Zum neuen Wochenbeginn befindet sich der chinesische Staatspräsident Xi Jinping auf einer offiziellen Staatsvisite in Griechenland. In diesem Zuge wurden zwischen der griechischen Regierung und Xis Delegation in der Hauptstadt Athen am heutigen Tage insgesamt sechzehn Vereinbarungen unterzeichnet, um die bilaterale Zusammenarbeit zwischen beiden Nationen in der Zukunft zu intensivieren.
Vereinbarungen in den Bereichen Agrar, Energie, Hafen und Tourismus getroffen
Diese unterzeichneten Vereinbarungen betreffen unter anderem den Agrar-, Energie-, Hafen- und Tourismusbereich. Bei Bloomberg wird ganz offen darüber gesprochen, dass die jetzt zwischen Griechenland und China unterzeichneten Vereinbarungen auf eine Expansion der Neue-Seidenstraße-Projekte innerhalb der Europäischen Union abzielten.
Wir erinnern uns, auf welch scharfe Kritik eine ähnliche Entwicklung zwischen Italien und China seitens Washingtons getroffen war. Geopolitische Beobachter räumen der Staatsvisite Xis in Griechenland am heutigen Tage eine Menge Raum in deren Berichterstattung ein, weil Griechenlands neuer Premierminister Mitsotakis erst in der vergangenen Woche im Reich der Mitte weilte.
Direktinvestitionen in Griechenland sollen bedeutsam steigen
Hier scheint sich also etwas zu entwickeln. Erfreut düften sich die seit 2011 wirtschaftlich arg gebeutelten Griechen darüber zeigen, dass die Pekinger Staatsführung ihre Direktinvestitionen in dem südosteuropäischen Land bedeutsam zu steigern beabsichtigt. In diesem Zuge könnte es, so die einvernehmlichen Planungen, zur Errichtung eines neuen „Superhandelskorridors“ zwischen China und Europa kommen.
Auch Xi war voll des Lobes ob der aktuellen Entwicklungen, um darauf hinzuweisen, dass zwischen China und Griechenland aus Sicht der Belt and Road Initiative „eine natürliche Partnerschaft“ bestünde, Laut Xi legten sowohl China als auch Griechenland ihr Augenmerk auf eine Stärkung der dem griechischen Seehafen von Piräus angedachten Transitrolle, mittels welcher der bilaterale Handel zwischen beiden Nationen signifikant gesteigert werden solle.
Gleichzeitig beabsichtige China seine Investitionen in den Bereichen des Transportwesens, des Energiesektors und des Bankwesens in Griechenland auszuweiten. Laut Xi werde die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern Vorteile für alle aufweisen. Im Hinblick auf das Engagement und die tragende Rolle der Chinesen beim Seehafen von Piräus konstatierte Xi, dass Piräus inzwischen zum größten Seehafen im Mittelmeer aufgestiegen sei.
Es ist schon bemerkenswert, wenn Beobachter die vereinbarte Zusammenarbeit zwischen Griechenland und China bis über den grünen Klee loben, weil Athen auf diese Weise die Möglichkeit in die Hände gespielt werde, das eigene Land nach einer jahrelang anhaltenden Finanzkrise aus dem gröbsten Wirtschaftsschlamassel herauszuführen.
Griechen auf Brüssel nicht gut zu sprechen - China mit einem Fuß auf griechischem Boden
Griechenland, ein Mitglied der Europäischen Union, kennt hingegen kaum nette Worte für die Brüsseler Führung, die dem eigenen Land über den Verlauf der letzten Jahre nicht nur äußerst schmerzhafte „Restrukturierungsprogramme“ verordnet habe, sondern darüber hinaus auch noch die griechischen Landwirte aufgrund einer Verabschiedung von Sanktionen gegen die Russische Föderation gegen sich aufgebracht habe.
Noch vor zehn Jahren kaum vorstellbare Frontverschiebungen sind heutzutage längst zur Realität geworden, was insbesondere auch aus dem Blickwinkel der anhaltenden und sich weiter verschärfenden NATO-Diskussionen sowie einem Blick auf die Entwicklungen in der Türkei gilt.
Dass China einen Fuß auf griechischen Boden zu bekommen beabsichtigt, spiegelt sich auch in einer der sechzehn unterzeichneten Vereinbarungen, laut der Chinas staatseigene Bank of China in Athen zukünftig eine physische Präsenz beziehungsweise Zentrale unterhalten darf.
Und so bleibt nach Verkündung der beschriebenen Vereinbarungen zwischen Griechenland und China abzuwarten, welches Echo diese Entwicklung unter den westlichen Partnern und insbesondere den Vereinigten Staaten von Amerika hervorrufen wird.
Dass der griechische Premierminister Mitsotakis ganz offen und unverhohlen darüber spricht, dass China in Griechenland nicht nur als Großmacht, sondern auch als Land, das sich unter großen Schwierigkeiten eine geostrategische, ökonomische und politische Führungsrolle in der Welt erobert habe, wahrgenommen werde, dürfte Brüssel und Washington ebenfalls zum Nachdenken animieren oder gar zu offener Kritik verleiten.
Getroffene Vereinbarungen könnten auch Nachteile für amerikanische Bauern zur Folge haben
Unter Kommentatoren wird bereits gemunkelt, dass sich das heute unterzeichnete Abkommen zwischen Athen und Peking als nächster Nackenschlag aus Sicht von amerikanischen Bauern und Landwirten erweisen wird. Gleichzeitig wird China im Angesicht der Unterzeichnung des Energieabkommens die Erlaubnis erteilt, Solarprojekte in bislang ungesehenem Ausmaß in Griechenland voranzutreiben.
Während China seine Neue-Seidenstraße-Projekte in Europa expandiert, ist US-Präsident Donald Trump hierzu bis dato nichts anderes eingefallen, als die Belt and Road Initiative der Chinesen verbal zu dämonisieren und anzuprangern.
Jemand muss gewiss kein Prophet sein, um direkte Verbindungen zu dem durch Washington verkündeten Projekt zum Aufbau eines globalen Infrastrukturentwicklungsnetzwerkes namens Blue Dot Network zu ziehen. Mehr und mehr zeigt sich, dass sich Globalismus inzwischen in West, Ost sowie die Entwicklung hin zu einer multipolaren Welt aufzufriemeln scheint.
"Was heißt das konkret für mich!?"
Die aktuellen Entwicklungen weisen uns einmal mehr darauf hin, dass die Geopolitik in Bewegung ist, und sich Frontverschiebungen in diesem Bereich am Horizont abzeichnen. Aus dem Blickwinkel Washingtons dürften die unterzeichneten Vereinbarungen Chinas mit Italien und Griechenland als Eindringen in angestammtes Territorium angesehen werden, wodurch sich die globalen Spannungen wie auch der Handelskrieg zwischen den USA und China noch weiter verschärfen könnten. Anleger sollten diese Entwicklungen niemals aus den Augen verlieren, um die eigenen Portfolios gegen nicht vorhersehbare Schocks entsprechend abzusichern.
Kommentare
Das ist gefährlich, schließlich sind die USA die mit Abstand größte Militärmacht. Es wäre wünschenswert, wenn die USA von ihren absoluten hegemonialen Ansprüchen etwas runterkämen und die Veränderungen als "primus inter pares" positiv mitgestalten würden, aber dies ist aktuell bei den politischen Eliten dort nicht ersichtlich.
Und noch weniger ersichtlich ist, dass die deutsche Politik aus ihrem transatlantischen Tiefschlaf erwacht, da kann Macron rütteln wie er will!
Beide haben ihren Platz in der Welt, beide wissen, niemand besser als eben diese beiden, dass sie einander brauchen.
Das neue Gleichgewicht ist gar nicht so übel, aber das Zünglein an der Waage ist nicht die Türkei, auch nicht die EU, sondern Putin. Der wird nämlich am krassesten unterschätzt. Für uns ist Russland wohl die grösste "ungenutzte" Wirtschaftskonjunkturaufschwung aller Zeiten. Bitte richtig lesen, die grösste "ungenutzte". Die USA haben uns im Boot und spucken uns gerade häppchenweise aus. China kopiert und kapiert schneller als wir Kaffee sagen können, aber Russland könnte uns mega unterstützen. Und das in jeder Hinsicht. Die haben Hunger, Bedarf, Öl, und militärische Schlagkraft vom übelsten. Russland war Deutschland gegenüber sogar im Kalten Krieg so loyal gegenüber, dass sie noch nie gedroht haben das Gas abzudrehen. Der Ami droht permanent mit irgendwas. Unser amerikanischen Freunde? Hm....
Warum nicht dazu auch China ins Boot holen.
Warum diese große Angst vor China, das verständlicher weise eigenen intellegenz und eigenen fleiß auch für sein eigenes land nutzen will.
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Warum gibt es so viel Zögern und Bedenken und Entschuldigungen, wenn ein Land mit China zusammenarbeiten will? Warum läßt sich Deutschland (und die EU) solch gute Chancen entgehen?
Ich kann die deutsche Skepsis und ewige Warnerei vor China, aber dabei Akzeptanz der heuchlerischen „westlichen Werte“ von USA + Nato + EU nicht so ganz verstehen.
Wer hat in den letzten Jahrzehnten die meisten Länder ins Unglück gestürzt durch Krieg (Vietnam, Korea, Irak, Lybien, Jemen, …), durch Regime-Change-(Versuche) (Georgien-Versuch, Ukraine, Venezuela-Versuch, Iran-Versuch, Bolivien-Versuch, …) und durch Unterstützung von Rebellen (Syrien, Ägypten, Nicaragua + Chile früher; zur Zeit Peru?, Hongkong?).
Die USA errichteten in alle Himmelsrichtungen Militärbasen rund um Konkurrenz-Länder (gegen Russland Polen, BRD, Baltikum, Türkei; gegen China Japan, Taiwan, Korea, früher Philippinen, Versuche mit Indien). Wer hat nachweislich in aller Welt spioniert, auch mit Industriespionage? War das zu unserem Nutzen gedacht?
Wieso wird China so kritisiert Afrika und andere Länder finanziell abhängig zu mache? Wer hat denn Afrika zuerst militärisch erobert, dann wirtschaftlich ausgebeutet? Doch die Europäer; in Indien und China liegen diese Versuche der Eroberung und Ausbeutung schon etwas länger zurück (besonders anständig waren wohl die „Opium-Kriege“).
Und wer hat nach dem Ende der militärischen Eroberung versucht „Entwicklungs“-Länder wirtschaftlich abhängig zu machen und im unproduktiven Stadium der Rohstofflieferanten zu halten)? War das China, oder waren das USA, Frankreich, England, Deutschland, vor Jahrhunderten auch Portugal, Spanien, Niederlande + Belgien? Darf China jetzt auch mal wenigstens ein bißchen das versuchen, was unsere Demokratie-Christlichhelfende EU, USA, schon lange tun und getan haben.
Ist die „westliche“ christliche demokratische „Civilisations-Kultur“ nicht eine einzige Heuchelei, um knallharte Macht und wirtschaftliche Ausbeutung im christlichen Schafspelz-Mäntelchen ausüben zu können?
Ein gutes akutes Beispiel für heuchlerische Hilfe im westlichen Kapitalismus sind die Machenschaften der „gesundheits-fördernden“ Pharmakonzerne, die mit suchterzeugenden Schmerzmitteln (USA -> Oxycodon) oder suchterzeugenden Schlafmitteln (-> Roche + Benzodiazepine) die Gewinne maximieren oder maximiert haben.
Lasst China auch mal ein wenig, es wir mit Sicherheit nicht so schlimm, wie wir selbst alles bisher verpfuscht haben (Lybien, Syrien, Irak, Jemen, Somalia, Kongo, weiteres ist gerade in Arbeit von USA + Nato)
Gerne. ,-)
Beste Grüße!
Und die Verhältnisse in China sind doch eher repressiv, die moderne Technik wird zur Unterdrückung genutzt, wer da glaubt, dass China "nur" die eigene Bevölkerung unterdrücken und kontrollieren wird, der dürfte sich irren.
Erst einmal mit wirtschaftlicher Macht den Fuß in die Tür setzen, dann mit subversiver Macht die Weichen für die Herrschaft stellen, so empfinde ich die Linie, die unter Xi Jinping eingeführt wurde.
Die eigene Machtposition auf Lebenszeit gesichert, also das typische Verhalten eines Diktators, dann das eigene Land unter sichere Kontrolle bringen, anschließend den Rest der Welt, am besten ohne Waffeneinsatz.
Ist uns ein Hegemon China tatsächlich lieber als die USA?
Oder kommen wir nur vom Regen in die Traufe?