Denn warum sonst sollten Unternehmen es nötig haben, ihre Quartalsergebnisse künstlich aufzuplustern? Die artifizielle Gewinn-Aufplusterung gebührt hauptsächlich Aktienrückkäufen, durch die sich der Gewinn pro Aktie erhöht, da Unternehmen mittels Aktienrückkäufen ausstehende Anteilsscheine vom Markt nehmen.

Kurspflege statt sinnvoller Investitionen

So haben die angekündigten Aktienrückkäufe im amerikanischen Unternehmenssektor laut CNBC die Schwelle von $1,1 Billionen erklommen. Wow, könnte man meinen, dann kann die Party ja weiter gehen. Doch hier kommt die schlechte Nachricht, da mehr als $800 Milliarden bereits in Aktienrückkäufe investiert worden sind.

Der jüngste Markteinbruch hat eine Reihe von US-Unternehmen dazu veranlasst, weitere Aktienrückkäufe bekannt zu geben – sehr wahrscheinlich, um in Eigeninteresse Kurspflege zu betreiben. Anstatt in CAPEX-Investitionen zu fließen, werden also weitere $300 Milliarden zum Versuch einer künstlichen Aufplusterung der Aktienkurse gesteckt.

Wohin dies letztendlich führen wird, zeigt sich momentan sehr brutal am abschreckenden Beispiel der US-Industrieikone General Electric. Ich hatte zuletzt mehrfach über die äußerst angespannte Lage des Unternehmens berichtet, beispielsweise hier.

Dass es unter anderem „gefallene Engel“ wie Facebook oder Lowe's sind, die sich unter jenen Konzernen befinden, die abermals tief in die Tasche greifen wollen, um eigene Aktien zurück zu kaufen, sagt ebenfalls einiges aus.

Kompensation von politischen Börsen mit kurzen Beinen

CNBC will von Händlern mitgeteilt bekommen haben, dass ein Großteil der angedachten Aktienrückkäufe auf dem Glauben basiere, dass der jüngste Sell-Off an den Aktienmärkten größtenteils einen politischen Hintergrund gehabt habe.

Hierzu zählten unter anderem der Brexit, der sino-amerikanische Handelskrieg und die Problemlage in Italien. Viele Unternehmen rechneten damit, dass sich diese Problemlagen zum Positiven auflösen werden. Um die globale Wirtschaft sei es nicht so schlecht bestellt wie mancherorts momentan geglaubt werde.

Gebannter Blick auf die FED

Tja, kein Wort über eine partielle Inversion der amerikanischen Zinskurve, die nur noch wenige Basispunkte davon entfernt ist, in Gänze zu invertieren. Es bleibt abzuwarten, wie die Zinsentscheidung der Fed am heutigen Abend ausfallen wird. Eine Absage an eine eingepreiste Zinserhöhung könnte die kurzfristigen Zinsen gewiss unter Druck bringen.

Auf diese Weise würde es wohl erst einmal nicht zu einer vollumfänglichen Inversion der amerikanischen Zinskurve kommen. Doch andererseits wird es im Falle einer ausbleibenden Zinsanhebung in den USA sehr wahrscheinlich zu einer ganz anderen Debatte kommen, die da lautet: Wie unabhängig ist die Fed denn tatsächlich von der Politik?!!

Ob den Finanz- und Aktienmärkten das Aufkommen einer solchen Debatte gut tun würde, bleibt abzuwarten. Ich glaube das persönlich nicht, denn schließlich ist die Fed Statthalterin der Weltreservewährung US-Dollar. Eine Debatte um eine politische Beeinflussung oder gar Abhängigkeit der Fed würde deren Glaubwürdigkeit schweren Schaden zufügen.

Rückkäufe können nicht über einen Kamm geschert werden

Während in einem Bloomberg Op-Ed zuletzt die guten und schlechten Seiten im Hinblick auf Aktienrückkäufe gegeneinander aufgewogen wurden, machte Autor Barry Ritholtz darauf aufmerksam, dass Aktienrückkäufe immer auf firmenspezifischer Basis analysiert werden müssten.

Dies gelte insbesondere für hyper-wettbewerbsintensive Industrien, in denen es momentan zu existentiellen Bedrohungen und aufkommenden Fragen über die Überlebensfähigkeit von einzelnen Unternehmen käme. Dies gelte vor allem im Fall von General Electric und General Motors – und vielleicht auch gar für Apple, so das abschließende Statement.

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