Der Eindruck „ewiger Jugend“ wurde noch dadurch verstärkt, dass Todenhöfer sich zusammen mit drei Mitstreitern und Parteimitgliedern auf dem Podium der Presse präsentierte, die im Alter seiner Kinder, bzw. Enkelkinder hätten sein können.

Die Pressekonferenz wurde von der attraktiven Luisa Geesdorf eröffnet, einer 24jährigen Absolventin der angesehenen Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, die so eloquent durch die Veranstaltung führte, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.

Geesdorf war Mitglied der Partei die Linke, bis sie zu dem Team Todenhöfer wechselte, war beruflich im Bundestag und bei der hauptstädtischen Polizei tätig. Neben Ihr waren noch Gizem Aksa anwesend, eine saarländische Juristin, ehemaliges CDU-Mitglied, die für das Fundraising zuständig ist, sowie Maximilian Rüger, der Leiter der Parteizentrale, der als Familienvater und Consulter vorgestellt wurde.

Austritt aus der CDU, nach einem halben Jahrhundert Mitgliedschaft

Seinen letzten Geburtstag nahm Todenhöfer zum Anlass aus der CDU auszutreten, jener Partei also deren Mitglied er 50 Jahre war und für die er 18 Jahre im Bundestag saß. Als CDU-Politiker gehörte Todenhöfer, der vom Beruf Richter ist, zum rechten Flügel der Partei, damals in den 1980er Jahren, zum sogenannten Stahlhelmflügel und fiel durch einen starken Antikommunismus auf, was in der bundesrepublikanischen Realität jener Zeit keine Seltenheit war.

Sein Engagement für Afghanistan, nach dem Einmarsch der Roten Armee in das Land 1979, mag eventuell seinen Blick für die Menschen und die Region erweitert haben, auf jeden Fall stiegen der Nahe und Mittlere Osten zum Zentrum seiner Aktivitäten auf, nach dem Ende seiner Laufbahn als Abgeordneter.

Unzählige Reisen in die Staaten der Region folgten, aus denen sich eine rege und bemerkenswerte publizistische Tätigkeit ergab, die ihn spätestens nach dem 11. September 2001 in einen Konflikt mit dem westlichen Narrativ brachte, welches in der Bundesrepublik gepflegt wird wie ein Schmuckstück und machte sich einen Namen als Kritiker der westlichen Politik gegenüber der Region.

Todenhöfer scheute sich dabei nicht, auch die Krisengebiete zu bereisen, was ihn vorteilhaft von jenen Politikern und Medienvertretern unterscheidet, die ihr Weltbild am Schreibtisch fabrizieren und reproduzieren, ohne dieses durch eigene Recherche vor Ort in Gefahr zu bringen.

Vor Ort in den Krisengebieten

Seine Reise in den sogenannten „Islamischen Staat“, die Todenhöfer unter anderem zusammen mit seinem Sohn Frederic absolvierte, sorgte für großes Aufsehen, wobei die Kritik an seiner Person und seiner medialen Tätigkeit im öffentlichen Raum zunahm.

Todenhöfer als "umstrittener" Politiker

Inzwischen gilt Todenhöfer als nicht mehr ganz „salonfähig“ in der akademisch-publizistischen Kunstlandschaft, welche größtenteils verantwortlich ist für das, was man hierzulande öffentliche Meinung zu nennen pflegt.

Das Attribut "umstritten" begleitet seinen Namen häufig bei Presseartikeln, als handele es sich hierbei um einen Makel. Hämisch werden seine weiteren Vorgehensweisen seitdem von den üblichen Presse-Organen kommentiert, so auch die Gründung seiner neuen Partei.

Sicherlich darf die Frage gestellt werden, ob eine Partei mit einem Familiennamen geführt werden sollte. Todenhöfer kann dieses egal sein. Von PR versteht der Mann etwas, vor allem von PR in eigener Sache. Flankiert von markanten Thesen und ungewöhnlichen Taten, hat sich Todenhöfer zu einer Figur des öffentlichen Lebens stilisiert und findet Zuspruch in Milieus, die auf der Suche nach alternativen Sichtweisen und politischen Perspektiven sind.

Eine bunte Programmatik

Was nun das Parteiprogramm angeht, welches der Presse präsentiert wurde, da gab es im Bereich der Wirtschafts- und Umwelt-Politik keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Todenhöfer jonglierte mit dem Begriff der "ökosozialen Marktwirtschaft", einer Zielvorstellung die von den Grünen gepriesen wird, angereichert mit klassisch-liberalen Elementen der Finanzpolitik und der Umverteilung.

Später wurde dies damit begründet, dass man viele Grünen und CDU-Wähler anzusprechen gedenkt, als potentielle Wähler, überhaupt gegen eine schwarz-grüne Koalition im Bund sei. Dadurch entstand zeitweise der Eindruck, ein Sammelsurium von Ideen und ideologischen Versatzstücken schwirre durch den Raum - aus unterschiedlichsten politischen Theorien und Richtungen stammend - in der Hoffnung, auf ein breites Echo zu stoßen.

Das alles versprühte den Eindruck einer gewissen politischen Beliebigkeit, was bei der Neugründung einer Partei vielleicht unvermeidbar ist.

Das Team Todenhöfer - eine Alternative in der Außen- und Verteidigungspolitik

Spannend wurde es, als man auf das Thema der Außen- und Verteidigungspolitik zu sprechen kam, denn hier bietet das Team Todenhöfer wirklich eine Alternative, gar einen radikalen Ansatz, welche sonst so nur von der Linkspartei repräsentiert werden:

Wir werden alle militärischen Einsätze im Ausland stoppen und wir werden alle deutschen Waffenexporte in Krisengebiete unter Strafe stellen

führte Todenhöfer aus.

Todenhöfers persönliche Wandlung, vom Bellizisten von einst zum Pazifisten von heute, fand hier ihren Ausdruck im Parteiprogramm. Richtigerweise argumentierte Todenhöfer, dass die Kriege des Westens, besonders der „Krieg gegen Terror“, gescheitert sind und verwies auf die Ursachen der Flüchtlingskrise und des Terrors.

Hier zeigte sich die Stärke des Programms, basierend auf der persönlichen Erfahrung Todenhöfers und seines Reifeprozesses. Er rief dazu auf, unsere außenpolitischen Interessen nicht mehr ausschließlich an den Interessen der USA zu orientieren, sondern an den Interessen Deutschlands und Europas. Todenhöfer berichtete von steigenden Mitgliederzahlen und verwies auf die Tatsache, dass man nur zur Bundestagswahl antreten werde.

Kein Wahlkampf, keine Aufmerksamkeit

Mit Sorge wies er auf die Tatsache hin, dass über das Abschneiden seiner Partei keine Prognosen gegeben werden können, denn man wisse ja nicht, ob überhaupt ein Wahlkampf - außerhalb der virtuellen Ebene - angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen stattfände.

Das Team Todenhöfer ist daher auf einen Aktionismus angewiesen, wie einen Tag vor der Pressekonferenz, als man vor der chinesischen Botschaft gegen die Unterdrückung der Uiguren demonstrierte, unangemeldet versteht sich.  

„Was heißt das für mich konkret!?“

Die Parteienlandschaft ist in Bewegung geraten, die politischen Machtverhältnisse verändern sich. Ob das "Team Todenhöfer" eine Chance besitzt, zukünftig auf der politischen Bühne der Republik eine Rolle zu spielen, ist zur Stunde völlig ungewiss. Leidenschaft und Motivation, Kritiker würden vielleicht schreiben "Besessenheit", sind bei Jürgen Todenhöfer und seinen jungen Mitstreitern auf jeden Fall vorhanden.

Ohne Sendungsbewusstsein lässt sich auch keine Parteigründung vollziehen, ohne PR-Aktionen erhält man keine Aufmerksamkeit. Die Frage also, ob das Team Todenhöfer eine Alternative auf dem Wahlzettel darstellt, muss sich der geneigte Leser selbst beantworten.

Schaden könnte es mit Sicherheit nicht, wenn der festgefahrene Kurs in der Außen- und Verteidigungspolitik durch eine weitere Oppositionspartei in Frage gestellt wird, schaden kann es auch nicht, wenn etwas mehr Leidenschaft und Frische in den Bundestag einziehen würde. Das Parteiprogramm im pdf-Format finden Sie HIER und HIER die Presskonferenz in voller Länge.

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