste Zinsanstiege gefährden die momentan bestehenden Strukturen

Die japanische Wirtschaft befindet sich – ganz zu schweigen von dem astronomischen Staatsschuldenberg – mittlerweile in der prekären Situation, dass selbst moderateste Zinssteigerungen kaum mehr verkraftet werden können.

Die nachfolgende Grafik von tradingeonomics.com gibt Aufschluss darüber, dass die bis vor Kurzem noch als sakrosankt bezeichnete Schallmauer von 150 Yen pro US-Dollar inzwischen signifikant nach oben durchbrochen worden ist.

Zwischenzeitlich waren gar mehr als 158 Yen pro US-Dollar zu bezahlen, was einen Hinweis darauf liefert, dass der Bank of Japan die Dinge aus den Händen zu gleiten drohen. Die akute Situation am Währungsmarkt berücksichtigend, lässt sich durchaus mit einer Ankündigung zu weiteren Interventionen durch die Bank of Japan rechnen.

Aus jüngst publizierten Daten der japanischen Notenbank ging hervor, dass zuletzt neun Billionen Yen – oder umgerechnet rund 60 Milliarden US-Dollar – dafür aufgebracht wurden, um den Außenwert der heimischen Währung zu stabilisieren.

An der fundamentalen Lage hat sich nichts geändert – Gold hebt ab!

Währungsanalysten blicken hingegen mehrheitlich mit großer Skepsis auf die verzweifelte Lage, in der sich die Bank of Japan befindet. Zwar sei es gelungen, den japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar angesichts der erfolgten Interventionen von mehr als 158 auf nunmehr wieder gut 153 zu drücken.

Allerdings habe sich an der fundamentalen Lage, unter welcher der japanische Yen leidet, nichts geändert. Die Talfahrt der japanischen Währung dürfte mittel- bis langfristig also anhalten, solange die Bank of Japan in ihrer Währungspolitik keinen ernst zu nehmenden Kurswechsel bekannt gibt.

Noch interessanter ist es, sich anhand der nachfolgenden Grafik von jmbullion.com einmal die Talfahrt der japanischen Währung gegenüber Gold zu Gemüte zu führen. Der hiermit verbundene Kaufkraftverlust der japanischen Währung wird auf diese Weise noch besser ersichtlich.

Es wird aufmerksame Beobachter gewiss nicht überraschen, dass die Entwertung des Yens angesichts der anhaltenden Geldflutungsaktionen durch die Bank of Japan zunehmend dramatische Züge annimmt.

Es stellt sich angesichts der aktuellen Entwicklungen eigentlich nur die Frage danach, was erst geschehen wird, wenn die 10-jährigen Zinsen in Japan die Schallmauer von einem Prozent nach oben durchbrechen sollten?!

Carry Trades – Was droht in Folge einer potenziellen Rückabwicklung?

Die weiterhin ultraniedrigen Zinsen in Japan verleiten Investoren und institutionelle Anleger weltweit dazu, sich auf Basis des japanischen Yens zu verschulden, um diese aufgenommenen Darlehen höher verzinslich in anderen Weltregionen zu veranlagen.

Was wird geschehen, falls sich diese Carry Trades aufgrund von steigenden Zinsen in Japan rückabwickeln werden – und dies in einer Geschwindigkeit, die sich momentan vielleicht niemand vorzustellen wagt?

Zu wie vielen Insolvenzen und Zahlungsausfällen würde es in der japanischen Wirtschaft kommen? Immerhin ist der japanische Yen inzwischen auf ein 34-Jahres-Tief gesunken, doch Schützenhilfe durch die amerikanische Federal Reserve Bank lässt nach wie vor auf sich warten.

Noch immer hält sich an den globalen Finanzmärkten die Hoffnung auf eine baldige Senkung der Zinsen in den Vereinigten Staaten, wodurch sich die Zinsschere zwischen den USA und Japan ein wenig schließen würde.

Zinssenkungen in den Vereinigten Staaten würden wahrscheinlich einen Beitrag dazu leisten, ein wenig Druck vom Kessel der japanischen Währungsentwicklung zu nehmen. Doch bisher deutet nichts darauf hin, dass die Federal Reserve Bank den damit verbundenen Erwartungen stattgeben wird.

Im Gegenteil hatte der Chef der amerikanischen Großbank JPMorgan Chase, Jamie Dimon, kürzlich davor gewarnt, dass sich die Federal Reserve Bank dazu gezwungen sehen könnte, ihren Leitzins noch auf bis zu acht Prozent anzuheben.

Welche zusätzlichen Optionen bieten sich der Bank of Japan noch?

Was wird der Bank of Japan angesichts der momentanen Situation anderes übrig bleiben, als einen Teil ihrer Währungsreserven mit dem Ziel einer Stützung der heimischen Währung in den Ring zu werfen.

Wer in die Vergangenheit blickt, erkennt, dass derartige Stützungsmaßnahmen in den meisten Fällen nur kurzfristig für Erleichterung gesorgt hatten. Sollte sich die Bank of Japan auf diese Weise Zeit „erkaufen“ wollen, so vielleicht in der Hoffnung auf alsbald sinkende Zinsen in den Vereinigten Staaten.

Deutlich wird angesichts der aktuellen Entwicklungen, dass sich die Bank of Japan in einer zunehmend brenzliger werdenden Lage befindet. Denn sollten die Zinsen in Japan nicht bald steigen, so dürfte der japanische Finanzmarkt aus Sicht von ausländischen Investoren unter Berücksichtigung des bestehenden Zinsgefälles immer unattraktiver werden.

Hingewiesen sei darauf, dass die langfristigen Zinsen in Japan trotz des Bekenntnisses der japanischen Notenbank zu Yield Curve Control seit Jahresbeginn wieder beständig nach oben geklettert sind. Aus einer Zins-Grafik von tradingeconomics.com geht diese Situation auf eine anschauliche Weise hervor.

Japan befindet sich weltweit unter den größten Haltern von amerikanischen Staatsanleihen. So hält die Bank of Japan in ihrem Bondportfolio U.S. Treasury Bonds in einem Gegenwert von rund einer Billion US-Dollar.

Sollte sich die Lage in Japan verschlechtern, wovon aktuell auszugehen ist, so wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis die Bank of Japan sich von einem Teil ihrer amerikanischen Staatsanleihen wird trennen müssen.

Auf welch andere Weise sollte sich die japanische Notenbank einer potenziell anhaltenden Talfahrt der heimischen Währung entgegenstellen?! Sollte die Bank of Japan amerikanische Staatsanleihen veräußern (müssen), dürften die Zinsen weltweit weiter steigen.

Im gleichen Atemzug würden Anreize geliefert, um die auf japanischen Yens basierenden Carry Trades noch zu intensivieren. In Japan beginnt sich sukzessive ein Fiat-Geld-Endspiel abzuzeichnen, dem unter global aktiven Investoren mehrheitlich augenscheinlich noch nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird.

In den USA bliebe der Federal Reserve Bank im Fall eines solchen Szenarios wohl nichts anderes übrig, als eine weitere QE-Runde bekannt zu geben. Denn die an die Bondmärkte strömenden US-Staatsanleihen könnten in einer solchen Größenordnung wiederum nur durch die Federal Reserve Bank aufgesogen werden.

Dass die globale Wirtschaft und das auf ohnehin bereits seit Jahren auf tönernen Füßen stehende Weltfinanzsystem angesichts eines solchen Ausblicks noch instabiler zu werden drohen, dürfte eine der Quintessenzen sein, die es aus den heutigen Ausführungen mit zu nehmen gilt.

Bei Licht besehen sitzt die Bank of Japan in einer selbst gebastelten Mausefalle. Risiken und Gefahren gehen von einem möglicherweise noch stärker im Außenwert sinkenden Yen auch aus Sicht der Bond- und Anleihemärkte aus.

Neu zu verkündende QE-Programme in den USA und Europa würden die Inflation abermals befeuern und den Abwertungswettlauf an den internationalen Währungsmärkten auf eine neue Stufe heben.

Die Wechselwirkungen zeigen, dass sich die Federal Reserve Bank in den Vereinigten Staaten kaum in einer besseren Ausgangslange befindet als die Bank of Japan. Bemerkenswerte und in dieser ehrlichen Form teils unerwartete Aussagen zur amerikanischen Geldpolitik wurden kürzlich in einem Interview durch den ehemaligen Präsidenten der Federal Reserve Bank of Kansas, Thomas Hoenig, getätigt.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite barrons.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Wie bereits in vorherigen Ausführungen zu diesem Thema vermutet, gehen von den aktuell zu beobachtenden Geschehnissen in Japan systemische Gefahren aus, denen mehrheitlich noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt zu werden scheint.

Mehr und mehr erweckt es den Eindruck, als würde der japanische Yen im direkten Vergleich zu anderen Fiat-Währungen wie dem US-Dollar und vor allem Gold zu einer Weichwährung verkommen.

Anhand dieses Beispiels beginnt sich abzuzeichnen, dass durch nichts gedeckte und beliebig durch Zentralbanken vermehrbare Fiat-Währungen ihrem intrinsischen Wert null entgegen steuern! Lediglich Investitionen in harte Sachwerte vermögen langfristig vor dem hiermit verbundenen Wertverfall und Kaufkraftverlust zu schützen.

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