Kennen Sie Nelson Peltz? Nein? Sicherlich ist Ihnen aber die Aktie von Aurora Cannabis, einem der zurzeit von Börse und Anlegern hofierten Cannabis-Stars, bekannt. Nun hat sich das Management rund um den Highflyer zuletzt Peltz als strategischen Berater ins Boot geholt. Der Milliardär und Hedgefonds-Manager soll Aurora Cannabis mithilfe seiner guten Beziehungen bei der Erschließung neuer Marktsegmente und Knüpfung von Kooperationen unter die Arme greifen.

Dass dies durchaus plausibel scheint, zeigt sich an den diversen Beteiligungen, die Peltz’s Hedgefond Train Fund Management innehat. So hält er über den Train Fund beispielsweise Aktien von Procter & Gamble. Würde Cannabis USA-weit legalisiert, hätte man so mit dem Konsumgüterkonzern P & G sicherlich einen spannenden Partner für einen großangelegten Vertrieb zur Seite.

Dass dieser Gedanke gar nicht so unplausibel sein muss, zeigt sich an den sich hartnäckig haltenden Gerüchten, dass anscheinend sogar Coca-Cola an einer Beteiligung an Aurora Cannabis interessiert ist.

Worauf ich in diesem Zusammenhang aber hinauswill, ist die Art der Bezahlung von Peltz. Statt Cash erhält dieser nämlich knapp 20 Millionen Aurora-Aktien zum Preis von 10,34 kanadischen Dollar – ein üppiger Lohn für einen Berater, besonders falls der Aktienkurs von Aurora weiter steigen sollte. Diese Art von Vergütung ist gerade in den USA gar nicht so unüblich. So bezahlen besonders junge Wachstumsunternehmen in Ermangelung von genügend Bargeld ihre Berater und Manager oftmals lieber in Aktien.

Wenn die Bank nicht will, finanziert eben der Kapitalmarkt

Darüber hinaus bedienen sich speziell junge nordamerikanische Unternehmen, die noch keine nachhaltigen Gewinne erzielen, dem Mittel der Kapitalerhöhungen zur Finanzierung des weiteren Wachstums. Diese Unternehmen tun sich meist schwer in der Kapitalbeschaffung bei Banken und zapfen deshalb den Kapitalmarkt oder Private-Equity-Unternehmen an. Not macht eben erfinderisch.

Das Unternehmen verfügt dadurch über genügend Kapital für die Verwirklichung der eigenen Story. Die Geldgeber auf der Gegenseite partizipieren im vollen Umfang mit. Startet das Unternehmen durch, kann es durchaus zu einer Vervielfachung der getätigten Investition kommen - natürlich mit dem ebenso evidenten Risiko eines Totalverlusts.

Jedoch zeigt sich zumindest bei Kapitalerhöhungen die Kehrseite der Medaille in der sogenannten „Verwässerung“ der Aktionäre. So wird die Anzahl der Aktien erhöht, was dazu führt, dass jeder Aktionär nach einer Kapitalerhöhung ein kleineres Stück vom Kuchen besitzt, der Anteil sich dementsprechend „verwässert“. Was bei europäischen und besonders deutschen Anlegern meist zu Naserümpfen führt, ist in den USA - wie gesagt - ein völlig normaler Vorgang.

Theoretisch sorgt somit eine solche Aktienverwässerung für Kursverluste. Dies muss aber nicht der Regelfall sein. Stößt die Ausgabe von neuen Aktien beispielsweise auf reges Kaufinteresse oder zeichnen namhafte Investoren bzw. Unternehmen sogar ein großes Aktienpaket, sorgt dies besonders bei Wachstumsunternehmen nicht selten für ein kleines Kursfeuerwerk.

Aktien als Lohnkomponente – Standard in Übersee

Aber zurück zur eigentlichen Leserfrage. In Nordamerika ist es neben den besprochenen Wachstumsunternehmen durchaus auch für nachhaltig profitable Unternehmen üblich, Mitarbeiter und die Management-Etage – zumindest zum Teil – mit Aktien oder Aktienoptionen zu bezahlen.

Solche Operationen lassen sich problemlos in den jeweiligen Jahresabschlüssen unter dem zugegebenermaßen etwas sperrigen Begriff „Eigenkapitalveränderungsrechnung“ oder zu Englisch „Consolidated statements of stockholders‘ equity“ nachverfolgen. Im Beispiel sehen Sie die Entwicklung des Eigenkapitals vom US-Spiele-Konzern Take-Two Interactive.

   

 Quelle: Jahresbericht Take-Two Interactive Jahr 2018

   

Im Jahr 2018 wurden 2,15 Millionen Aktienoptionen an Manager und Mitarbeiter ausgegeben – ersichtlich unter dem Punkt „Issuance of restricted stock“. Die dafür nötigen Aktien befinden sich in der Regel bereits in Firmenbesitz. Die aktuelle Zahl an selbst gehaltenen Aktien liest man unter dem Punkt „Treasury stock“ ab. Und falls das Unternehmen nicht genügend eigene Aktien besitzt, müssen eben Anteile über die Börse erworben werden. Dies lässt sich im obigen Beispiel am Punkt „Repurchased common stock“ ablesen.

   

Quelle: Bilanzausschnitt Take-Two Interactive

   

Unter dem Punkt „Treasury stock“ lässt sich der Gegenwert der gehaltenen Aktien ebenfalls prüfen.

So funktionieren Aktienoptionen

Eine Aktienoption gibt einem Mitarbeiter das Recht, eine gewisse Anzahl von Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen, und dies zu einem vorher festgelegten Preis. Diese Art der Vergütung soll den Vorteil haben, dass der Mitarbeiter einen zusätzlichen Ansporn hat, die Ergebnisse seines Unternehmens weiter zu verbessern. Schließlich wirken sich verbesserte Ergebnisse auch positiv auf den Aktienkurs und damit die eigene Rendite aus.

Auch die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen soll durch diese Art der Vergütung gesteigert werden.

Zudem bindet das Unternehmen seine besten Köpfe für einen gewissen Zeitraum an sich, da die Optionen nur zu einem bestimmten Termin einlösbar sind - und auch nur, falls der Mitarbeiter bis dahin im Unternehmen verbleibt.

Ist der Zeitpunkt für die Einlösung der Optionen gekommen und wird der Mitarbeiter schließlich aktiv, gibt es zwei Varianten, die sich an einem exemplarischen Beispiel erklären lassen.

Der Mitarbeiter erhält in unserem Beispiel als Zusatzvergütung die Option, Aktien des Unternehmens XY in zwei Jahren zu einem Kurs von 20 Euro zu beziehen. Der aktuelle Kurs liegt bei 18 Euro. Zwei Jahre gehen ins Land und nun ergeben sich folgende Varianten:

Liegt der Kurs bei 30 Euro, übt der Mitarbeiter die Option aus und erhält die Aktien zum Vorzugspreis von 20 Euro (oder aber er erhält einfach von seinem Arbeitgeber die Differenzprämie überwiesen).

Liegt der Kurs bei oder unter 20 Euro, lässt der Mitarbeiter die Option wertlos verfallen. Hier zeigt sich, dass es dem Mitarbeiter bzw. Manager sehr wohl am Herzen liegt, den Aktienkurs möglichst positiv durch seine Arbeit zu beeinflussen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten: Kurzfristige Verbesserung auf Kosten der langfristigen Stabilität

Es gibt allerdings auch berechtigte Kritik an aktienbasierten Mitarbeitervergütungen. So werden Managern Anreize geliefert, möglichst kurzfristige Ergebnisverbesserungen anzustreben, ohne die langfristigen Folgen ihrer Handlungen zu berücksichtigen. Dadurch erklären sich auch vielfach ökonomisch sinnlose Aktionen - wie von Vorständen angekündigte Aktienrückkaufprogramme zu Höchstkursen oder kurzfristiges Pushen von Betriebsergebnissen - auf Kosten der langfristigen Stabilität der Unternehmen.

Aktienvergütung könnte auch hierzulande das Interesse an Aktien wecken

Aktienbasierte Vergütungen bilden eine interessante Alternativmöglichkeit der Mitarbeitervergütung, mit all ihren berechtigten Kritikpunkten. Auch in Europa lässt sich beobachten, dass Aktienvergütungsprogramme in immer mehr Unternehmen Einzug halten. Im besten Fall könnte dies aber sogar dazu führen, dass sich auch der europäische und speziell der deutsche Anleger etwas mehr für das spannende Thema Aktien interessiert, was durchaus wünschenswert wäre.

Herzlichst, Ihr Christof von Wenzl

Quelle: morningstar.com 

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