Die schwierigen Zeiten in der Energiebranche fordern die etablierten Versorger in Deutschland zunehmend. Nach dem Ausstieg aus der Atomkraft und dem starken Ausbau der regenerativen Energien, kamen die Energieriesen in immer schwierigeres Fahrwasser. Heute haben E.ON, EnBW und RWE mit ihren Kraftwerkssparten zu kämpfen. Am drastischen Beispiel der EnBW lässt sich die aktuelle Situation am besten nachvollziehen. Der staatlich kontrollierte Versorger hat einen Strommix aus Atomkraft und Kohle. Nach dem Abschalten der Atomkraftwerke im Jahre 2022 fallen dem Konzern Erlöse in Höhe von 900 Mio. Euro weg. Die Kohlesparte, ein ehemaliger Gewinntreiber, läuft defizitär. Kein Kohlekraftwerk des Konzerns schreibt schwarze Zahlen, dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass regenerativer Energie eine bevorzugte Netzeinspeisung zu Gute kommt. Das Problem: in diesem Geschäftsfeld sind die großen Energieriesen kaum vertreten, zu spät sind sie auf den Megatrend regenerative Energien aufgesprungen, zu komplex sind Investitionsprojekte in Konzernen dieser Größe. So haben dezentrale Anbieter, Stadtwerke und Bürgerbeteiligungen das Geschäft gemacht, zum Leidwesen der Konzerne. Jetzt aber bahnt sich eine Änderung des EEG Gesetzes an. Dieses Gesetz regelt den Ausbau der regenerativen Energien und ist der Grund für die herben Verluste bei den Versorgern. Im nächsten Jahr steht eine grundlegende Überarbeitung des Gesetzes an. Das hat die große Koalition beschlossen und die Kanzlerin hat persönlich die Marschroute gesetzt. Der Ausbau der regenerativen Energien soll sich in Zukunft langsamer und damit für die Wirtschaft insgesamt kostengünstiger entwickeln. Eine Kehrtwende ist dies nicht, die Energiewende wird kommen, nur langsamer als bisher. Damit private Verbraucher, Unternehmen und die Stromindustrie sich auf diesen Trend einstellen können und die Energiewende am Ende auch finanzierbar bleibt.
Im Rahmen dieser Gesetzesänderung könnte es so zu einer Unterstützung von Kohle- und besonders Gaskraftwerken kommen. Denn diese Kraftwerke werden noch immer benötigt, um die schwankungsanfällige neue Energie wie Wind und Sonne auszugleichen. Erste (?) Planspiele sehen vor, dass Kraftwerksbetreiber eine Entschädigung für das Bereitstellen von Energie erhalten. Dies ist wiederum zwingend notwendig, um in naher Zukunft die Schwankungen auszugleichen. Die Idee eines Zertifikatehandels macht im Umweltministerium deshalb derzeit die Runde. Es könnte dazu kommen, dass Betreiber von regenerativen Energien Zertifikate erstehen müssen, welche die Grundlastkraftwerke, insbesondere Gaskraftwerke, entschädigt. Hierdurch würde der Boom der regenerativen Energien gestoppt und verlangsamt, zugleich die Stromkonzerne entlastet. Die hierdurch gewonnenen Freiräume der Energieriesen können dann wieder für den Ausbau der neuen Energien genutzt werden. Sollte es zu dieser Novelle des EEG kommen, dann könnten die klassischen Versorger nach Jahren wieder von einer politischen Unterstützung profitieren und die Aktienkurse steigen lassen.
Die Zukunft der Energiebranche bleibt jedoch unangetastet. Deutschland hat sich für den Weg der Energiewende entschieden und wird mittel- bis langfristig auch an diesem Kurs festhalten. Ganz ohne konventionelle Energieträger werden wir jedoch in den nächsten Jahren keine verlässliche und bezahlbare Energie für unsere energiehungrige Wirtschaft und unsere Privathaushalte anbieten können. Daher werden in Zukunft besonders die Gaskraftwerke Unterstützung erhalten, Dieser Kraftwerkstyp ermöglicht durch seine kurzen Anlaufzeiten einen guten Ausgleich zu der schwankungsanfälligen Sonnen- und Windenergie.
Für Anleger könnten daher in Zukunft die großen Versorger wieder interessant werden und bei aktuellen Kursen ein lohnendes Investment werden. Neben den klassischen Versorgern wird die Branche in Zukunft ein verhältnismäßig höheres Wachstum bei Windenergie als bei Sonnenenergie ausweisen. Daher sind die Windanlagenbauer wieder interessanter geworden. Bereits im Jahr 2013 konnte sich die Branche wieder deutlich erholen. Überkapazitäten sind aus dem Markt verschwunden, die Windanlagenbauer haben ihre Hausaufgaben gemacht und sich effizienter aufgestellt. Insbesondere eine Vestas besticht mit einer guten Auftragslage und profitiert vom anhalten Boom der Windenergie weltweit, sowie von einer effizienteren Konzernstruktur. Weitere interessante Werte könnten die Solarwerte werden. Nach den schlechten Jahren kommt wieder Bewegung in die Branche. Überkapazitäten werden abgebaut, eine Marktbereinigung ist im vollen Gange und die weltweite Nachfrage scheint sich zu erholen. Besonders interessant sind neben den chinesischen Herstellern auch die Titel der First Solar, ein amerikanischer Solaranlagenbauer. Deutsche Solarkonzerne gehören jedoch auch in naher bis mittelfristiger Zukunft nicht zu den bevorzugten Titeln. Zu groß ist der Abstand zu den Chinesen und Amerikanern.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass wir weltweit eine kleine Energiewende sehen, welche sich stabil weiterentwickelt. Länder wie Deutschland sind die Vorreiter einer weltweiten Bewegung zu regenerativen Energien und einem grünen Strommix. Dieser Trend ist trotz Finanzkrise und anhaltenden herausfordernden weltwirtschaftlichen Herausforderungen ungebrochen. Einige Länder verlangsamen ihren Turbo, wie Deutschland. Dies geschieht aber nur zum Wohle einer bezahlbaren und damit nachhaltigen Energiewende. Der Trend Öko-Strom bleibt einer der Megatrends des 21. Jahrhunderts.
Favoriten sind:
Siemens, Vestas, E.ON, RWE und First Solar.
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Kommentare
Die großen Versorger werden doch zu Recht gefordert und kommen ins Straucheln, das ist doch gerade der Sinn der Energiewende, weshalb ich die Einschätzung zur Zukunft der Versorger nicht teile. Um das zu erkennen, ist eine differenziertere Betrachtung notwendig. Da mir das trotz neuer Aspekte auch in diesem Beitrag zu kurz kommt und erst recht in den Mainstreammedien, möchte ich das hier mal selbst versuchen:
Vorkommen der regenerativen Energieträger:
Sonnenschein, die Wind- und Wasservorkommen, geologische wärmequellen und die Agrarflächen sind auf großen Flächen des Landes verteilt, mit regionalen Unterschieden natürlich. Diese weit verteilten Energieressourcen können im Unterschied zu den großen Atom- und Kohlekraftwerken nur mit vielen kleineren Anlagen erschlossen werden, da die Anlagen stark in der Fläche verteilt sein müssen. Technisch gesehen sind bei regenerativer Energie deshalb die dezentralen Lösungen die geeigneteren bzw. die einzig möglichen.
Juristische Sichtweise:
Zentrale Energieerzeugung geschieht mit großen Kraftwerken, für die das gesamte dafür notwendige Eigentum wie z.B. Grundstück und Kraftwerksgebäude leicht in der Hand eines Konzerns liegen kann. Bei dezentraler Energieerzeugung ist eine breite Verteilung des Anlageneigentums in der Fläche des Landes notwendig, was es aus rechtlicher Sicht für einen Versorger komplex werden lässt, da z.B. die Rechte an vielen kleineren Grundstücken oder Hausdächern erworben werden müssten, was mit vielen Notargängen, hohem Zeitaufwand und hohen Beschaffungskosten verbunden wäre. Das würde die Gewinne großer Konzerne daran schmälern.
Konjunkturelle Sichtweise:
Große Kraftwerke führen dazu, dass die Gewinne in der Regel bei wenigen Eigentümern landen. Große Konzerne können Gewinne leicht in das Ausland verschieben oder durch die weltweiten Kapitalmärkte dem Wirtschaftskreislauf entziehen, oder durch andere Verluste kompensieren und bei geschickten Abschreibungen oder Steuertricks kräftig Steuern sparen.
Bei kleinen, dezentral verteilten Kraftwerken wie z.B. Photovoltaikanlagen gibt es in der Regel viele dezentral verteilte Eigentümer, die die Gewinne häufig wieder regional ausgeben und deutlich seltener dem Wirtschaftskreislauf entziehen (können), als die Großkonzerne. Die Gewinne kurbeln deshalb indirekt wieder die lokale Wirtschaft an, dort wo die Energieerzeugung stattfindet. Das wirkt wie ein Konjunkturprogramm, häufig auch in ländlichen, strukturschwachen Regionen.
Unter dem Strich kommen die Gewinne dezentraler Kraftwerke häufiger wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück.
Interessen der Energiekonzerne:
Um die regenerative Energieerzeugung auszubauen, müssen die Versorger aufgrund der Energievorkommen dezentral investieren. Das ist für große Konzerne aufgrund der juristischen Komplexität und des hohen Arbeitsaufwands dafür weniger gewinnträchtig, als die herkömmlichen, großen Kraftwerke. Die Energiekonzerne haben auch weniger das Interesse, regionale Wirtschaftskreisläufe anzukurbeln. Im Interesse der Konzerne ist es deshalb, wenn sie schon müssen, sich auf neue Technologien wie Offshore-Windparks zu konzentrieren, die nicht von kleinen Investoren realisiert werden können. Die Photovoltaik wollen die Konzerne bekämpfen, da sie sehr gut durch dezentral verteile Hauseigentümer realisiert werden kann und nur mit großem Aufwand von ihnen. Deshalb wird starke Lobbyarbeit, vor allem gegen Photovoltaik und kleine Windkraftanlagen betrieben.
Lösungen für Energiespeicherung, Energietransport und Grundlastfähigkeit:
Aus Politik und Medien hört man immer wieder die Argumente, es gäbe keine Speichermöglichkeiten und der Energietransport wäre schwierig. Dabei gibt es schon lange die Technologie der Elektrolyse, um den Strom in Form von Wasserstoff zu speichern. Durch Brennstoffzellen kann daraus wieder Strom erzeugt werden. In unser Erdgasnetz dürfen außerdem bis zu 5% Wasserstoff eigespeist werden, was einer enorm großen Energiemenge entspricht. Mit dem Sabatier-Prozess kann aus Wasserstoff sogar Methan, der Hauptbestandteil des Erdgases erzeugt werden. Das Erdgasnetz ist ein bereits bestehendes Netz, das an Stellen hoher Energieerzeugung leicht durch zusätzliche Pipelines erweiterbar wäre. Der Energietransport über pipelines wäre geschickt mit heutiger Erdgastechnik und mit Gaskraftwerken kombinierbar um die Grundlastfähigkeit regenerativer Energien zu ermöglichen.
Meine Meinung:
Es liegt damit in der Natur der Sache, dass bei der Energiewende die großen Energieerzeuger überflüssig werden, weshalb sie innovativ sein müssen um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und neue Geschäftsfelder zu finden. Stattdessen vergeuden sie ihre Energie damit, mit Faktenverdrehung und Lobbyismus die Energiewende zu bekämpfen. Die deutsche Politik macht in dem Spiel seit einiger Zeit mit. Technologischer Fortschritt führt häufig in einer Branche zu Arbeitsplatzverlust und bringt neue in einer neuen Branche. Zum Beispiel die Einführung von Computern hat bei Schreibmaschinenherstellern wie Olympia zur Pleite geführt, aber viele neue Arbeitsplätze für die IT gebracht.
Wir sollten die innovativen dezentralen Lösungen zulassen und fördern und die alten Zöpfe in Form der Energiekonzerne mehr und mehr abschneiden. Entweder wir lassen es geschehen, oder es wird geschehen.
Schon wieder hat sich Deutschland die Wurst vom Brot klauen lassen...
Wir haben die Ideen, entwickeln sie zur Marktreife, teilweise sogar mit zu hohen Effizienzerwartungen forschen und machen...
Andere beäugen die Situation und sagen sich nach guter alter Maschienebauerregel; mit 20 % Arbeitseinsatz eine 80 % ige Wirkung sind völlig ausreichend, da lass die blöden Deutschen doch weiter mit 80 % zusätzlichem Arbeitseinsatz die letzten 20 % Wirkung erarbeiten; wir produzieren schon mal und fluten den Markt mit den dann viel günstigeren Anlagen..
Wenn wir den Markt dann in der Hand haben, gehen die Deutschen pleite und wir bekommen auch die letzten Erkenntnisse auf dem Silbertablet im Firmenschlussverkauf...
Das ist nicht nur mit Solartechnik passiert, sondern auch mit sehr vielen anderen Schlüsseltechnologien... Wir sollten kapieren, dass wir die Grundideen auch vermarkten müssen, statt permanent weiter zu entwickeln... Und wir sollten kapieren, dass ein joint venture auch ein klasse Vehikel für Markenpiraterie und Wirtschaftsspionage ist...
Und das neue tolle Freihandelsabkommen öffnet dem Transfer die Tür noch weiter...