Streichung von US-Hilfsgeldern soll als Anreiz dienen

US-Präsident Trumps Twittersturm am Neujahrsabend, in dem sowohl der Iran als auch Pakistan verteufelt wurden, hat sich als massiver Bumerang erwiesen. Drohungen eines Einfrierens von Hilfsgeldern folgte die Ankündigung, Pakistan eine vereinbarte Tranche an finanziellen Unterstützungsleistungen in Höhe von $255 Millionen zu streichen.

Dieser Betrag hat sich inzwischen auf $900 Millionen erhöht. Trump droht indes damit, dass weitere $2 Milliarden nicht ausgezahlt würden. Wie das US-Außenministerium verlautbarte, hege man in Washington die Hoffnung, dass Pakistan diese Entscheidung als Anreiz – und nicht als Bestrafung – verstehen werde.

Außenminister erklärt Partnerschaft mit den USA offiziell für beendet

Anreiz für was? Um nicht aus der Phalanx der US-Allianzpartner auszuscheiden? Dazu ist es augenscheinlich zu spät. Wie das Wall Street Journal jüngst berichtete, werden die Dinge in Pakistan auf eine gänzlich andere Weise gesehen. Wie der pakistanische Außenminister Asif in einem Interview erklärte, hätten die USA dabei versagt, sich als echter Allianzpartner zu gebärden.

Resultat sei, dass Washington in Pakistan nicht mehr länger als ein solcher gesehen werde. „Zwischen den USA und Pakistan besteht keine Allianz mehr. Denn auf eine solche Weise verhalten sich keine Allianzpartner“, so Asif. 

China hält die Arme auch diesmal wieder weit ausgebreitet

Genauso wie Washington Russland seit 2014 in die offenen Arme Chinas getrieben hat, geschieht dies nun auch im Hinblick auf Pakistan. Und nicht nur das. Auch der Iran steht Gewehr bei Fuß, um ein sich auftuendes Vakuum zu füllen. Trotz der bis dato zwischen den Pakistanis und Washington bestehenden Allianz hatte Peking Islamabad im Lauf der letzten Jahre eigene ökonomische Finanzhilfen gewährt.

Und dies zahlt sich nun dreifach aus. Denn die Pläne Pekings sehen vor, die wirtschaftliche Partnerschaft mit Islamabad in den nächsten Jahren massiv auszuweiten. China hat bereits angekündigt, bis zum Jahr 2030 rund $57 Milliarden in Pakistan investieren zu wollen. Der Löwenanteil dieser Gelder soll in den Ausbau der pakistanischen Infrastruktur fließen.

Es ist die „Belt-and-Road-Initiative“, die seitens Pekings mit immenser Hartnäckigkeit verfolgt und vorangetrieben wird. In Sachen Wiederbelebung der alten Seidenstraße handelt es sich um ein höchst ambitioniertes Jahrhundertprojekt, dessen Auswirkungen auf Handel und Entwicklung der beteiligten Nationen in ihren Umfängen noch nicht absehbar sind.

Nachdem Pakistans Regierung kurz vor Weihnachten angekündigt hatte, Pläne zu verfolgen, den US-Dollar im bilateralen Handel mit dem Reich der Mitte in der Zukunft zugunsten des Yuans substituieren zu wollen, folgte auf die jüngsten Twitterattacken Trumps die plumpe Umsetzung dieser Absichten.  

Neue Seidenstraße: Chinesische Marinebasis in Pakistan

Es ist die Aussicht auf eine Etablierung des chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridors, der den an die Arabische See angrenzenden Hafen von Gwadar in der Zukunft mit Kaxgar in Westchina verbinden soll, die der Regierung in Islamabad als weitaus bessere Perspektive zur Entwicklung des eigenen Landes erscheinen mag als eine Fortsetzung der Allianz mit den USA im so genannten „Krieg gegen den Terror“, der niemals enden wird.  

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass seit Mitte letzten Jahres Meldungen in den Medien kursieren, laut denen Peking erwäge, eine eigene Marinebasis in Pakistan aufzubauen. In den vergangenen Wochen erhielten diese bislang nicht offiziell bestätigten Meldungen neue Nahrung. Bisher hatte Pakistans Regierung solche Meldungen vehement dementiert, obwohl chinesische Militäroffizielle ihre Pläne zum Bau einer eigenen Marinebasis in Gwadar bereits enthüllt haben. 

Vassallenstatus ade! Militärische Zusammenarbeit von Pakistan und Iran angedacht

Wie auch immer sich diese Geschichte weiter entwickeln wird, so wird vielen Beobachtern mittlerweile sonnenklar, dass Pakistan sich zukünftig einer verstärkten Zusammenarbeit und Kooperation mit China öffnen wird – was sowohl im ökonomischen als auch militärischen Bereich gilt. Die bisher bestehende Allianz mit Washington wird Islamabad aller Voraussicht nach in Gänze aufgeben.

In Pakistan fühlt man sich nicht erst seit gestern durch Washington gedemütigt. Anstatt als Partner auf Augenhöhe betrachtet zu werden, wurde Islamabad in den vergangenen Jahren bewusst, nicht mehr als einen niederen Vasallenstatus zu genießen. Eine würdige Behandlung wurde dem Land seitens Washingtons nicht zuteil.

Doch die Entwicklungen gehen noch weiter. Wie die Tageszeitung Times of Islamabad jüngst berichtete, führten die Verteidigungsminister Pakistans und des Irans zuletzt Gespräche über die Rolle Washingtons in der Region. Gegenüber Journalisten wurde in diesem Zuge der Ausbau einer Verteidigungszusammenarbeit zwischen Islamabad und Teheran in Aussicht gestellt. 

Kein Respekt mehr vor den Amis

Schon vor dem Versuch Donald Trumps, beide Nationen international zu isolieren, hatten beide Staatsführungen über eine sich intensivierende Zusammenarbeit verhandelt. Hierin findet sich sehr wahrscheinlich der wahre Grund für das Ausflippen Trumps auf Twitter am Neujahrsabend.

In Washington bekommt man in diesen Tagen schmerzlich zu spüren, dass Amerikas Rolle als einzig verbliebene Supermacht in der Welt mehr als am Bröckeln ist. Hatten nicht die verbal-vulgären Beleidigungen Obamas durch den philippinischen Staatschefs unlängst auf den schwindenden Respekt gegenüber der US-Führung hingewiesen?! Einen Allianzpartner offen als „Hurensohn“ zu betiteln, spricht nicht gerade für gute Beziehungen, nicht wahr?

Stehen die USA bald ganz alleine da?

Wie die Asia Times jüngst berichtete, arbeiten der Iran, China und Pakistan am Aufbau eines regionalen Dreiecks, das der ökonomischen Entwicklung für einen Lebensraum Vorschub leisten soll, der knapp 3 Milliarden Menschen beheimatet. Die größte Herausforderung, der die drei beteiligten Nationen in Bezug auf eine Umsetzung dieser Pläne entgegenblicken, ist bei weitem nicht Washington, sondern Indien.

Washington beginnt sich mittlerweile als zahnloser Tiger zu erweisen, der die beständig wachsende Liste an Feindstaaten lediglich durch Einschüchterung und Mobbing in Schach zu halten versucht. Es lässt sich keineswegs ausschließen, dass Washington in den nächsten Jahren noch weitaus mehr „Allianzpartner“ von der Stange gehen werden, die von diesem Verhalten genug haben. 

Türkei und der Iran könnten in chinesisch-russische Militärallianz eintreten

Bestes Beispiel ist die Türkei, die inzwischen den Versuch unternimmt, die eigene Bande mit Russland, China und selbst dem schiitischen Iran (!) auszuweiten. Bitte vergessen Sie nicht, dass es sich im Fall der Türkei um einen NATO-Staat handelt, dessen Zukunft unbestimmter denn je erscheint.

Der türkische Staatspräsident Erdogan erklärte vor Kurzem gegenüber Journalisten, dass sein Land nicht tatenlos dabei zusehen könne, wie einige Länder – darunter die USA und Israel – sich in die internen Angelegenheiten des Irans und Pakistans einmischten.

Nicht von ungefähr sprangen der Iran und die Türkei im vergangenen Jahr Katar zur Hilfe, nachdem es – sehr wahrscheinlich auf Initiative Washingtons – zu einer Blockade Katars durch die anderen Golfstaaten gekommen war.

Es lässt sich keineswegs mehr ausschließen, dass sowohl die sunnitische Türkei als auch der schiitische Iran am dicken Ende der durch China und Russland geführten Militärallianz des Shanghai-Blocks beitreten werden. Zwischen dem Iran und China hat sich die militärische Zusammenarbeit in letzter Zeit ohnehin bedeutsam intensiviert. 

Unabhängigkeit von den USA durch eigene EU-Armee

Washington sieht sich mit einer neuen Blockbildung im Osten konfrontiert, gegen die es so gut wie nichts unternehmen kann. Wen verwundert es da noch, dass selbst die Apparatschiks und Technokraten in der Brüsseler EU langsam aber sicher auf die Idee kommen, eine eigene EU-Armee ins Leben zu rufen, um sich von Amerika endlich unabhängiger zu machen?

Mein Fazit lautet wie stets: Besser spät als nie!!! Ein Blick auf die höchst angespannte Lage an den europäischen Außengrenzen unterstreicht diese späte Einsicht.  

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"