Hiermit möchten wir Ihnen eine neue Serie hier auf Cashkurs vorstellen. Wie werden Ihnen in regelmäßigen Abständen interessante Aktien vorstellen. Das sind keine Aufforderungen zum Kauf- oder Verkauf dieser Aktien. Wir wollen auf diese Weise zum Einen aufzeigen, wie eine gründliche Analyse beschaffen sein muss und dadurch allen Interessierten eine Stütze für eigene Überlegungen  bieten. So sehen wir uns im Zusammenhang mit Cashkurs*Trends und Cashkurs*Gold bereits jetzt regelmäßig Aktien an. Wir wollen diese Serie jedoch auf viele weitere interessante Titel ausweiten. Kritik und Feedback nehmen wir wie immer gerne auf. Denken Sie aber immer daran: Dies sind keine Aufforderungen zum Handeln !

Ihre Cashkurs-Redaktion

Wenn diese Tage ein Titel bei uns besondere Präsenz genossen hat, dann war es die Aktie der Aixtron SE. Letzte Woche nahmen wir nach sehr langem Warten den Titel in das Musterdepot bei Cashkurs*Trends auf, nachdem dieser in der Ausgabe „OLED – das Licht der Zukunft“ von Mai 2010 vorgestellt wurde. Am Mittwoch wurde ein Artikel in der Digitimes veröffentlicht [1], der sich zum strategischen Wechsel der Regierung Chinas hin zu LED- und OLED-Beleuchtungssystemen, beispielsweise für den Ausbau von Straßenbeleuchtung, äußerte. Keine wirkliche Weltneuheit und nicht einmal eine final bestätigte Information – aber dadurch rückte das Thema plötzlich in den Fokus der Anleger und die Aktie Aixtron gewann kräftig dazu. Dirk Müller hatte dies auch entsprechend in „Müller’s Live Ticker“ aufgegriffen. Aixtron soll deshalb den Auftakt der neuen Serie bilden.

Das Geschäftsfeld

Zu Beginn sollte man sich mit der realwirtschaftlichen Umgebung befassen und das Geschäftsfeld in Grundzügen nachvollziehen, schließlich geht es um ein Investment! LEDs (Leuchtdioden) und OLEDs (organische Leuchtdioden) sind beim Thema Licht die Technologie der Zukunft. Die herkömmliche Glühbirne mit dem berühmten vakuumisolierten Glühfaden geht immerhin auf die ursprüngliche Erfindung Thomas Edisons im 19. Jahrhundert zurück. Aufgrund ihrer niedrigen Energieeffizienz – sie erzeugt in erster Linie Wärmeenergie – wurde seitens der EU ein Vertriebsverbot immer weiter umgesetzt. [2] Die in den letzten Jahren publik gewordenen „Energiesparlampen“ (Kompaktleuchtstofflampen) besitzen aufgrund ihrer teilweise hochgiftigen Werkstoffe ebenfalls Nachteile. LEDs und OLEDs hingegen besitzen eine hohe Leuchtkraft bei gleichzeitig geringem Stromverbrauch. Außerdem erhalten sie keine Schadstoffe oder Schwermetalle. Das qualifiziert sie als Lichtquellen der Zukunft. Eine essentielle Komponente in der Herstellung von LEDs und OLEDs sind die Maschinen und Industrieanlagen von Aixtron. Der Fachbegriff für den von Aixtron durchaus dominierten Technologiemarkt nennt sich „metallorganische Gasphasenepitaxie“. Sollte man vielleicht auch mal gehört haben.

Die fundamentale Situation

Klassische Aktienanalyse bezieht sich nach wie vor auf die Bewertung eines Unternehmens anhand der Geschäftszahlen. Alleine aufgrund dieser Zahlen jedoch genaue Prognosen für den Verlauf eines Kurses zu fällen, hat sich immer wieder als Trugschluss und wissenschaftlich inkonsistent erwiesen. Dennoch sollte man die Zusammenhänge zwischen fundamentaler Situation und Kursentwicklung nicht leugnen, denn diese fundamentalen Informationen stehen schließlich allen Marktteilnehmern zur Verfügung und beeinflussen so ihre Handelsentscheidungen. Ziel ist es also, abzuschätzen, ob die Fundamentaldaten nun gut oder schlecht stehen.

Bedienen wir uns also dem aktuellsten Zahlenwerk der Aixtron SE, erhältlich auf deren Homepage. Es ist der Neunmonatsbericht des Jahres 2011 [3]. Was zunächst auffällt ist eine deutlich abgeschwächte Performance im Vergleich zu den Zahlen der jüngeren Vergangenheit, wie die Ausführungen im ersten Teil des Dokuments verdeutlichen. Dies könnte den Kursverfall erklären, denn klassische (Bank-)Analysten sehen Derartiges sehr ungern. Gewinn, Umsatz, etc. – alles geschrumpft. Erster echter Lichtblick Seite 15 „Finanz und Vermögenslage“, Zitat Zeile 1f: „Zum 30. September 2011 bestanden bei AIXTRON wie zum 31. Dezember 2010 keine Bankverbindlichkeiten.“ Ach was! Ein weiterer Blick in die Bilanzen ab Seite 22 bestätigt dies. Die Eigenkapitalquote ist hoch, langfristige Schulden gibt es quasi nicht, die kurzfristigen setzen sich zusammen aus Rückstellungen, Lieferverbindlichkeiten und vor allem erhaltenen Anzahlungen. Wir halten fest: Hier wird seriös gewirtschaftet! Weitere wichtige Info, Seite 9, „Umsatzerlöse nach Regionen (Tabelle)“: 89 Prozent des Umsatzes kommt aus Asien, nur vier Prozent aus Europa (!).

Weiterhin sehen wir bei den klassischen Fundamentalwerten wie KGV (2012: 22,53) und Dividendenrendite (2012: 1,71%), also außerhalb der Geschäftszahlen, versöhnliche Werte, aber eine eingetrübte Prognose. Hieraus nehmen wir zumindest die Erkenntnis mit, dass das Unternehmen nicht krass überbewertet ist. Die erwarteten Zahlen für 2012 machen das Unternehmen oberflächlich betrachtet nicht wirklich günstig, aber das könnte sich ja noch ändern – oder auch nicht. Wir wissen nicht mehr, als das, was wir haben. [4]

Der Chart

Chartanalyse ist eine Kunst für sich. Das Tückische daran ist, dass sie meistens einen magischen und professionellen Eindruck hinterlässt, Charts aber in jede beliebige Richtung interpretierbar sind, wenn man nur ausreichend mit Techniken und Vokabular jonglieren kann. Chartanalyse um ihrer selbst Willen ist eigentlich substanzlos. Sie ist ein Mittel zum Zweck, welcher lautet, einen profitablen Trade durchzuführen. Die Qualität der Analyse speist sich rein aus dem Erfolg des antizipierten Handels. Wenn man hier nicht entschieden konsequent vorgeht, bleibt die Technische Analyse ein reines Unterhaltungsformat.

Anleger hatten mit Aixtron in der Vergangenheit keine Freude. Von einem Hoch von über 30 Euro je Aktie ging es über Monate hinunter auf das Tief von 8,34 Euro Ende November 2011. Seither sehen wir beim Vergleich der Tiefpunkte zueinander eine steigende Tendenz. Die Höchstwerte sind jedoch seit September nicht mehr über die Zone um 12,50 bis 13,00 Euro gekommen, sondern mehrmals daran gescheitert. Über den gesamten Zeitraum war die im September entstandene Kurslücke als Widerstand maßgeblich. Wir reden immerhin von fünf Monaten, in denen der Kurs nun konsolidierte. Optisch ließ dies Grund zu der Annahme, dass es sich um eine Bodenbildung beziehungsweise eine Umkehrformation handeln könnte und der Aixtron-Kurs bereit dazu wäre, wieder zu steigen. Bullen rangen hier bereits engagiert mit den Bären, das sehen wir anhand des viermaligen Scheiterns nach oben am Widerstandsniveau um die 13,00-Euro-Marke. Zum Freitag letzter Woche gelang dann der fulminante Ausbruch. Nach der sehr starken Fortsetzung zum Wochenauftakt kann man den Ausbruch als geglückt bezeichnen. 13,00 Euro dienen nun als Unterstützung. Die Situation ist etwas überdehnt, daher ist kurzfristig mit einer Normalisierung zu rechnen und einem stabileren Einpendeln im Bereich von 13,00 bis 14,00 Euro. Als nächstes horizontales Ziel beziehungsweise Widerstandsniveau kann die Zone um 16,00 Euro erachtet werden, dieser Bereich zeigte sich im August letztes Jahr während des Abwärtstrends als charttechnisch relevant. 

Das Timing

Das Timing ist ebenfalls eine Kunst für sich. Perfektes Timing ist dann erreicht, wenn eine wie auch immer ausgestaltete Handelsposition niemals in negatives Terrain rutscht, frei nach Warren Buffetts Investment-Regel Nummer 1: „Verlieren Sie niemals Geld!“. Im Falle von Aixtron, das sollte jedem bewusst sein, sind die besten Gelegenheiten bereits vergangen. Egal, was man mit der aktuellen Analyse anstellen möchte, die Kurse sind quasi die gesamten letzten fünf Monate niedriger gewesen, also ist man im Idealfall zur Stunde bereits investiert.

Viel mehr möchten wir dazu nicht verlieren, die Cashkurs-Trends-Leser wissen, was gemeint ist. Zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls haben die Risiken hinsichtlich Kursschwankung und auch allgemein wieder zugenommen. Wir sind weit jenseits sinnvoller Einstiegspunkte, für gutes Timing ist es viel zu spät.

Die Risiken

Kein Trade ohne Risiko. Riskiere nie, was Du Dir nicht leisten kannst. Wer Risiko ignoriert, der ist verloren. Risiko bezeichnet in erster Linie schlicht die Möglichkeit auf Verlust. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die für potentielle Risiken sprechenden Gründe diesen jedoch meist gleichgesetzt. Dementsprechend existieren auch bei Aixtron momentan nicht zu verachtende Risiken. Die sichtbare Kursschwankung ließe in einem ungünstigen Börsenumfeld oder bei schlechten Nachrichten ein sofortiges Absinken des Kurses um einige Prozentpunkte zu, gerade an aktueller Position. Dies kann genauso gut während der handelsfreien Zeit geschehen, also per Kurslücke über Nacht oder das Wochenende. Hier käme jeder Stoppkurs zu spät.

Außerdem gibt es nicht unberechtigte Risiken im Bezug auf das Geschäftsmodell. Die Frage ist, ob beim hohen Asien-Engagement von Aixtron nicht binnen kurzer Zeit ein billigerer chinesischer Konkurrent den Markt betreten könnte, ob die Nachfrage aus China wirklich den momentanen Hoffnungen wird entsprechen können und – natürlich – ob diese dann überhaupt auf Produkte von Aixtron entfällt. Sie haben vielleicht in Erinnerung, was einigen TecDAX-Kollegen wie Conergy oder Nordex in der Vergangenheit wiederfahren ist. Wer garantiert, dass bei Aixtron alles gut laufen wird? Die Aktie stand einmal bei über 30 Euro und ist aktuell nicht einmal mit der Hälfte dessen bewertet. Es kann jederzeit anders laufen.

Fazit

Wir haben teilweise weit ausgeholt, um auf Grundsätzliches einzugehen und trotzdem die wichtigsten Punkte anzusprechen. Wir möchten Sie dafür sensibilisieren, dass Aktienhandel kein Freizeitsport ist. Jeder kann Aktien handeln, das stimmt, aber genauso kann jeder Löcher in Zähne bohren. Dass es bei letztgenannter Tätigkeit Kompetenzvariationen gibt, wird niemand leugnen können. Im Aktienhandel verschwimmt diese Wahrnehmung schon mehr.
Es gab Gründe, die dafür sprachen, dass Aixtron im Musterdepot von Cashkurs*Trends aufgenommen wurde, unter Vorbehalt der Risiken. Für weitere Infos und Updates zur weiteren Entwicklung wenden Sie sich bitte direkt an www.cashkurs-trends.de.

Hinweis: Dieser Artikel ist ausdrücklich keine Handelsempfehlung.

Hinweis gemäß §34 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) wegen möglicher Interessenkonflikte: An der Erstellung von CashKurs*Trends beteiligte Personen halten zum Zeitpunkt der ersten Analyseerstellung grundsätzlich keine Aktien oder Derivate der analysierten Unternehmen. Sollte dies ausnahmsweise doch der Fall sein, wird in der Analyse explizit darauf hingewiesen. Nach Veröffentlichung der ersten Analyse steht es den beteiligten Personen frei, Positionen in diesen Papieren aufzubauen. Es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass beteiligte Personen NACH
Versand der ersten Analyse an die Kunden ebenfalls Positionen in diesen Aktien eingehen und diese auch zum Zeitpunkt folgender Analysen noch halten. Mögliche Interessenkonflikte sind daher zu
berücksichtigen.

[1] http://www.digitimes.com/news/a20120214PD215.html

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Gl%C3%BChbirne#Vertriebsverbot_von_Gl.C3.BChlampen_geringer_Energieeffizienz

[3] http://www.aixtron.de/fileadmin/user_upload/IR/2011/Q3-2011/AIX_QB_3_2011_d.pdf

[4] vgl. „Fundamentalkennzahlen AIXTRON SE“ nach http://www.onvista.de/aktien/snapshot.html?ID_OSI=21058705&PERIOD=4#chart

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