Steinhoff ist ein Unternehmen, das bis vor kurzem nur wenige Anleger auf dem Zettel hatten. Jedoch stammt das bereits 1964 gegründete Unternehmen aus der Nähe meiner alten Heimat Bremen. Dann jedoch ist man ausgewandert, sodass der heutige Hauptsitz im steuergünstigeren Amsterdam liegt und nach einer Umstrukturierung die Börsenplatzierung in Südafrika im Jahre 1998 getätigt wurde.   

Steinhoff betreibt zahlreiche Möbelgeschäfte. Das in Deutschland bekannteste Einrichtungshaus dürfte sicherlich nicht zuletzt, wegen der auffallenden Marketingstrategie die Kette „Poco“ sein.

Kurz nach der Umstrukturierung der erst im Juni 2015 gegründeten Steinhoff Holding kündigte man auch an, wieder die Börsenplatzierung im einstigen Heimatland Deutschland anzustreben. Das Erstlisting war dann am 07.12.2015.

Für weitere Analysen ist zu beachten, dass Steinhoff ein verschobenes Geschäftsjahr von Juli-Juni betreibt und ebenso die Währung in vielen Fällen aufgrund der Bilanzierung in Südafrikanischen Rand (ZAR) angegeben werden kann.

Die Aktie (hier die ZAR-Notierung) hat sich in den letzten zwei Jahren unterdurchschnittlich gegenüber dem sehr breitgestreuten S&P500 als auch dem Reuters-Index für nicht zyklische Konsumgüter bewegt.

Charttechnisch hat die Aktie vor kurzem die 0er-Linie des Momentums von oben nach unten durchstrichen. Dies kann ein gefährliches Anzeichen werden. Die Stochastik und auch der RSI notieren derzeit im neutralen Bereich. Von dieser Front ist demnach keinerlei Signal auszumachen.

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.

  • Vorteile:

o   Ein wesentlicher Vorteil der Aktie ist die derzeit attraktive günstige Bewertung. Gerade im Vergleich zur Branche erscheint die Aktie äußerst günstig. Weiterhin wird ein Discount zum fairen Wert erkennbar, wenn man das zukünftige Wachstum mit einbezieht. Somit liegt der faire Wert aktuell ca. 35% höher.

o   Die Kapitalstruktur ist als gesund anzusehen. Eine hohe EK-Quote gefolgt von attraktiven und vor allem regelmäßigen Cashflows ermöglichen einen hohen Handlungsspielraum und erhöhen dadurch die Sicherheit für den Anleger.

o   Abschließend ist es die Kombination aus günstiger Aktie und starkem Wachstum, welches weltweit vor allem seit 2012 aggressiv verfolgt wird. Jedoch nicht nur beim Umsatz, sondern auch der Gewinn steigt nun wieder stetig.

  • Nachteile:

o   Auch, wenn Steinhoff im Branchenvergleich überdurchschnittlich abschneidet, handelt es sich nichtsdestotrotz um ein Geschäftsmodell mit eher geringen Margen. Der zunehmende Konkurrenzdruck wird auch künftig dafür sorgen, dass die Profitabilität nicht in den Himmel wächst.

Der subjektive Betrachtungswinkel

  • Standort-Mix: Der Hauptsitz in den Niederlanden, die operative Führung in Südafrika und zum Teil noch in Westerstede bei Bremen und ein Börsenlisting in Südafrika und Frankfurt ergeben zahlreiche Parameter, die vor allem anfänglich etwas verwirren könnten. Dadurch hat das Unternehmen eine effektive Besteuerung von gerade einmal 8% erreicht.
  • Back to the roots: Der Gründer Bruno Steinhoff hält heute noch über 5% aller Aktien. Seit Dezember ist die Aktie auch wieder in Frankfurt handelbar. Diese Erfolgsstory könnte nun im März einen weiteren Meilenstein mit sich bringen. Aktuell wird vermutet, dass Steinhoff schon demnächst in den MDax aufsteigen könnte. Dadurch würde das Unternehmen noch mehr Aufmerksamkeit erhalten und gerade bei institutionellen Investoren auf dem Zettel landen.
  • Marktführer mit breiter Diversifikation: In Europa ist man direkt hinter Ikea die Nr. 2 im Möbelsegment. Dies hätte keiner von dem doch eher unspektakulären Unternehmen erwartet. Gerade der breite Mix ist es jedoch, der die Aktie derart attraktiv erscheinen lässt. So werden Märkte unter unterschiedlichen Namen, den jeweiligen Bedürfnissen der heimischen Konsumkultur angepasst angeboten. Auf der Internetseite des Unternehmens findet man dafür einen attraktiv aufgestellten Jahresbericht für 2015, der die zahlreichen attraktiven Faktoren des Wachstumsmodells aufzeigt.

Unterm Strich:

Steinhoff bringt ein stabiles Fundament mit. Die kontinuierliche und vor allem breit gestreute Wachstumsstory bei einer günstigen Aktie, sind interessante quantitative Faktoren. Die erhöhe Aufmerksamkeit durch die Rückkehr an den Börsenplatz Frankfurt und der mögliche Aufstieg in den MDax verleihen dem Unternehmen einen weiteren Kick. Aus einer guten Positionierung heraus mit spannender Diversifikation sollte in diesem eher konservativen Geschäft jedoch auch in Zukunft Geld verdient werden. Aus diesem Grund ist ein genauerer Blick sicherlich gerechtfertigt. 

 

Ihr Andreas Meyer

 

Quellen: www.am-capital.de,www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com,  www.steinhoffinternational.com

 

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