Nicht so Airbnb.com, dessen Vorstandsvorsitzender Brian Chesky in der vergangenen Woche mitteilte, dass die Reisetrends in den Vereinigten Staaten niemals wieder auf jene Niveaus vor dem Ausbruch der Pandemie und Gesundheitskrise zurückkehren würden. Hiervon betroffen seien vor allem Geschäftsreisen, da digitale Konferenzen Einsparungen ermöglichten.  

Urlaub auf dem Land – große Metropolen haben das Nachsehen

Weitreichende Veränderungen würden auch auf die private Reisebranche zukommen, was sich sehr wahrscheinlich schon ab Sommer dieses Jahres feststellen lassen werde. Es werden nicht mehr die Top-50-Metropolen rund um den Globus sein, so Brian Chesky, die eine hohe Hotel- und Tourismusnachfrage auf sich vereinen werden.

Vielmehr würden zukünftig immer mehr Menschen mit dem eigenen Auto verreisen, womit sich ebenfalls die Reiseentfernungen reduzieren werden. Gewiss würden auch einige Leute das Flugzeug wählen, um an entfernte Orte auf der Welt zu reisen. Doch der einstige Trend, in überfüllten Hotels an den Zielorten zu übernachten, werde sich verflüchtigen.

Größter Profiteur dieses einsetzenden Wandels werden kleine Städte und Kommunen sein, was bedeutet, dass der Reisetrend hin zu einem Urlaub auf dem Land gehen wird. Schon zum aktuellen Zeitpunkt habe sich das Urlauben auf einem Bauernhof in den USA zu einem neuen Trend unter Urlaubern entwickelt.

Ferner hätten die meisten Amerikaner, so Brian Chesky, noch niemals einen der heimischen Nationalparks besucht. An dieser Situation werde sich wahrscheinlich schon im Sommer des laufenden Jahres schlagartig etwas ändern, da damit zu rechnen sei, dass die Amerikaner ihre ländlichen Gegenden und Nationalparks in der bevorstehenden Frühlings- und Sommersaison in hohen Zahlen aufsuchen werden.

Airbnb: Hohe aufgestaute Nachfrage!

Eine kürzlich durch Airbnb.com durchgeführte Umfrage habe zum Ergebnis, dass 54 Prozent der Amerikaner Pläne hegen, im laufenden Jahr zu verreisen. Über die vergangenen Monate habe sich im Reisesektor eine extrem hohe Nachfrage angestaut, da Reiseabsichten unter einer hohen Anzahl von Kunden aufgrund der anhaltenden Pandemie aufgeschoben worden seien.

Hierzu zähle auch das Bedürfnis, Familienmitglieder, Freunde und Bekannte im ganzen Land zu besuchen, die aufgrund der sich fortsetzenden Lage schon über einen längeren Zeitraum nicht mehr persönlich aufgesucht worden seien. Sollten sich Brian Cheskys Prognosen und Annahmen erfüllen, so lässt sich leichterdings vorstellen, welche Umbrüche und Probleme auf die Hotelbranche in den großen Metropolen des Landes noch zurollen werden.

New York – die Hotelbranche zittert

Denken wir in diesem Kontext nur an die Ostküsten-Metropole New York City, die zu einem hohen Grad vom heimischen und internationalen Tourismus abhängig ist. Broadway, Theater, Times Square & Co. locken in gewöhnlichen Zeiten Millionen von Touristen pro Jahr in den Big Apple, ein Trend, der sich nun umzukehren droht.

Doch wovon wird New York City mit dem Verweis auf die Tatsache, dass auch immer mehr Wall-Street-Unternehmen die Metropole in Richtung der Bundesstaaten Florida oder Texas verlassen, in der Zukunft leben? Der Stadtmagistrat sieht sich vor einer Herkulesaufgabe, denn die Stadt muss sich in den nächsten Jahren komplett neu erfinden.

Airbnb als Gewinner – gewerbliche Immobilienmärkte unter Druck

Airbnb.com könnte sich langfristig als einer der Gewinner dieses Wandels erweisen. Denn eine Absage an Hotelaufenthalte unter Reisenden, die in der bevorstehenden Sommersaison die ländlichen Regionen fluten werden, könnte sich extrem vorteilhaft auf die Buchungen von Übernachtungsangeboten unter Zuhilfenahme von Airbnb.com auswirken.

Sollte sich die Prognose von Brian Chesky bewahrheiten, dürfte es in der Hotelindustrie schon bald zu einer enormen Pleitewelle kommen, die an manchen Orten, wie beispielsweise in New York City, bereits begonnen hat. Private Übernachtungsangebote, digital beworben, drohen mittelfristig einen Beitrag zu einer ungesehenen Konsoldierung in einem gesamten Industriezweig beizusteuern.

Abermals sei an dieser Stelle erwähnt, dass auf die gewerblichen Immobilienmärkte in den großen Metropolen des Landes, allen voran New York City, massive finanzielle Probleme zusteuern.

Corona - Internationale Touristik am härtesten betroffen

Daten des Portals Statista.com zeigen, dass es kaum eine Industrie auf der Welt gibt, die noch härter durch die Pandemie getroffen worden ist als die internationale Touristik. Nach wie vor gelten weltweit zahlreiche Reiserestriktionen. Eine Reihe von Ländern lässt sich aufgrund von geschlossenen Grenzen als Tourist überhaupt nicht ansteuern.

Aus Daten der Internationalen Tourismusorganisation geht hervor, dass sich die Anzahl der internationalen Ankünfte in 2020 um siebzig bis 75 Prozent vermindert hat im Vergleich mit dem Vorjahr. Bezug auf Statista.com nehmend, übersetzte sich dieser fulminante Rückgang im Gesamtjahr 2020 auf rund eine Milliarde weniger internationale Ankünfte.

 

Damit ist die Anzahl der internationalen Ankünfte auf ein Niveau gesunken, das letztmals in den 1990iger Jahren registriert wurde. Zwischen den Jahren 1980 und 2019 erlebte die Reise- und Flugindustrie einen exorbitanten Aufstieg, nachdem sich die Anzahl der internationalen Ankünfte in besagtem Zeitraum von ehedem 277 Millionen auf fast 1,5 Milliarden erhöhte.

Internationalen Tourismusorganisation: Erholung erst in einigen Jahren

Nach wie vor rechnen Branchenexperten mit keiner weitläufigen Erholung im Jahr 2021. Im Gegenteil erweckt es den Eindruck, als ob sich die Reiserestriktionen zu Beginn des Jahres in vielen Nationen abermals intensiviert haben, nachdem es vielerorts zu einer teils deutlichen Zunahme der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen gekommen ist.

Schätzungen der Internationalen Tourismusorganisation gehen davon aus, dass es zweieinhalb bis vier Jahre dauern wird, bis der internationale Flugverkehr wieder auf jene Niveaus, die vor Ausbruch der Pandemie erreicht wurden, zurückgekehrt sein wird. Manche Fluglinien malen die aktuelle Entwicklung in noch düsteren Farben, davon ausgehend, dass dies mehr als fünf Jahre dauern könnte.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Die im Bericht beschriebenen Entwicklungen und Ereignisse sind selbstredend, doch wie auch in vielerlei anderen Sektoren beginnt sich abzuzeichnen, dass die auf Digitalangebote setzenden Plattformen die größten Gewinner in Bezug auf den Umbruch in der Tourismus- und Reisebranche sein werden. Airbnb.com oder Booking.com werden Reisebüros in absehbarer Zeit wohl den Garaus gemacht haben. Die Hotelindustrie blickt, ähnlich wie die Industrie der Einkaufszentren-Betreiber und des stationären Einzelhandels, einer Welle von ungeahnten Zahlungsausfällen entgegen, womit die gewerblichen Immobilienmärkte zum Epizentrum des Ausbruchs der nächsten Finanzkrise zu werden drohen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge, die inhaltlich durch Roman Baudzus ergänzt wurde.

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