Die WashTec AG ist ein gesundes deutsches Mittelstandsunternehmen wie es im Buche steht. Bereits 1885 gegründet mit Hauptsitz in Augsburg ist das Unternehmen mit Anlagen für Wäschereien und zeitweise auch mit Aufzügen groß geworden.

Heute erzielt die Gesellschaft mit der Herstellung von Fahrzeugwaschanlagen und allen essentiellen Dienstleistungen rund herum einen Rekordumsatz von fast 341 Mio. Euro. Die ordentliche Aufstellung des Konzerns ist auch der Grund, warum die Aktie vor kurzem in den SDax aufgenommen worden ist.

Am heutigen Tag sind die Zahlen für das Jahr 2015 veröffentlicht worden. Aus diesem Grund erscheint es spannend das Unternehmen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die dadurch entstandene Aufmerksamkeit hat im Vorfeld und nach der Aufnahme dazu geführt, dass die Aktie einen absoluten Höhenflug hingelegt hat. Der Kursverlauf hat sowohl den DAX als auch den von Reuters berechneten Index zyklischer Unternehmen mehr als eindrucksvoll hinter sich gelassen.

Genau diese Kursrallye hat jedoch dazu geführt, dass auch die wichtigen charttechnischen Indikatoren in einen deutlich überkauften Bereich gerutscht sind. Dies könnte für kurzfristige Rücksetzer sprechen, was für das Timing durchaus interessant sein sollte. Dabei muss man allerdings auch beachten, dass wir im November des vergangenen Jahres eine ähnliche Situation gesehen haben. Damals kam nur ein kleiner Rücksetzer begleitet von einer Seitwärtsphase. Demnach sollten diese Indikationen lediglich zur kurzfristigen Betrachtung herangezogen werden.

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.

  • Vorteile:

o   Dividende: Stark im Fokus steht die äußerst attraktive Gewinnbeteiligung. Mit einer jährlichen Rendite von 4,57% gehört WashTec auf jeden Fall auf die Watchlist von Dividendenjägern und Anlegern, die eine regelmäßige Verzinsung suchen.

o   Kapitalstruktur: Mit über 42% verfügt man über eine solide Eigenkapitalquote. Dies ist bereits ein erstes Anzeichen für Sicherheit und Stabilität. In 2015 hat man im Vergleich zu 2014 ein kurzfristig verzinsliches Darlehen in Höhe von ca. 5 Mio. Euro aufgenommen. Hierbei handelt es sich um Kontokorrentverbindlichkeiten. Insgesamt betragen die Volumina der Kreditlinien 51 Mio. Euro. In den aktuellen Niedrigzinsphasen von kleinen und kurzfristigen Fremdfinanzierungen Gebrauch zu machen ist sinnvoll um die Hebelwirkung zu nutzen. Gleichermaßen handelt es sich dabei um einen absolut normalen Vorgang. Der Anstieg der kurzfristigen Verbindlichkeiten ist daher völlig problemlos.

o   Wachstum und Profitabilität: WashTec wächst sehr kontinuierlich. Natürlich handelt es sich bei den angebotenen Dienstleistungen und Waren um zyklische Güter. In Anbetracht dieser Tatsache ist die Umsatzentwicklung auch in Krisenjahren wie 2009 in Ordnung. Gerade die Margen haben sich in 2015 verbessert und endlich wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Hier soll es in kleinen Schritten langsam nach oben gehen. Auch wenn man der Konkurrenz hier noch hinterherhinkt, so darf man die grundsätzliche Entwicklung als durchaus positiv erachten.

  • Nachteile:

o   Bewertung: Mit der WashTec Aktie aktuell ein Schnäppchen zu schlagen ist nur schwer möglich. Nachdem der Kurs derart gut gelaufen ist können also Rücksetzer entweder die Gelegenheit bieten den gemischten Einstiegskurs zu verbilligen oder den Ersteinstieg zu wagen.

Der subjektive Betrachtungswinkel

  • Ausschüttungspolitik: Das Management des Unternehmens praktiziert seit längerem eine attraktive Gewinnbeteiligung der Anteilsinhaber. Die hohe Dividende haben wir bereits angesprochen. Hinzu kommen immer wieder Sonderausschüttungen, die die jährliche Rendite beachtlich steigern können. Im vergangenen Jahr hat man weiterhin ein Aktienrückkaufprogramm durchgeführt. Der Total Shareholder Return lag in 2015 insgesamt bei 145,4%. Besonders spannend ist die Tatsache, dass der Vorstand plant das Aktienrückkaufprogramm in 2016 um 10% des Grundkapitals zu erneuern. Sollte die Hauptversammlung erwartungsgemäß zustimmen, könnte dies einen weiteren Kicker für die Aktie bringen.
  • Geschäftsmodell: Bei Betrachtung der Natur des Geschäftes fallen einige Dinge auf. Das Unternehmen stellt Fahrzeugwaschstraßen her. Hinzu kommen die dazu notwendige Waschchemie, der Service, das Betreibergeschäft aber auch die Finanzierung. Man deckt somit die gesamte Wertschöpfungskette ab. Ist also eine neue Waschstraße etabliert, so fallen regelmäßige Wartungen an und auch die Chemikalien oder der Betrieb erzeugen wiederkehrende Umsätze. Allerdings muss man auch zwei große Risiken beachten. Zum einen darf die Reinigung des Fahrzeuges als Dienstleistung angesehen werden, die der Privatkunde in Zeiten knapper Kassen auch zu Hause durchführen könnte. Weiterhin gehört zur Herstellung kein Know-How wie z.B. bei Satellitenbetreibern oder in der Biotechnologie. Neue Konkurrenten fällt der Markteintritt daher leicht. Nichtsdestotrotz scheint WashTec aktuell gut aufgestellt zu sein. Ein Drittel der Umsätze stammen aus Deutschland, immerhin 20% aus den USA und die restlichen 47% werden im Rest Europas erzielt. Gerade die USA scheinen dabei einen Kernmarkt darzustellen.
  • Flexibilität & Effizienzsteigerung: In 2015 hat man mit über 26 Mio. Euro einen rekordverdächtigen freien Cashflow erzielt. Dadurch bleibt das Unternehmen mehr als flexibel und handlungsfähig, sodass künftige Investitionsvorhaben angestoßen werden können. Aktuell werden „lediglich“ 1,53% der Umsätze in neue Innovationen für Umsatzwachstum investiert. Aufgrund dessen ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass liquide Mittel für die genannte Verwendung (Sonderdividende und Aktienrückkauf) genutzt werden. Ebenso positiv ist, dass WashTec in den letzten fünf Jahren nahezu konstante Mitarbeiterzahlen hatte, den Umsatz und vor allem auch den Gewinn jedoch steigern konnte. Die höhere Effizienz des Unternehmens geht demnach nicht auf Kostensenkungen zu Lasten der Mitarbeiter zurück.

Im Fazit:

WashTec ist in den letzten Monaten exzellent gelaufen. Vielleicht sogar etwas zu gut, weswegen erste Rücksetzer bei einer überkauften Aktie zum Einstieg genutzt werden, oder den gemischten Einstiegskurs verbilligen könnten. Unterm Strich bietet dieses solide Mittelstandsunternehmen jedoch attraktive Faktoren, die bei einer stabilen Finanzierungsstruktur beginnen und einer attraktiven Ausschüttungspolitik des Vorstandes enden. Die genannten Aspekte ergeben daher genügend Argumente das Augsburger Unternehmen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ihr Andreas Meyer

 

Andreas Meyer ist weiterhin für das Portfoliomanagement eines langfristigen wie auch kurzfristig ausgerichteten Aktiendepots bei Cashkurs*Trends verantwortlich. Weitere Informationen zu Cashkurs*Trends finden Sie hier.

 

Quellen: www.am-capital.de, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com

 

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