Die Aktienrückkäufe in Amerikas Unternehmenssektor setzen sich im neuen Jahr ungebremst fort. Das neue Jahr ist gerade einmal sechs Wochen jung, während amerikanische Konzerne und Unternehmen in diesem überschaubaren Zeitraum ihren Investoren und Anteilseignern Aktienrückkäufe in einem Umfang von kumuliert $140 Milliarden in Aussicht gestellt haben.
Nach Rekordjahr 2018: Enormer Anstieg von Rückkäufen in 2019 - Ist Trump schuld?
Dies entspricht einem Anstieg von rund 28% im Vergleich mit der Vorjahresperiode, wie neue Schätzungen zeigen. Bereits im Gesamtjahr 2018 war es in den USA zu einem Anstieg der Aktienrückkäufe in einem Umfang von 58% gekommen. Nichtsdestotrotz scheinen die Unternehmen in den USA im laufenden Jahr noch einen oben drauf setzen zu wollen.
Denn im Vergleich mit dem Durchschnitt in den letzten fünf Jahren haben sich die Ankündigungen zu Aktienrückkäufen in den ersten sechs Wochen des neuen Jahres nochmals verdoppelt. Kritiker der US-Administration von Donald Trump führen ins Feld, dass die kurz vor Weihnachten 2017 verabschiedete Steuerreform Unternehmen in den USA dazu verleitet habe, die eingesparten Gelder in Aktienrückkäufe anstelle von Investitionen zu stecken.
Sozialismus? Sanders will gesetzliches Verbot erwirken
Nicht von ungefähr hat sich bereits seit einiger Zeit großer Unmut im linkspolitischen Spektrum in den Vereinigten Staaten breit gemacht. Allen voran US-Senator Bernie Sanders, der seine erneute Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten im Wahljahr 2020 bekannt gegeben hat, und aufstrebende Abgeordnete wie Alexandria Ocasio-Cortez stellen Amerikas Konzerne und Unternehmen aufgrund von deren Aktienrückkäufen öffentlich an den Pranger.
In den USA ist nun eine Sozialismusdebatte entbrannt, nachdem unter anderem Sanders ankündigte, einen Gesetzentwurf in den Kongress einbringen zu wollen, um Aktienrückkäufe in der Zukunft gesetzlich zu verbieten. US-Präsident Trump ging auf diese Entwicklungen in seiner jüngst gehaltenen Rede an die Nation ein, darauf hinweisend, alles unternehmen zu wollen, um ein potenzielles Abdriften Amerikas in den „Sozialismus“ zu verhindern.
Besteuerungspläne auch seitens der Republikaner angedacht
Im letzten Jahr wurden in Amerika im Hinblick auf Unternehmensaktienrückkäufe neue Rekorde aufgestellt, nachdem die Firmen für diesen Zweck einen Betrag von mehr als eine Billion US-Dollar zur Verfügung stellten, während die sozialen Schieflagen und Ungleichheiten im Land in einem immer schnelleren Tempo wachsen.
Selbst der republikanische US-Senator Marco Rubio aus Florida teilte heute mit, Pläne einer zukünftigen Besteuerung von Aktienrückkäufen in den USA zu verfolgen. Die beiden demokratischen US-Senatoren Bernie Sanders und Chuck Schumer wollen gar noch einen Schritt weiter gehen, um Aktienrückkäufe auf Basis eines gemeinsamen Gesetzentwurfs in der Zukunft solange zu verbieten, bis Amerikas Unternehmen ihre Bereitschaft dazu zeigten, die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter anzuheben und deren Sozialleistungen zu verbessern.
Gewinnentwicklung: Auch Rückkäufe können zu keinen weiteren Höhepunkten verhelfen…
Nach wie vor handelt es sich um dieselben zugrundeliegenden Probleme, die ich meinen Lesern in diesem Zusammenhang in der Vergangenheit vor Augen zu führen versucht habe. In vielen Fällen fällt es Unternehmen in den USA nämlich unheimlich schwer, das eigene Umsatz- und Gewinnwachstum auf rein operationaler Basis zu steigern.
Da mittels Aktienrückkäufen die ausstehende Anzahl der im so genannten Free Float umlaufenden Anteilstitel eines Unternehmens reduziert wird, erhöht sich in der Folge nicht selten auch der Gewinn pro Aktie. Selbst zahlreiche Finanzanalysten sind der Ansicht, dass die meisten Unternehmen in den USA ihre Produktionsbasis im aktuellen Umfeld nicht zu steigern brauchen, da es die Nachfrage nicht hergäbe.
Cash wird aus diesem Grund seit Jahren verstärkt in den Rückkäufe von eigenen Aktien investiert. Hierüber wird Financial Engineering betrieben, da die Umsätze und Gewinne auf Basis der umlaufenden Anteilsscheine mittels Aktienrückkäufen aufgehübscht werden. Doch selbst im Angesicht dieser Maßnahmen scheint die Gewinnentwicklung nun ihren Höhepunkt überschritten zu haben, worauf einschlägige Daten und Indikatoren zuletzt hinwiesen.
Kommentare
Oder wollen die Unternehmen jetzt die Grundlage schaffen, später leichter Rekapitalisierungen durchführen zu können?
Nein die Unternehmen schneiden sich nicht ins eigene Fleisch, sondern verdienen 2 mal an der Transaktion und sichern sich noch vor Krisen ab. Warum ?
Ein Unternehmen, bestehend aus 1000 Werteinheiten hat 1000 Aktien herausgegeben. Also eine Aktie je Werteinheit. Die Aktie liegt mau am Markt, da sich das Unternehmen auch nur mau entwickelt. Das Unternehmen benötigt vielleicht sogar Kapital zu 6 % Zinsen....
Statt sich das Geld nun zu 6 % zu leihen für angebliche Investitionen, gibt das Unternehmen neue Aktien heraus. Investiert das Unternehmen nur in goodwill, dann sinkt folglich der Wertanteil am Unternehmen je Aktie ! Also hatte vorher ein Investor von den 1000 möglichen Aktien selbst 100 Aktien, hielt er einen Anteil von 10 %. Kommen mehr Aktien hinzu, sinkt sein Anteil unter 10 %....
Sinken nun die Kreditzinsen, kann das Unternehmen seine (möglichst alten zu höheren Zinsen finanzierten) eigenen Aktien zurückkaufen, kassiert dabei schon einmal den potentiellen Zinsgewinn, erzeugt einen höheren Aktienkurs (da diese Aktie mehr gehandelt wurde und sich das Angebot verknappt) wodurch wieder Gewinne entstehen, erniedrigt die Quote fremden Kapitals und steigert den eigenen Anteil am eigenen Unternehmen durch Rückkäufe...! Es sorgt quasi für einen Kursanstieg durch Herausgabe und Rückkauf der eigenen Aktien und schöpft diesen fiktiven Gewinn ab (ein perpetuum mobile). Der trottelige externe Investor verlor mit dem mehr an Aktien ohne Unternehmensinvestitionen erst Anteile am Sachwert des Unternehmens, merkte dies nicht durch den gestiegenen Kurs, hatte womöglich selbst zu X % seinen Aktienkurs finanziert und verkauft in einer Niedrigzinsphase dann seine restlichen Sachwerte am Unternehmen.... (ist er nicht nur trottelig, sondern ein Volltrottel, dann glaubt er einen Gewinn gemacht zu haben, weil er nominal einen Zuwachs hatte.... Geschieht dies auf dem Weg in eine Wirtschaftskrise, wiederholst Du gerade die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts...
Was hilft es, für 20 Goldmark eine Siemensaktie gekauft zu haben, wenn Du sie für 50 Milliarden Reichsmark verkaufst und Dir von den 50 Milliarden ein Brot kaufen kannst ...? Hier nur erkennbar, weil eine Währungsreform dazwischen kam. Hättest Du später die 50 Milliarden in Siemensaktien investiert würde der Sachwert Deiner "Investition" immer noch sinken, wenn die Siemens AG Unmengen Nominaleinheiten neu auf dem Markt bringt, weil ja Dein Anteil am Sachwert sinkt... Der steigende Kurs müsste schneller als die Inflation sein, um noch eine Rendite zu erzielen... Erhöht sich die Steuer oder kommt ein Lastenausgleich, wird letzteres gerade abgeschöpft ohne dass die Wirtschaft Schaden nimmt...
War das Unternehmen vorher verschuldet und seine Aktien befanden sich in allerlei fremden Händen, war es danach schuldenfrei und hielt einen Großteil der eigenen Aktien...
Vergleich einfach mal die Gewinne eines Unternehmens mit den Indikatoren seine Produktivität... Woher sollen denn die ganzen Gewinne kommen, wenn sich die Produktivität nicht ändert und keine Einsparungen vorgenommen wurden ? Hat ein Unternehmen oder auch eine Bank angebliche Gewinne trotz Einnahmeerosion und kann auch kein cost-cutting betreiben, dann sind dies auch keine echten Gewinne... Dann lag dies letztendlich an zu viel Geld auf dem Markt, also an einer Steigerung der Nominalwerte bei gleichbleibenden Sachwerten...