Die Politik mischt sich massiv in die Finanzmärkte ein. Klare Perspektiven werden dennoch nicht geschaffen.

Im Leben setzen sich Menschen verschiedenste Ziele. Auch die Gewichtsabnahme ist für viele ein Ziel, wenn auch z.B. für den Verfasser ein relativ utopisches. Grundsätzlich dienen Ziele der Orientierung, und da sie uns leiten, verleihen sie unserem Handeln einen Sinn. Mit  zunehmender Zielerreichung werden schließlich auch die Motivation und das Sicherheitsgefühl gestärkt. Ziele sind insbesondere in der Politik wichtig. Sie vermitteln Perspektiven und dienen den Bürgern in Krisenzeiten als Leitplanken. Momentan wird diese Leuchtturmfunktion allerdings eher wenig ausgeübt. Im Gegenteil, die Verunsicherung der Bürger in punkto Euroland und Währung ist zu einem hohen Anteil politik-gemacht. Man weiß doch ganz genau, dass Stabilität zu den Eckpfeilern deutscher Identität gehört. Sie wird uns schon mit der Muttermilch eingeflößt. Streicht man nun im Schweinsgalopp die ehemals eisernen Euro-Stabilitätskriterien und wendet die Todsünden der US-Notenbank jetzt auch bei der EZB an, wirkt dies auf Deutsche wie das WM-Aus des DFB-Teams bereits in der Gruppenphase. In repräsentativen Umfragen zeigt sich, dass die Zustimmung zur europäischen Idee und zum Euro zunehmend unter die Räder gerät. Hierbei ist der momentane Goldrausch ein dramatisches Misstrauensvotum. Man mag zwar argumentieren, dass es keine Alternative zu diesen Notoperationen gibt. Aber umso wichtiger ist es in der aktuellen Verunsicherung, zumindest klar und ehrlich zu sagen, welchen Behandlungserfolg man sich für den Euro-Patienten nach Verlassen der Intensivstation wünscht. Also wie sieht der Euroraum, die Anzahl seiner Mitglieder und seine Währung morgen aus? Wollen wir die Renaissance der Stabilitätskriterien oder sagen wir endgültig Leb wohl? Man macht nur auf taktisch populistischen Zeitgewinn und nicht auf strategisch nachhaltige Zielformulierung. Wer keine Ziele hat, kann aber auch keine erreichen. In diesem Vakuum ist für Verunsicherung Tür und Tor geöffnet. Moment, ich muss mich korrigieren. Ein Ziel der Politik scheint zu sein, in der Finanzindustrie den alleinigen Sündenbock zu suchen. In England sagt man: “It takes two to Tango”. Wer hat denn die Liberalisierung der Finanzmärkte vorgenommen? Wer hat denn bei der Kontrolle die Augen zugemacht? Jetzt wird nach dem Motto verfahren „Hauptsache, wir machen was!“ So werden im deutschen Alleingang hektische und aktionistische Finanzmarktregulierungen ohne Aussicht auf Erfolg durchgeführt. Am deutschen Finanzwesen wird die angelsächsische Finanzwelt aber sicher nicht genesen! Für mich ist rätselhaft, warum nicht der Schulterschluss mit den Franzosen geübt wird. Apropos Frankreich, wie will man die dringend erforderliche politische Union Eurolands, gerade auch als ernst zunehmendes Gegengewicht zu den USA und Asien, erreichen, wenn der für solche Perspektiven so entscheidende deutsch-französische Motor nur noch auf einem Zylinder läuft. Eher wird Nordkorea Fußballweltmeister. Auch die wilde Steuererhöhungs- und Ausgabenkürzungsdebatte, gepaart mit der neuen deutschen Krankheit Rücktritteritis, hat ähnliches Verunsicherungspotenzial wie das Auftauchen des Fuchses vor dem Hühnerstall. Ohne Zweifel ist aktuell kein verantwortlicher Politiker um seinen Job zu beneiden. Jedoch sind abgestimmte Ziele und nachvollziehbare Wegen zu ihrer Erreichung die Bringschuld der Politik, um auch aus der Unsicherheit politischer Börsen herauszukommen. Oder: Der Hund muss wieder mit dem Schwanz wedeln.

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