All dies wurde erst jüngst bekannt gegeben.

Die Finanzahlen zum dritten Quartal werden am 26. November vorgelegt. Hier sind dann aus meiner Sicht neue Umsatzrekorde zu erwarten, was übersetzt rund vier bis sechs Mio. CAD bedeuten sollte. Im Jahr 2020 peilt YSS meiner Berechnung nach rund 15-20 Mio. CAD an Umsatz an. Operativ ist man also „voll auf Kurs“. Trotzdem notiert die Aktie mit etwa 0,20 CAD enttäuschenderweise am Allzeittief.

    

    

In meiner Berichterstattung hier auf Cashkurs ging ich auch immer wieder auf die Peergroup von YSS Corp. ein. Zu nennen sind hier die „Flagschiffe“ unter den Unternehmen des Einzelhandels: Fire and Flower (kanadisches Börsenkürzel: FAF, Webseite https://fireandflower.com) sowie National Access Cannabis, nun umbenannt in Meta Growth (kanadisches Börsenkürzel: META, Webseite https://metagrowth.com).

YSS Corp. notierte damals im Vergleich zur Peergroup mit gigantischen Abschlägen im Aktienkurs, gemessen an der Marktkapitalisierung. Es ist kein Problem von YSS, dass der Aktienkurs am Allzeittief notiert. Es ist ein übergreifendes Branchenproblem! Schauen Sie bitte auf die Charts von FAF und META:

    

    

   

FAF erreichte vorgestern ein neues Allzeittief mit 0,89 CAD. META sieht aus, als würde das Unternehmen alsbald Konkurs anmelden müssen. Der Aktienkurs implodierte vorgestern auf ~ 0,19 CAD. Was ist hier los? Stehen die Insolvenzen vor der Tür? Mit Blick auf diese Charts könnte man so etwas annehmen. Dies ist in meinen Augen aber unwahrscheinlich!

Das große Problem ist, dass die „Cannabisaktienblase“ bei den Produzenten platzte. Sämtliche Aktienkurse der großen kanadischen Produzenten büßten in den letzten Monaten um bis zu 70 % an Wert ein. Dies griff letztendlich auch auf die Aktienkurse des Einzelhandels über. Hier nur exemplarisch der Aktienchart von Canopy Growth, dem Leader der Branche:

    

    

Steht die Insolvenz bei solch einem Aktienchart vor der Tür? Alles ist theoretisch möglich, aber es ist doch eher sehr unwahrscheinlich. Jedoch neigt der Anleger in einer aktuellen Extremsituation wie dieser schnell zu solchen Annahmen. Interessanterweise vermeldete Canopy Growth am heutigen Donnerstag die Zahlen zum abgelaufenen Quartal bereits vorbörslich. Diese finden Sie hier: https://www.stockwatch.com/News/Item?bid=Z-C%3aWEED-2832654&symbol=WEED&region=C.

Auch hier platzt(e) die Bewertungsblase bereits vor einigen Monaten, denn der Umsatz und Verlust passt nicht zur aktuellen Marktkapitalisierung. Mit den heutigen Zahlen werden die Analystenerwartungen abermals nicht getroffen, die Aktie sinkt vorbörslich bereits um gut zehn Prozent.

Aufgrund dieser Tatsache wird der „Sog im Sektor“ vermutlich weiterführen. Es ist ein Sog, der alles und jeden aus dieser Branche mit nach unten reißt, egal ob Cannabisproduzent oder eben Cannabiseinzelhandelsketten. Sie können hier wirklich die allermeisten Aktiencharts der Cannabisaktien übereinanderlegen. Alle führen von Norden Richtung Süden! Hierfür nochmals zusammengefasst der breit gefächerte Cannabis-ETF mit dem kanadischen Börsenkürzel „HMMJ“:

    

    

So sieht ein echter Crash aus. Ein Platzen der Blase. Die einzige mir bekannte Ausnahme ist der Aktienkurs von Aphria, ebenfalls ein großer Produzent von Cannabis. Hier wurde der Abverkauf zumindest seit einigen Monaten um 6,50 CAD gestoppt:

    

     

Grund ist, dass Aphria es nun seit zwei aufeinanderfolgenden Quartalen geschafft hat, einen Gewinn zu erwirtschaften. Dies honoriert der Markt. Sie sehen also, der Markt lenkt seinen Fokus nun ausschließlich nur noch auf die Aktien der Branche, die es schaffen, „halbwegs“ profitabel zu arbeiten. Oder anders ausgedrückt: Die goldenen Jahre der „Zockerei“ und steigenden Aktienkurse von mehreren 100 % sind in der Cannabisbranche nun ein für alle Mal vorbei! Es wird nur der überleben (und aufsteigen), der ab sofort und im Jahr 2020+ wirtschaftlich arbeiten kann!

Wer meine Beiträge hier auf Cashkurs verfolgt hat oder meinen täglichen Börsenbrief liest, weiß, dass ich die Bewertung der einzelnen Produzenten immer angemahnt habe. Zu hoch waren die Erwartungen in Bezug auf die zu erzielenden Umsätze und Erträge. Soviel zum Stand heute!

Allerdings habe ich nicht erwartet – und da bin ich ehrlich – dass auch alle Aktien des Cannabiseinzelhandels so dermaßen ineinanderfallen werden. Letztendlich ist der Handel mit Cannabis in den Geschäften seit der Legalisierung im Oktober 2018 ein einfaches Business mit hohen Margen. Hier existierten keine „aufgeblasenen Erwartungen“ gegenüber den Firmen und dessen Aktien. Trotzdem mussten alle Aktien des Einzelhandels ebenfalls massiv an Wert einbüßen. Dies zeigt letztendlich wieder einmal eindrucksvoll, dass es an der Börse keine Ausnahmen gibt, wenn eine „Blase“ platzt. Dann „trifft die Flut auf alles und jeden“!

Kaufen, wenn die Kanonen donnern?!

Geht Ihnen diese Frage nun durch den Kopf? Hier kann man nur der vom Markt neu vorgegebenen Richtung folgen. Trennen Sie sich davon, dass hier nun viele 100 % zu holen sind, wenn Sie im Tiefpunkt kaufen. Die Zeiten sind definitiv vorbei! Das Augenmerk liegt nun fortan auf den Firmen, die Cash generieren und Profite abwerfen. Konzentrieren Sie sich nur noch auf die Firmen, die ausreichend Cash etc. vorweisen können. Diese Firmen werden „die Gewinner von morgen“ sein.

Ich für meinen Teil schaue immer noch auf den Cannabiseinzelhandel, denn das Business ist einfach zu verstehen, wirft Margen ab und ist stark nachgefragt. Die Unternehmen erwirtschaften noch keinen Gewinn. Diesen erwarte ich im allerdings erstmalig Jahr 2020. Ohne den Einzelhandel gibt es keinen legalen Verkauf von Cannabis in Kanada. Simpel und einfach.

Ich konzentriere mich neben YSS auf FAF und META, wobei ich neben YSS nun auch privat die Aktie von FAF halte. YSS wird mit den Finanzzahlen vermutlich einen Cashbestand von sechs bis sieben Mio. CAD ausweisen. Hier besteht also kein Finanzierungsbedarf, was der Cannabisaktienmarkt aktuell bei allen Firmen befürchtet, die eben kein Cash oder Cashflow aufweisen können.

FAF wird vermutlich zum Leader der Branche aufsteigen und will zum Ende des Jahres über 50(!) Geschäfte in ganz Kanada betreiben, siehe https://fireandflower.com/locations. FAF erhielt in diesem Jahr (ich berichtete darüber hier auf Cashkurs) eine Finanzierungsoption von Couch Tard (einem globalen Unternehmen mit über 16.000 Geschäften) zu 1,07 CAD je Aktie in einer Höhe von fast 26 Mio. CAD, siehehttps://fireandflower.com/investor-relations?tab=news-releases&release=fire-flower-announces-strategic-investment-by-alimentation-couche-tard.

FAF hat also großen „Support“ und deshalb ist die Aktie mit aktuell 0,93 CAD (vorgestern gab es ein neues Allzeittief im Intraday-Handel - siehe Chart oben) auch noch relativ stabil.

META wird als aktueller Leader der Branche des Cannabiseinzelhandels mit aktuell dreiunddreißig Geschäften bald von FAF abgelöst, siehe https://metagrowth.com/wp-content/uploads/2019/10/Meta-Growth-Investor-Presentation-NOV-2019-WEB-1.pdf. Der Aktienkurs ist allerdings alles andere als ansehnlich und ich habe hier noch nicht investiert.

Meinen Recherchen zufolge hat META ein großes Problem damit, aktuell offene Schuldverschreibungen für November und Dezember zurückzuzahlen. Dafür werden aktuell Aktien ausgegeben, die diese Schulden teilweise begleichen. Die Folge ist die extrem sinkende Notierung am Markt. Der Marktwert ist nun auf etwa 40 Mio. CAD zusammengesunken, bei Umsätzen seit der Legalisierung im Oktober 2018 durch den Verkauf von Cannabis in Höhe von 60 Mio. CAD.

Dies wirkt günstig, was es auch irgendwie mittlerweile ist. Aber da sich META vermutlich bald finanzieren muss, sind nochmals tiefere Kurse möglich. Deshalb habe ich mich persönlich auf YSS und FAF konzentriert. Bei nochmals fallenden Kursen bei META würde ich vermutlich auch dann eine erste Position aufbauen.

Die Branche des Cannabiseinzelhandels wird sich zwangsläufig konsolidieren, die wenigen Firmen werden meiner Meinung nach später von größeren Firmen übernommen. Je tiefer die Kurse fallen, umso schneller wird dies passieren. Ich für meinen Teil will durchhhalten, trennen sollte man sich von den Verlierern, die wirtschaftlich nicht mehr auf die Beine kommen werden. Ich rechne hier im Jahr 2020 – gerade mit Blick auf die Cannabisproduzenten – mit zahlreichen Pleiten!

YSS und FAF räume ich persönlich weiterhin gute Chancen ein, denn die Firmen sind gut strukturiert und geführt. Abschließend noch ein Link zur vorgestrigen Börseneröffnung der TMX Group (Kanadischer Börsenbetreiber), welche YSS Corp. als erste Einzelhandelskette des Landes erstmals durchführen durfte: https://www.youtube.com/watch?v=DnIE8srW5HE. Ironischerweise passierte dies an einem Tag, an dem alle Aktien des Einzelhandels auf nahezu neue Allzeittiefs fielen.

Anm. d. Red.: Mit diesem Artikel sind wir Leserbitten nach einem Update nachgekommen. Um eine Berichterstattung zu diesem Titel bzw. dieser Branche nicht vergleichsweise Überhand nehmen zu lassen, findet eine mögliche Folgeberichterstattung in größeren Zeitfenstern statt. Wir bitten hierfür um Ihr Verständnis!

Hinweis nach §34b WpHG:Boris Schulze besitzt zum Zeitpunkt dieses Artikels Aktien von YSS Corp. und FAF und bespricht die Aktie in regelmäßigen Abständen im Kontext seines Börsenbriefes. Dieser Artikel entspricht der Meinung von Boris Schulze, welcher sich zu 100% irren kann. Sie sollten die Aktie nicht ausschließlich aufgrund der Äußerungen in diesem Artikel kaufen. Bitte betreiben Sie immer Ihr eigenes Research. Sie allein tragen letztendlich die Verantwortung für den Kauf und Verkauf einer Aktie.

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