Seit Anfang des Jahres darf ich die Depotverwaltung des Dienstes Cashkurs*Trends unterstützen und im Zusammenspiel mit Dirk Müller interessante Aktien auswählen, die wir im langfristigen Trend für gewinnbringend erachten. Die Biogen Inc. (ISIN: US09062X1037) war für den Biotechnologiesektor eines der ersten Unternehmen, welches im Zuge dieses neuen Amtes aufgenommen wurde. Nachdem die Aktie zwischenzeitlich sogar deutlich nachgab, da der gesamte Biotechnologiesektor stark unter Druck geriet, stehen wir derzeit fast unverändert mit Biogen im Depot, welches insgesamt fast 7% zulegen konnte. 

Biogen Inc. ist ein Unternehmen der Pharmabranche und hat sich hier speziell auf die Biotechnologie spezialisiert. Die Spezialforschungsgebiete sind dabei sind neurologische Erkrankungen wie Alzheimer aber auch Immunerkrankungen wie Hepatitis B bis hin zu Multiple Sklerose oder Schuppenflechte. Eine breite Aufstellung mit spannenden Themengebieten, in denen vor allem noch viel Potential nach oben herrscht.  

Wie eingangs bereits erwähnt, zeigt die Branche generell eine deutlich stärkere Schwankung als der Gesamtmarkt. Im Chart sehen wir dafür sowohl den NASDAQ Composite, in dem Biogen gelistet ist, wie auch den von Thomson Reuters berechneten Index für Pharmaunternehmen. Auf Sicht eines Jahres hängt man beiden Indices leicht hinterher. Gerade im Juni gab es nochmal starke Verwerfungen nach unten, die nun jedoch aufgrund solider Ergebnisse mehr als aufgeholt werden konnten.

Die jüngste Kursrallye hat jedoch auch dafür gesorgt, dass die Aktie mittlerweile deutlich überkauft scheint. Ein weiterer Rücksetzer aus technischer Sicht ist daher nicht unwahrscheinlich. Dafür gibt es nun mehrere Möglichkeiten der Partizipation. Zum einen kann der fundamental ausgerichtete Investor sein Investitionsvolumen für diese Position in drei Tranchen unterteilen und bei rückläufigen Märkten nachkaufen. Darüber hinaus können durch Limit Kurse z.B. bei einer nächsten Grenze bei knapp uner 260 US$ gesetzt werden. Die dritte Alternative richtet sich an erfahrenere Trader, welche über den Optionsmarkt durch den Verkauf eines PUTS darauf warten, dass die Aktie nachgibt, diese dann zu einem bestimmten Preis abnehmen müssen (so z.B. für 258$) und in der Zwischenzeit als Stillhalter die Optionsprämie einstreichen.

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.

  • Bewertung: Auf historische Sicht betrachtet, ist die Aktie aktuell eher günstig am Markt zu haben. Dafür ist es notwendig, sich von der konventionellen Ansicht des KGV oder KBV zu lösen, sondern daran zu bewerten, dass die gesamte Branche starke Zukunftsfantasien mit sich bringt. Oftmals unterstellt man am Kapitalmarkt, dass die Aktie auf lange Frist zu ihrem historischen Bewertungsdurchschnitt zurückkehrt. Dies wäre bei einem KBV z.B. bei 6,2x oder beim KGV bei 28,7x. Somit wäre ein Upside bis 324 US$ bzw. 492$. Auch die freien Cashflows lassen eine deutlich höhere Bewertung zu, denn Biogen erwirtschaftet regelmäßig extrem hohe Erträge.
  • Kapitalstruktur: Man hat sich zunehmend verschuldet und geht somit mehr ins Risiko. Nichtsdestotrotz verfügt das Unternehmen immer noch über extrem hohe liquide Positionen in der Bilanz und zeigt eine grundsolide Bilanzstruktur. Die Zeiten, wo man jedoch alles aus der Portokasse zahlen konnte, sind vorbei. Mehr Risiko ist das Gebot der Stunde, da die Ausgaben für Forschung intensiviert werden müssen.
  • Wachstum & Renditen: Biogen zeigt unfassbar attraktive Margen. Solche Geschäft bewirken bei langfristigen Investoren immer viel Wohlwollen, denn dadurch entstehen hohe freie Cashflows und irgendwann auch die Möglichkeit der Gewinnausschüttung. Heute nutzt man die eingenommenen Dollar vor allem für Wachstum. Somit sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Die Analysten erwarten auch für die Zukunft eine ähnliche Entwicklung sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn.

Der subjektive Betrachtungswinkel

·         Alles auf eine Karte: 99% aller Studien im Bereich Alzheimer scheitern. So statistische Auswertungen der FDA, die in den USA für die Zulassung neuer Medikamente zuständig ist. Nichtsdestotrotz versuchen sich Unternehmen immer wieder an diesem attraktiven Markt, denn nicht nur die Heilung von Millionen Erkrankten wäre damit gesichert, sondern gleichermaßen auch ein Riesengeschäft für das Unternehmen, welches den Durchbruch schafft. Der scheidende Unternehmenschef George Scangos, welcher das Unternehmen zu dem gemacht hat, was es heute ist, will nun jedoch in seinem beruflichen Lebensabend nochmals angreifen. Seiner Überzeugung nach steht der Alzheimer-Markt heute dort, wo die Onkologieforschung vor über 10 Jahren war. Bei einem Umsatz von 11 Mrd. US$ hat man stolze 1 Mrd. US$ (!) allein in eine Studie zum Medikament Aducanumab investiert. Ich sehe hier einige gute, wie jedoch auch skeptisch stimmende Aspekte. Auch in Deutschland hat man nun Patienten in die Studie aufgenommen, die noch mindestens zwei Jahre dauern wird. Man fokussiert sich also zu einem großen Teil auf diesen Markt und macht sich somit indirekt abhängig. Hinzu kommt der Fakt, dass Scangos sich nun verabschiedet. Aus diesem Grunde wirkt es auf mich nicht unwahrscheinlich, dass dieser noch einmal stärker ins Risiko geht und sich sagt, mit einer erfolgreichen Forschnung geht er in die Geschichte ein und im Falle einer „Niederlage“ in dieser Studie wäre er trotz dessen einer von vielen CEO’s, die die Biotech-Branche derart entwickelt haben. Positiv ist jedoch, dass man in der Phase II immerhin erste Erfolge zeigen konnte und die Alzheimer-Krankheit verlangsamte. Generell ist eine deutlich stärkere Fokussierung zu beobachten. Forschungen in den Gebieten Krebs, Herzkreislauf und Immunologie hat man komplett beendet. Neben dem neuen Gebiet des Alzheimers sollen es künftig vor allem auch die aktuellen Gewinnbringer MS (hier ist man Weltmarktführer), ALS oder auch Parkinson sein.

Im Fazit

Biogen ist weiterhin ein hochinteressantes Unternehmen, welches jedoch nur dem Anleger zu raten ist, der sehr aktiv auf sein Depot achtet und auch größere Schwankungen in Kauf nimmt. Historisch gesehen ist Biogen derzeit extrem günstig. Allerdings geht man immer stärker ins Risiko und setzt vor allem auf das „Pferd“ Alzheimer. Diese Entwicklung bleibt extrem spannend, da sich dahinter ein Milliarden-Markt verbirgt. Es bleibt in der von Übernahmen und Fusionen geprägten Branche also auch weiterhin spannend. Biogen als aktueller Marktführer für Multiple Sklerose könnte dabei ein interessanter Pick sein. Abschließend ist auch die spannende Diversifikation in Zusammenarbeit mit Samsung für Nachahmerprodukte (sogenannte Biosimilars) spannend. Die Parameter sind vielseitig und so scheint sich ein tieferer Blick allemal zu lohnen.

Ihr Andreas Meyer

 

Quellen: www.greenriver-capital.com, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com,

 


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