Portugal ist nach wochenlanger Gegenwehr der Regierung schließlich doch unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft. Der Druck der Rating-Agenturen auf die Bonität portugiesischer Staatstitel und die Drohung portugiesischer Geschäftsbanken, den weiteren Ankauf von Staatsanleihen einzustellen, wurden einfach zu viel.

An den Finanzmärkten wird dieser Schritt positiv aufgenommen. Es scheint so, als sei nun jeder der drei euroländischen Patienten finanziell versorgt. Das zeigt sich auch in den Ausfallprämien für 5-jährige Staatsanleihen. Neben den portugiesischen verringerten sich zuletzt auch die irischen Ausfallprämien deutlich.

Durch Portugals Inanspruchnahme des Rettungsschirms verringern sich nicht zuletzt auch die Risiken für Spanien, dessen Bankensektor ein Drittel der portugiesischen Auslandsverschuldung hält. Ohnehin ist allen Verantwortlichen in der Euro-Politik und der EZB klar, dass Spanien als vierter Dominostein nicht fallen darf.

 

Keine Angst vor zu restriktiver Zinspolitik der EZB

Mit Blick auf den steigenden Preisdruck hat die EZB auf ihrer letzten Sitzung zwar ihren Notenbankzins um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent angehoben. Es ist aber unwahrscheinlich, dass dies der Beginn einer lang anhaltenden Reihe von Zinserhöhungen ist. Denn die Stabilisierung Spaniens außerhalb des Rettungsschirms wäre ein kraftvolles Zeichen der Stabilität der Eurozone an die Finanzmärkte und damit für die EZB ein hinreichender Grund, deutlich weniger zinsrestriktiv zu agieren. Davon unberührt bleibt die geldpolitische Liquiditätsausstattung ohnehin auf hohem Niveau. Grundsätzlich genießen damit die Themen finanzielle und konjunkturelle Stabilität eindeutig Priorität vor dem Thema Preisstabilität. Auch wenn dies die EZB offiziell nicht verkünden wird, ist es dennoch offensichtlich. Für die Aktienmärkte bleibt damit das wichtige Liquiditätsargument erhalten.

 

Der Euro läuft und läuft

Immerhin profitiert die Gemeinschaftswährung von der sich ausweitenden Differenz der Notenbankzinsen zwischen der Eurozone und den USA. Mittlerweile konnte der Euro auf 1,44 zum US-Dollar aufwerten.

Für die Euro-Stärke bzw. die Dollar-Schwäche sind auch die bislang ausgebliebenen Einigungen in den Verhandlungen über den US-Haushalt 2011 und die damit verbundene Anhebung der Schuldenobergrenze verantwortlich. Hintergrund ist der Vorwahlkampf um die Präsidentenwahl im nächsten Jahr. Konkret geht es um eine Einsparungsdivergenz zwischen Republikanern und Demokraten von 7 Mrd. US-Dollar. Bei einer Neuverschuldung in diesem Haushaltsjahr von 1,6 Bio. US-Dollar kann man diese dramaturgisch geplanten Scharmützel nur als lächerlich und gefährlich bezeichnen. Denn ein Einfrieren des US-Haushalts und damit theoretisch sogar die Zahlungsunfähigkeit der USA würden die bereits vorhandenen Zweifel an der Stabilität der amerikanischen Finanzverfassung verstärken.

Es ist aber zu erwarten, dass in letzter Sekunde ein neuer befristeter Nothaushalt zumindest für zeitweise Ruhe sorgt.

Ungemach für die Kapitalmärkte wird man in den USA also nicht riskieren. Im Übrigen kann die wettbewerbsstarke deutsche Exportwirtschaft auch mit diesem hohen Euro-Kurs gut leben.

 

Edelmetalle glänzen weiter

Die Edelmetalle Gold und Silber zeigen weiterhin eine beeindruckende Wertentwicklung. So stieg der Goldpreis zwischenzeitlich auf ein Allzeithoch. Die Aufmerksamkeit der Anleger gilt allerdings weiter Silber, das zwischenzeitlich die 40-Dollar-Marke durchbrach. Damit befindet es sich auf dem höchsten Stand seit 31 Jahren.

Dies wird von zwei fundamentalen Entwicklungen gestützt. Einerseits suchen mit Blick auf die weltweit anziehende Inflation immer mehr Anleger Zuflucht in Gold und Silber aufgrund ihrer klassischen Kaufkrafterhaltungsfunktion.

Andererseits gelten Staatsanleihen nicht als klare Alternativanlagen. Denn schließlich findet der hohe Preisdruck, der sich in gestiegenen Inflationserwartungen zeigt, kaum Niederschlag in höheren Renditen von Staatsanleihen. Hier machen sich die geldpolitischen Stützungskäufe der Fed mit ihrem renditedrückenden Charakter deutlich bemerkbar.

 

Deutschland als Konjunkturlokomotive

Die deutsche Wirtschaft brummt. So konnten die Auftragseingänge in der Industrie abermals um 20 Prozent zum Vorjahr zulegen. Historisch war damit auch immer eine sehr positive Stimmung für deutsche Aktien verbunden. Die Geschichte wird sich wiederholen.

Aber auch der Ausblick stimmt positiv. So hat der Sachverständigenrat die Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland von 2 auf 2,8 Prozent angehoben. Der Einfluss der Dreifachkatastrophe in Japan durch Produktionsausfälle und die mögliche Unterbrechung von Zulieferketten scheint damit von den Wirtschaftsweisen nur als Delle angesehen zu werden. Fundamental ist es damit weiter gerechtfertigt, dass beim DAX Ende des Jahres die 8 vorne steht.

Aus charttechnischer Sicht ist nach dem Überwinden des Widerstands bei 7200 Punkten der Weg auf die Marke bei 7360 und darüber auf das Jahreshoch von 7441 Punkten frei. Im Fall neuerlicher Schreckensmeldungen sollte der steigende 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 6631 Punkten jedoch als starke Auffanglinie dienen.

 

Die nächste Woche

In der nächsten Woche stehen die Inflationsdaten im Vordergrund. In Euroland dürften sich die Erwartungen eines zunehmenden Inflationsdrucks bestätigen. In Deutschland wird der ZEW-Indikator die aktuell positive Konjunkturstimmung dokumentieren, allerdings im Ausblick leichte Abschwächungen zeigen. Die Aktienmärkte dürfte dies dennoch wenig stören, da diese Daten stark von der Dreifachkatastrophe in Japan und den befürchteten Zulieferproblemen dominiert werden. An der Fortsetzung einer nachhaltigen, wenn auch weniger dynamischen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung gibt es keinen Zweifel.

Auf Unternehmensebene wird die Berichtssaison für das abgelaufene I. Quartal von dem amerikanischen Aluminiumriesen Alcoa mit einem soliden Ergebnis eröffnet werden. Man profitiert von einer soliden Nachfrage aus dem Industriesektor, die es erlaubte, die Preise für Aluminiumprodukte zu erhöhen. JP Morgan und Bank of America präsentieren Ergebnisse, die die Erwartungshaltung erfüllen werden.

Eine leicht positive Aktienstimmung ist in KW 15 zu erwarten.

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