Vale SA gehört weltweit zu den größten Unternehmen seiner Art. In Brasilien gehört das Unternehmen zu den absoluten Riesen. Dabei ist man äußerst vielfältig unterwegs, wobei sich der Kern des Geschäfts auf den Bergbau konsolidieren lässt. Die Tätigkeiten umfassen den Abbau von Eisenerz, Mangan, Kupfer, Nickel aber auch Düngemittel. Diese baut man nicht nur ab, sondern betreibt gleichermaßen auch die Logistik dahinter um die Produkte zum Weiterverbrauch zu bringen. Somit bedient Vale SA einen initialen Punkt der Wertschöpfungskette, der dann z.B. durch Eramet, welche wir vor kurzem erst vorgestellt haben, weitergeführt wird.
Vale SA gehört in diesem Segment zu einem meiner Favoriten, da es gerade in schwierigen Zeiten vor allem die großen Marktakteure sind, die sich auf Kurz oder Lang in der Konsolidierung halten.
Das Chartbild, des US-Dollar ADR (American Depositary Receipts), haben wir folgend einmal im zeitlichen Bezug unterteilt.
Langfristig
Ein Blick auf die vergangenen fünf Jahre hier im Vergleich zum S&P500 lässt deutlich werden, was bei Vale alles schief gelaufen sein mag. Während der S&P über 75% zulegte, verloren die Brasilianer um über 75%. Kapitalvernichtung par excellence, die vor allem auf die extrem stark gefallenen Rohstoffpreise zurückzuführen ist, jedoch auch mit dem schwierigen Marktumfeld im Heimatland Brasilien. Mehr dazu später.
Kurzfristig
Die kurze Frist hingegen weckt Hoffnungen. Während der S&P sich zwar auch verbesserte (immerhin notiert dieser dicht am All-Time-High) wirkt er neben dem Vale-Papier jedoch wie ein laues Lüftchen. Auf Sicht von sechs Monaten konnte die Aktie über 30% zulegen. Eine attraktive Performance, die langfristige Investoren aktuell zu mindestens ein wenig entschädigt hat.
Aktuell kämpft die Aktie mit dem Simply-Moving-Average. Ansonsten ist in der kurzen Frist aus Sicht der Charttechnik eher weniger zu entziffern. Bei dieser Aktie handelt es sich so oder so um die ganz lange Frist, welche viel Ausdauer und Nervenstärke erfordert.
Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.
- Bewertung: Auf den ersten Blick erscheint Vale SA im Vergleich zur Branche nicht der günstigste Pick zu sein. Dies liegt vor allem daran, dass Investoren bei Markterholungen, wie wir sie zuletzt gesehen haben, zuerst bei den großen Kandidaten der Branche zuschlagen. Im Verhältnis zum Markt aber auch zur historischen Bewertung (und wenn man unterstellt, dass der historische Kurs auf lange Sicht irgendwann den Weg zurück zur historischen Bewertung findet) erscheint die Aktie weiterhin günstig. Die künftigen Cashflows würden eine Bewertung bei über 7,60 US$ zulassen, während das historische KUV sogar einen fairen Kurs bei über 14 US$ sieht.
- Kapitalstruktur: Die einst solide Kapitalstruktur hat unter den Verlusten der jüngsten Vergangenheit stark gelitten. Die EK-Quote lag vor einigen Jahren noch bei über 50%. Wie bereits oftmals erwähnt erscheint die Schuldenstruktur in Bezug auf die Fälligkeit gerade bei solchen Distressed-Stories essentiell. Das Unternehmen hat zahlreiche Bonds draußen, die bei Fälligkeit dann vom Cashflow getragen werden müssen (wobei man üblicherweise auch davon ausgehen kann, dass Vale neue Bonds am Markt emittieren wird. Folgend die zeitliche Schuldenstruktur mit jeweiligem Volumen und Fälligkeit:
- An neuen Emissionen wird mittelfristig wohl kaum ein Weg vorbei gehen. In 2016 spätestens Anfang 2017 rechnen Analysten bereits mit einem wieder positiven freien Cashflow. Dies ist unter anderem auf den Verkauf von nicht essentiellen Assets in Höhe von 4-5 Mrd. US$. Hinzu kommt die exzessive Reduktion von Kosten. Die administrativen Kosten hat man bereits um fast 1 Mrd. US$ und somit um 50% gesenkt. Während man im Jahr 2011 noch über 16 Mrd. US$ an Ausgaben für neue Projekte hatte, beläuft sich der Betrag heute nur noch auf 6,6 Mrd. US$. Die Nettoschulden sollen bis 2017 von 22 Mrd. US$ auf 15-17 Mrd. US$ in 2017 gesenkt werden.
- Wachstum & Profit: Die Profitabilität ist sowohl operativ als auch netto nicht vorhanden. Die hohen Verluste ziehen sich somit durch die Gewinn- und Verlustrechnung bis in die Bilanz. Dies liegt natürlich maßgeblich daran, dass die Umsätze aufgrund des starken Preisdrucks stark gesunken sind. Die gesamte Unternehmensstruktur dem anzupassen erfordert Zeit, die das Unternehmen nun jedoch in Angriff zu nehmen scheint. Im März und Juni erzielte man bereits positive Ergebnisse, was jedoch für die erste Jahreshälfte zur Natur des Geschäftes gehört. Für 2017 erwartet man dann jedoch auch auf Jahressicht wieder positive Zahlen.
Der subjektive Betrachtungswinkel
- Die Story: Man setzt bei Vale auf eine Erholung des Unternehmens sowie des Rohstoffmarktes gleichermaßen. Ein großes Unternehmen wie Vale wird dabei auf lange Sicht nur schwerlich bust gehen, da im Extremfalle auch die brasilianische Regierung ein großes Interesse an einem starken Bergbauunternehmen im eigenen Land hat. Vale konzentriert sich derzeit intensiv auf die Reduktion der Kosten. Die Maßnahmen scheinen zu greifen, sodass man sich an die neue Realität gewöhnt. Hinzu kommen nun wieder anziehende Rohstoffpreise. Ideal erkennbar wird dies am Bloomberg-Commodity-Index.
- Parallel zur Aktie hat auch dieser Index zugelegt, wobei die Korrelation sicherlich genau umgekehrt sein dürfte. Man sieht in der langen Frist jedoch, dass noch deutliches Potential nach oben besteht. Wenn Vale sich also an die niedrigen Preise gewöhnt und wieder profitabel arbeitet, wäre ein höherer Kurs gerechtfertigt. Wenn nun noch anziehende Rohstoffpreise hinzukommen ist eine ideale Kombination gegeben.
- Heimatland Brasilien: Vale wird vom Markt u.a. schlechter bewertet als Glencore, weil das Heimatland Brasilien als deutlich riskanter eingestuft wird. Positiv ist jedoch auch dahingehend, dass sich Brasilien aktuell in der Talsohle befindet. Auch hier wäre ein wichtiger Trigger gegeben, der die Aktie künftig weiterhin treiben könnte.
Im Fazit:
Vale ist und bleibt ein volatiles Investment. Erst heute verliert die Aktie wieder über 5%, was der langfristige Investor in Kauf nehmen muss. Dann jedoch kann der Brasilianer als günstiger Kandidat aus diesem Segment interessante Opportunitäten bieten. Eine genauere Untersuchung ist dafür sicherlich interessant.
Wenn Sie weitere Fragen oder Wünsche in Bezug auf Aktienanalysen haben, können Sie sich gerne an diese Mail-Adresse wenden. Wir versuchen die Inhalte natürlich so gut es geht auch auf Ihre Bedürfnisse anzupassen. Melden Sie sich dahingehend also gerne.
Ihr Andreas Meyer
Quellen: www.greenriver-capital.com, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com
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