Mario Draghi hatte wieder einmal seinen großen Auftritt. Allerdings ohne eine dem Anlass gewiss gebührende einleitende Europafanfare aus der Feder des Barockkomponisten Marc-Antoine Charpentier, umkränzt mit den Europasternen samt EZB-Konterfei – nun ja, zumindest noch nicht. Parkett-Chor und -Orchester wären passend dazu dem Taktstock ihres (eigentlichen) Maestros nur allzu gerne gefolgt. Euro-Visionen... Aber wieso „hätten“? Sie taten es ja, wenn auch nach einigen orientierungstechnischen Irrungen und Wirrungen, die sich u.a. auch in den nachmittäglichen Charts ablesen ließen. So auch dieses Mal. Interventionsmanipulierte Marktpsychologie, die gar nichts, aber auch überhaupt nichts mehr mit „freien Märkten“ zu tun hat – dafür aber um so mehr gemein mit dem Dauer-Flash eines schwer Drogensüchtigen...

60 Milliarden Euro soll die monatliche Lieferung groß sein, bis auf ein (unmittelbar) gemeinschaftlich zu tragendes Fünftel zu verantworten von den jeweiligen nationalen Notenbanken. Der finale und alles lösende Schuss aus der „Rettungs“-Bazooka, hoffen die einen. Der letzte Versuch eines europäischen Zentralbankers, schwerwiegende systemimmanente Schieflagen für einen letzten Augenblick finanzmarktgerecht zu übertünchen und aufzuhübschen, sagen die anderen. Wobei es allenfalls vordergründig um die Ankurbelung von Inflation bei gleichzeitiger Bekämpfung von Deflation geht. Unter anderem wohl auch deshalb, weil man Deflation für ein Krisenauslöser hält und nicht etwa für ein Krisensymptom. Im eigentlichen Sinne dürfte es jedoch um etwas ganz anderes gehen: die Gewährung einer letzten Nachspielzeit für das Euro- respektive Geldsystem samt der darin agierenden bzw. davon profitierenden Akteure. Jene billionenfach verschossenen Pfeile – ob zeitlich oder volumenmäßig noch auszuweiten – dürften, zudem unter markanter Abwertung der Gemeinschaftswährung, als die definitiv letzten gelten, denen irgendeine „Heilungswirkung“ zugeschrieben werden könnte...

Was an der einen Stelle im Euroraum als konjunkturabwürgendes Schreckgespenst gilt, ist an anderer Stelle längst Gang und Gebe: innere Abwertung, austeritäts-verantwortet und Troika-verordnet. Eine Zwangsabwertung innerhalb eines längst nicht für alle adäquaten Währungssystems, jedoch bislang ohne (breitenwirksam kommunizierte) Aussicht auf Alternativen. Siehe etwa Griechenland. Aber selbst das allen Demoskopie-Auguren zufolge am kommenden Sonntag siegreiche Syriza-Bündnis wird sich wohl nicht so schnell wie ihm einst zugeschrieben vom Korsett einer Gemeinschaftswährung befreien wollen oder können: die sog. „Realpolitik“ mag – zumindest kurzfristig – die beteiligten Finanzmarktakteure immerhin trösten oder beruhigen. Irgendwann jedoch wird (auch) Griechenlands Bevölkerung begreifen, wo tatsächlich der Hase im Pfeffer liegt. Und diese dürfte dabei beim Blick über zahlreiche (süd-) europäische Ufer hinweg beileibe nicht die einzige sein und bleiben...

 

===== N E W S =====

 

BIS SEPTEMBER 2016: EZB WIRD FÜR 60 MRD. EURO IM MONAT ANLEIHEN KAUFEN

Gemäß des nicht einstimmigen Notenbank-Beschlusses sollen Asset Backed Securities, Staatsanleihen nebst anderer Assets unterschiedlichster Laufzeiten zu billigem Geld gemacht werden – was ja auch in der GroKo alles andere als unumstritten ist. Allerdings sollen die Risiken zu „lediglich” einem Fünftel vergemeinschaftet werden. Nun ja, für erste jedenfalls...

DWN

 

Heise (Telepolis)

 

Lost in EUrope

 

Handelsblatt

 

SCHWEIZER PRIVATBANK REICHT NEGATIVZINS AN PRIVATKUNDEN WEITER

Und zwar in Höhe von 0,75 Prozent ab dem ersten Franken Guthaben über 100.000 Fränkli. Heißt also, der Kunde muss schon deutlich mehr abdrücken als bei der thüringischen Skatbank. Aber keine Sorge: das bleiben bestimmt „Einzelfälle”...

DMN

 

RUSSLAND: INFLATION BEI LEBENSMITTELPREISEN ERREICHT BIS ZU 150 PROZENT

Stark gefallener Rubel, teure Importe, Embargoschranken und fertig ist der erste Hyperinflations-Mix...

The Moscow Times

 

JEMEN: SCHIITEN ERZWINGEN ÄNDERUNGEN IM VERFASSUNGSENTWURF

Wenigstens in einem Land in dieser brennenden Region scheinen die Zeichen auf Deeskalation zu stehen. Nach den Unruhen der letzten Tage und Wochen sollen nun beide Konfessionen entsprechend konstitutionelle Berücksichtigung finden. Auch die (US-gestützte) Regierung bedarf nun eines Neustarts.

Heise (Telepolis)

Handelsblatt

BUNDESREGIERUNG: BEHÖRDEN MÜSSEN JEDE KOMMUNIKATION MITLESEN KÖNNEN

Einmal mehr wird klar, warum Berlin vor NSA & Co. dermaßen kuscht: man begehrt selbst schließlich am meisten das, wonach angelsächsische Schnüffler suchen...

DWN

 

Heise

 

===== H I N T E R G R U N D =====

 

ÖLPREISABSTURZ: DEM NORDSEE-ÖL DROHT DAS AUS

Die (vergleichsweise hochpreisigen) Ölförderer vor unserer Haustüre schlagen Alarm – und so mancher leidet bereits unter schwerer Schnappatmung...

Handelsblatt

 

Zero Hedge

 

US-ERSTANTRÄGE AUF ARBEITSLOSENHILFE: MASSIVER ANSTIEG IN DEN „FRACKING”-BUNDESSTAATEN

Landesweit 307.000 neue Arbeitslose haben die Märkte gestern kaum bewegt – doch blicken Sie mal genauer auf den gemeinsamen Chart von Texas, Colorado, North Dakota, Pennsylvania und West Virginia...

Zero Hedge

 

VOR DER PARLAMENTSWAHL AM SONNTAG: UMRISSE DES NEUEN GRIECHENLAND

Letzte Stimmungen, Umfragen sowie wahlarithmetische Analysen. Das soziale und volkswirtschaftliche Desaster des Landes lässt sich stets am knackigsten mit Hilfe knapper Zahlen beschreiben. Darüber hinaus scheint der Mega-Bailout in dreistelliger Milliardenhöhe noch immer nicht recht zu ziehen...

GEOLITICO

 

Zero Hedge (Volkswirtschaftliche Daten Griechenlands)

 

Zero Hedge (Bailout Griechenlands)

 

WAFFENEXPORTE: STATISTISCHES BUNDESAMT VERSCHLEIERT RÜSTUNGSDATEN

„Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!” Und worüber gar nicht berichtet wird, kann sich schließlich niemand aufregen. Wieder einmal scheint die Waffenlobby ganze Arbeit geleistet zu haben...

ZEIT

 

ZU GUTER LETZT — GEORG SCHRAMM: ÜBER POLITIKER IM FERNSEHEN

Das Wohlgefühl wohlfeiler Worte aus Politiker schätzt der deutsche (Fernseh-Talkshow-) Zuschauer, und nicht nur dieser. Nachdenken kommt hinterher, wenn überhaupt. Eloquent präpariert und wohltuend zugespitzt!

3sat (via youtube)

 

Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.

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