Die aktuellen Geschehnisse zeigen, dass China in eine immer präkerere Finanzsituation zu geraten scheint. Nicht nur die Kreditvergabe im Schattenbankensektor des Landes hat vor rund zwei Jahren ihren Höhepunkt überschritten, sondern auch so genannte Peer-to-Peer-Kreditvergabenetzwerke beginnen zu crashen (ich berichtete).

Der seit Jahresbeginn abermals an Fahrt aufnehmende Einbruch an den Festlandbörsen Chinas trägt sein Übriges dazu bei, um das heimische Finanzsystem zu erschüttern. Nun, da es in der Provinz zu ersten Bank Runs kommt, lassen sich die Risse augenscheinlich auch nicht mehr mittels einer bislang ultralaxen Geldpolitik übertünchen.

China im Mittelpunkt des Reuters Investment Summit in NYC

Eine wachsende Anzahl von Analysten ist der Ansicht, dass China einen „Reset“ benötige, in dessen Zuge die heimischen Banken rekapitalisiert würden. Gleichzeitig müsse Peking dafür sorgen, seine wirtschaftlichen Beziehungen zum Rest der Welt – einschließlich der USA – von Grund auf zu erneuern.

Und so standen die aktuellen Geschehnisse im Reich der Mitte auch im Mittelpunkt des diesjährigen Reuters Global Investment 2019 Outlook Summit in New York City.

25 Billionen USD-schwere Gegenmaßnahmen nötig!?

Unter anderem führte der namhafte Hedgefonds-Manager Kyle Bass, der sich als langjähriger Kritiker Chinas erweist, aus, dass der an den Tag gelegte Unwille der Pekinger Regierung, die staatliche Kontrolle über wichtige Märkte zu lockern, den mit größten Beitrag zu einem maßlos überschuldeten Finanzsystem beigetragen habe.

Bass ist des Glaubens, dass China mehr als 2,5 Billionen US-Dollar an Vermögensverlusten ins Auge blickt. Dieser Betrag würde dem Dreifachen des im Jahr 2008 in den Vereinigten Staaten verabschiedeten Bailouts zugunsten des amerikanischen Bankensektors entsprechen.

Aus meinem Blickwinkel ist noch weit interessanter, dass Bass fest mit einem Anwerfen der elektronischen Druckerpresse durch die People´s Bank of China rechnet. Auf umgerechnet 25 Billionen US-Dollar (!) werde sich der Betrag an neu „gedrucktem“ Geld auf Renminbi-Basis belaufen müssen, um sich dem abschwächenden Wirtschaftswachstum samt rückläufigem Kreditwachstum in China entgegen zu stemmen, so Bass.

Bankrottwelle im Unternehmenssektor & Probleme am Währungsmarkt

Schierer Wahnsinn sei aus heutiger Perspektive allein schon die Tatsache, auf welch überdimensionierte Weise das Reich der Mitte bereits von Fremdfinanzierungen abhängig ist. Und aus eben jenem Grund werde es zu einer bislang unvorstellbaren Welle von Bankrotten in China kommen.

Kyle Bass könnte wieder einmal den richtigen Riecher haben. Denn Tatsache ist, dass eine Bankrott- und Zahlungsausfallwelle in Chinas Unternehmenssektor schon längst dabei ist, an Fahrt aufzunehmen. Die Insolvenzquote dürfte mit Blick auf die kommenden Monate deutlich nach oben schnellen.

Einen Beitrag zu dieser Entwicklung wird wohl auch die Tatsache leisten, dass sich das Geldmengenwachstum im Reich der Mitte zurzeit auf dem niedrigsten Niveau seit rund vier Jahrzehnten befindet. Grund genug, um aus Sicht von Bass sicher sein zu können, dass es in China im Lauf der nächsten Jahre zu einem „Reset“ kommen wird (muss).

An den Währungsmärkten sieht Bass weiteres Ungemach heraufziehen. Aus diesem Grund hat Bass´ Hedgefonds Hyman Capital die eigens gehaltenen Shortposition bezüglich des Offshore-Yuan deutlich ausgebaut, während Longpositionen unter der Annahme eines weiter im Außenwert kletternden US-Dollars ausgebaut wurden.

Peking schwingt nur lange Reden

Ohne Partei zugunsten von US-Präsident Donald Trump zu ergreifen, hält Bass dessen harte Haltung in Handelssachen gegenüber China für richtig. Eine Anhebung der Zolltarife in den USA werde sich kurzfristig zwar als „furchtbar“ erweisen, doch langfristig sei dem durch das Weiße Haus eingeschlagenen Weg beizustimmen.

Ohne Kante zu zeigen, so Bass, werde sich am aktuellen Zustand der Weltwirtschaft nichts ändern. In China werde viel, lange und oft über eine Öffnung und Liberalisierung der heimischen Märkte geredet. Dabei bliebe es dann aber auch. Viele durch Peking in der Vergangenheit abgegebene Versprechungen hätten sich zudem bis dato in keiner Weise manifestiert.

Kyle Bass: China den Spiegel vorzuhalten, wäre cleverer gewesen

Bass teilt hingegen nicht Trumps Ansicht, laut der Handelskriege gut und leicht zu gewinnen seien. Trump hätte besser daran getan, China vor Augen zu führen, dass jede Handlungsweise der Pekinger Regierung in den USA auf die gleiche Art und Weise beantwortet wird.

Diese Vorgehensweise wäre dem Pfad der Reziprozität gefolgt. Öffnet China seine Märkte nicht, werden auch Amerikas Märkte im Umkehrschluss nicht für chinesische Unternehmen geöffnet. Bass ist der Ansicht, dass die Kommunikation einer solchen Strategie nicht nur leichter zu vermitteln, sondern aus Sicht des Weißen Hauses auch cleverer gewesen wäre.

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