Viele Anleger blicken aktuell auf den fulminanten Kursanstieg des US-Leitindex S&P 500, welcher seit dem März-Tief um stattliche 48 Prozent zulegen konnte. Diejenigen, die vor einigen Monaten Mut bewiesen haben und beispielsweise einen ETF auf den S&P 500 gekauft haben, freuen sich inzwischen über einen ansehnlichen Kursgewinn.

  

Quelle: guidants.com

Wer sich die Mühe gemacht hat, und die Performance seines S&P 500-ETFs mit dem S&P 500-Index verglichen hat, wird feststellen, dass der ETF „nur“ um knapp 37 Prozent zulegen konnte. Im Beispiel wurde ein ETF von Vanguard verwendet, wobei es sich um keine Bewerbung oder Anlageempfehlung handelt.

Wer hat die fehlende Performance geklaut?

Woher rührt aber diese Diskrepanz, die von Juni bis zuletzt immer größer wurde? Die Antwort liegt im veränderten Wechselkurs zwischen dem Euro und dem US-Dollar. In dieser Grafik ist neben dem Index und dem ETF der Euro/Dollar-Wechselkurs mit eingeblendet.

Quelle: guidants.com

  

Der US-Leitindex enthält die 500 größten US-Unternehmen. Die Aktienkurse dieser Unternehmen werden in der Heimatwährung, dem US-Dollar taxiert. Kauft man als europäischer Anleger eine US-Aktie bzw. einen ETF auf einen US-Index, wird der investierte Betrag vom auf Euro lautenden Konto abgebucht und anschließend in Dollar konvertiert. So kommt zum aktienmarkttypischen Schwankungsrisiko das Risiko der Währungsschwankung hinzu.

Augen auf die Währungsentwicklung

Schließlich macht es einen Unterschied, zu welchem Wechselkurs man ein Investment in einer Fremdwährung tätigt bzw. zu welchem Wechselkurs man sein Investment wieder verkauft.

Da Währungspaare mithin relativ deutlich schwanken können, handelt es sich hierbei um ein nicht zu vernachlässigendes Thema in der Geldanlage, was sich in der unterschiedlichen Entwicklung des ETFs und des Index deutlich zeigt.

Da der US-Dollar gegenüber dem Euro im Beobachtungszeitraum satte zehn Prozent nachgab, wirkt sich das automatisch auf den ETF-Kurs aus.

Umgekehrt gilt das Prinzip natürlich genauso. Ein US-Anleger, der beispielsweise Aktien von Siemens kauft, muss für den Kauf der Aktie seine Dollar in Euro tauschen.

Dabei macht es – abgesehen von unterschiedlichen Handelskosten - auch keinen Unterschied, ob man beispielsweise die Aktie von Amazon über den Börsenplatz Frankfurt in Euro oder eben in New York in US-Dollar ordert, denn letztlich entspricht der Kurs der Aktie in Frankfurt nur dem Kurs in New York, bereinigt um den Wechselkurs.

Kurzfristigkeit vs. Langfristigkeit

So sollte die Währungsentwicklung immer im Hinterkopf behalten werden. Gerade mit Blick auf die unterschiedliche Entwicklung des MSCI World, jeweils in Dollar und Euro, wird dies ersichtlich.

  

Auf kurze Sicht ist ein deutlicher Performanceunterschied zu sehen. Mit einer Währungsabsicherung könnte man sich gegen solche Risiken absichern. Aber macht das überhaupt Sinn? Wie so oft ist der Blick in die Historie auch hier hilfreich.

  

Im langfristigen Chartvergleich ist gut ersichtlich, dass der Wechselkurs die Kursentwicklung zwischenzeitlich stark beeinflussen kann. Auf- oder Abwertungstrends des Dollars zum Euro gehören also zur Normalität. Mal profitiert man als Euro-Anleger, mal büßt man an Performance ein.

Zauberwort Hedging?

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann über den Kauf von Optionsscheinen auf das Währungspaar Euro/Dollar das Währungsrisiko ausschalten. Gemeinhin als Währungs-Hedge bekannt, würde der Optionsschein wie eine Versicherung funktionieren und an Wert gewinnen, wenn der Dollar andererseits schwächer würde.

Versicherungen kosten aber Geld, so auch ein Optionsschein, der gut und gerne zwei Prozent an jährlicher Depotperformance kosten kann. Insofern kann ein Währungs-Hedging auf kurze Sicht sinnvoll sein, falls man mit einem schwächeren Dollar rechnet. Auf lange Sicht fressen fortlaufende Währungsabsicherungen aber einen nicht unerheblichen Teil der Performance auf.

Jede Medaille hat zwei Seiten

Zudem birgt ein schwächerer Dollar auch Vorteile, zumindest für exportorientierte Unternehmen. Im Nachgang könnte sich eine Dollarschwäche positiv auf die Exporte von US-Unternehmen auswirken. Schließlich würde der günstige Dollar US-Produkte verbilligen und für uns Europäer attraktiver machen. Die so möglicherweise anziehenden Umsätze außerhalb der USA würden sich positiv auf die Ertragslage des US-Unternehmens auswirken, was wiederum einen steigenden Aktienkurs rechtfertigen würde.

Auch aus Portfoliosicht können Investitionen in verschiedenen Währungen vorteilhaft sein, so kann man nicht nur über verschiedene Branchen diversifizieren. Auch die währungsseitige Diversifikation eines Portfolios auf verschiedene Währungsräume ist aus Risikogesichtspunkten opportun und kann für die Stabilisation eines Portfolios hilfreich sein.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Wer langfristig am Aktienmarkt aktiv ist, sollte sich nicht zu sehr am täglichen Auf und Ab der Währungskurse stören. Nichtsdestotrotz ist es wichtig zu verstehen, dass es - abgesehen vom börsenbezogenen Schwankungsrisiko bei Auslandsinvestments - auch die Währungskomponente als zusätzlicher Risikofaktor zu beachten gilt.

Herzlichst

Ihr Christof von Wenzl

Quellen: guidants.com, msci.com

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Dirk Müller sowie die Finanzethos GmbH haben sich verpflichtet den Kodex des Deutschen Presserates für Finanz- und Wirtschaftsjournalisten einzuhalten. Der Verhaltenskodex untersagt die Ausnutzung von Insiderinformationen und regelt den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten. Die Einhaltung des Verhaltenskodex wird jährlich überprüft. Dies gilt auch für die für Dirk Müller oder für die Finanzethos GmbH tätigen freien Journalisten.

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