Von „Peak Oil“ ist nun schon seit vielen Jahren die Rede, dabei völlig außer Acht lassend, dass in der Zwischenzeit rund um den Globus neue große Ölfelder entdeckt worden sind. Die meisten dieser Entdeckungen – beispielsweise in Brasilien oder Südafrika – wurden offshore gemacht.

Bisher war China stark vom Erdöl-Import abhängig

Es hängt aus diesem Grund auch stets vom Stand des Ölpreises ab, ob sich eine Förderung dieser Reserven wirtschaftlich rechnet. Tatsache ist jedoch auch, dass sich die Technik zur Exploration und Förderung von Erdöl und Erdgas beständig verbessert, was nicht selten zu Reduktionen auf der Förderkostenseite führt.

Konstatieren lässt sich, dass riesige und ungehobene Erdöl- und Gasreserven vor etwaigen Küstengebieten lagern. Zu den potenziellen Profiteuren zählt auch China, ein Land, das sich aufgrund seiner anhaltenden Industrialisierung und Modernisierung immer als stark abhängig von Erdöleinfuhren aus dem Ausland erwiesen hat.

Fund von 100 Milliarden Kubikmetern bestätigt

Trotz allem wird in der Bohai See seit den 1960iger Jahren Öl im Offshore-Modus gefördert. Als größtes Ölfeld der Bohai See erweist sich Shengli, das eine halbe Million Fass Erdöl pro Tag produziert. Allerdings sinkt die Förderung in Shengli schon seit einigen Jahren beständig.

Nun teilte der chinesische Ölkonzern CNOOC zu Wochenbeginn mit, dass in der Bohai See ein qualitativ hochwertiges und sehr ergiebiges Gasfeld gefunden worden sei. Bei der Entdeckung handelt es sich um das Offshore-Gasfeld Bozhong 19-6, dem Geologen Gasreserven in einem Gesamtumfang von mehr als 100 Milliarden Kubikmeter bescheinigen.

Hierüber berichtetekürzlich auch die Nachrichtenagentur Reuters. Innerhalb der letzten fünfzig Jahre soll es sich um die größte Gasfeld-Entdeckung im Bohai Bay Basin handeln. China Daily merkt an, dass die entdeckten Gasreserven ausreichend seien, um Millionen Großstadtbewohner Chinas über Hunderte von Jahren mit Gas zu versorgen.

Der durch den Staat kontrollierte CNOOC-Konzern teilte mit, dass die durch Geologen bescheinigten Gasreserven mittlerweile auch durch Chinas Land- und Ressourcenministerium bestätigt worden sind. Aus Sicht CNOOCs ist dies ein nicht unerheblicher Fortschritt, da die Entdeckung des Gasfeldes in der Bohai See bereits gegen Ende 2017 gemacht wurde.

Die Infrastruktur steht – Einfuhren aus den USA liegen auf Eis!

Die Überprüfung und Analyse der Gasreserven hat ergeben, dass das Offshore-Feld in der Bohai See auch ein Kondensat beziehungsweise Super-Leichtöl enthält. Obwohl sich die Bohai See aus Sicht Chinas als zweitgrößte heimische Förderquelle für Erdöl erweist, sind dort bislang nur sehr wenige Erdgasfunde gemacht worden.

Laut Geologen läge dies an der komplexen geologischen Struktur des Gebietes. China reibt sich die Hände, da das Erdgas nach dessen Förderung direkt an verschiedene Märkte in der Heimat weitergeleitet werden könnte. Es besteht nämlich bereits eine Pipeline-Infrastruktur.

Dass China einer größeren Unabhängigkeit von Gasimporten näher kommen könnte, zeigen jüngst veröffentlichte Zolldaten. Danach lagen Chinas Einfuhren von Erdöl, Flüssiggas und Kohle aus den Vereinigten Staaten von Amerika im Januar den zweiten Monat in Folge bei Null.

Eigentlich sollten Erdgaseinfuhren die sino-amerikanische Handelsbilanz glätten

Im Gegensatz dazu importierte China im Gesamtjahr 2018 245.000 Fass Erdöl pro Tag aus den USA, was einem Anstieg von 25 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr entsprach. Analysten verweisen auf den anhaltenden Handelsdisput zwischen den USA und China, in dessen Zuge sich das Reich der Mitte zu Substitutionszwecken inzwischen anderswo nach Agrarrohstofflieferanten (beispielsweise in Lateinamerika und Russland) umgeschaut hat.

Gleiches scheint nun ganz offensichtlich auch für den Ölsektor zu gelten. Es dürfte Amerikas Exporteuren recht schwer fallen, chinesische Kunden in diesen Bereichen zurückzugewinnen. Werden Lieferanten erst einmal substituiert, erfreuen sich die Vertragsmodalitäten nämlich nicht selten einer längerfristigen Natur.

Ehemalige Lieferanten werden dann fürs Erste erst einmal überflüssig. Gerade mittels einer Steigerung der Erdöl- und Erdgaseinfuhren aus den USA sollte das bilaterale Handelsdefizit der USA mit China allerdings sukzessive gesenkt werden.  

Weiter schwebender Verhandlungsstatus

Obwohl Erdöl- und Erdgaseinfuhren nicht zu jenen Bereichen zählten, in denen China mittels Vergeltungszöllen gegen amerikanische Importe geantwortet hat, sind diese Einfuhren in den vergangenen zwei Monaten laut chinesischer Zolldaten zum Erliegen gekommen.

In Washington wird vor Beginn des Wochenendes zwar abermals von dem bevorstehenden Abschluss eines weitreichenden Handelsabkommens mit China gesprochen. Bislang ist dies lediglich Rhetorik gewesen, zumal der amerikanische Handelsrepräsentant Robert Lightizer zur Wochenmitte wenig Erbauliches zu den voranschreitenden Verhandlungen verkündete.

Wie sehr Wunsch und Realität auseinander liegen, hat nicht zuletzt das gescheiterte Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un im vietnamesischen Hanoi gezeigt. Hoffen wir, dass sich der Handelsdisput zwischen Washington und Peking nicht verewigen wird, wonach es – auf Grundlage der Fakten – bis zuletzt allerdings aussah.   

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