Aixtron

Gleich zu Beginn muss eine wichtige Unterscheidung gemacht werden, die wir auch bei Kuka sehen werden. Mittlerweile existieren zwei Aktiengattungen. Dabei handelt es sich zum einen um die alte Gattung mit der ISIN DE000A0WMPJ6 und zum anderen um die neue Gattung mit der ISIN DE000A2BPYT0. Der Hintergrund ist relativ einfach. Der chinesische Investor Fujian Grand Chip Investment, welcher als äußerst staatsnah eingestuft wird, bietet 6€ pro (alten) Anteilsschein. Das Angebot, welches der Vorstand empfiehlt anzunehmen wurde nun noch bis 10.11 verlängert. Derzeit steht der Kurs bei 4,89 €, sodass, wenn die Übernahme gelingt, ein Upside von 1,11€ oder 22% innerhalb weniger Wochen möglich wäre.

Zur Erklärung: Warum gibt es dann plötzlich eine neue Gattung ist eine der häufigeren Fragen. Grand Chip hat diese neue Gattung bereits angedienter Aktien eingeführt um einen zwischenzeitlichen Börsenhandel zu ermöglichen. Insgesamt hat FGI mit dem genannten Angebot bereits über 65% der Aktien erhalten. Um nun jedoch auch Investoren, den Verkauf zu ermöglichen, die jedoch nicht bis zur vollständigen Übernahme und der Auszahlung der 6€ warten möchten, können diese die Aktien über die Börse verkaufen. Eine etwas verzwickte Sache, die jedoch bei genauerer Betrachtung Sinn ergibt.

Derzeit jedoch schaltet sich die Politik ein. Es gab bereits im Sommer grünes Licht aus Berlin, dass mit der Erteilung einer Unbedenklichkeitsbescheinigung erteilt worden ist. Diese hat das Wirtschaftsministerium zurückgerufen, nachdem es zu großem Druck aus den USA gekommen ist. Erstaunlich welch einen Einfluss die dort ansässigen Geheimdienste und Co haben. Und zwar befürchten diese, dass die Chinesen mit den Produkten von Aixtron einen Vorteil erhalten würden, was die Fertigung von Waffen anbelangt. Äußerst merkwürdig dabei: Aixtron beliefert bereits seit Jahren chinesische Kunden und deren Produkte wurden stets durch Zoll und Co. kontrolliert. Hinzu kommt, dass Aixtron nur die jeweiligen Maschinen für Produktionsstraßen im Chipgewerbe liefert. Man müsste also auch den Verkauf von Automobilen verbieten, weil diese theoretisch auch als Waffe genutzt werden können? Ein schwieriges Unterfangen.

Wer jedoch darauf setzen möchte, dass die Übernahme doch noch zustande kommt, kann in diesem Fall beide Gattungen erwerben. Bei der alten Gattung müsste man das Angebot noch annehmen und bekäme dann die neu angedienten Stücke ins Depot geliefert. Man kann aber natürlich auch direkt die neue Gattung kaufen und darauf hoffen, dass der Deal doch noch bestätigt wird und man die 6€ für derzeit 4,89€ erhält. Ein interessantes Spiel, das vor allem viel Arbeit in Sachen Nachrichten & Politik erfordert.

Kuka

Bei Kuka ist der Fall, aus meiner Sicht, etwas anders gelagert. Vorweg jedoch ist der Ablauf der Transaktion an sich ähnlich. Das chinesische Unternehmen Midea hat ein Auge auf das Robotik-Unternehmen geworfen und 115€ pro Anteil geboten. Stolze 95% wurden mittlerweile angedient (d.h. Aktionäre haben das Angebot angenommen). Die „alten“ Aktien notieren derzeit bei ca. 77€ und haben die ISIN DE0006204407. Da das Angebot bereits abgelaufen ist, spekuliert man hier also nicht mehr auf die Übernahme. Die angedienten Aktien wurden allerdings ebenfalls am Markt zur Verfügung gestellt um einen transparenten Handel der Aktionäre zuzulassen. Diese haben die ISIN DE000A2BPXK1 und notieren bei ca. 104€. Wer also die Übernahme spielen möchte, der kann sich diese neue Gattung kaufen, welche Midea dann, sollte es grünes Licht aus Berlin geben, für 115€ abnimmt. Dies wird im Falle eines Go’s wahrscheinlich im März 2017 der Fall sein. So entsteht ein Upside von 11€ oder 10.58%. Annualisiert ergibt das immerhin eine Rendite von über 26%.

Die Gründe, die mich persönlich deutlich optimistischer stimmen, dass es bei Kuka hinhaut sind die folgenden. Bei Midea handelt es sich um ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Hinzu kommt, dass der Käufer bereits von sich aufs Wirtschaftsministerium zugegangen ist um diesem bei Aspekten wie der Standortsicherheit oder Datenschutz weit entgegen zu kommen. Allenfalls ein Umsatzvolumen von 1% in den USA um Bereich Raumfahrt könnte überhaupt kritisch gesehen werden. Hier hat man bereits durchblicken lassen, dass man jederzeit bereit wäre diesen kleinen und eher unerheblicheren Teil zu verkaufen.

Unterm Strich

Neben der Chance auf positive Performance muss man sich aber natürlich auch immer den Risiken bewusst sein. Bei Aixtron haben wir ein Unternehmen, dass im ersten Halbjahr einen Umsatz von 55 Mio. € erzielte, wobei unterm Strich ein Verlust von 27 Mio. € verbucht werden musste. Auch das EBITDA, welches man im zweiten Halbjahr 2015 noch gerade so im positiven Bereich sah, war erneut negativ. Keine allzu schönen Aussichten. Kuka hingegen arbeitet rentabel und hat bei einem Halbjahresumsatz von 1.33 Mrd. € einen Nettogewinn von immerhin 31 Mio. € erzielt. Analysten sehen den fairen Wert der Kuka Aktie so oder so bei fast 100€, sodass das Verlust-Potential geringer wäre. Sollten die Übernahmen nicht stattfinden, würde es zu einer Rückabwicklung kommen und Aktionäre bekommen ihre alten Anteilsscheine zurückerstattet. Bei Kuka könnte es dann nochmals auf 80€ oder tiefer gehen, jedoch hält man dann hier eine Aktie, bei der man sich auch langfristig eher weniger Sorgen machen müsste. Bei Aixtron sieht das anders aus, weswegen ich das Spiel auf eine Übernahme hier für deutlich spekulativer halte, wenn man sich das Chancen-Risiko-Verhältnis ansieht.

Ihr Andreas Meyer

Quellen: www.morningstar.com, www.handelsblatt.com, KUKA IR, Aixtron IR

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