Die BASF SE ist eine Aktie, die wohl in vielen fundamental und sehr langfristig ausgeprägten Depots bereits einen berechtigten Platz innehat. Bereits seit 1865 (!) versorgt das Chemieunternehmen Kunden mit Kunststoffe, Petrochemikalien, Weichmacher, Leimen und Harzen, Pflanzenschutzmittel und ist auch im Transport von Öl & Gas tätig (s. dazu subjektiver Betrachtungswinkel – Gazprom-Deal). Diese Langfristigkeit des unternehmerischen Handelns ist es, warum der DAX-Konzern für fundamental orientierte Anleger derart attraktiv wirkt. Schließlich ist BASF vom Chemiemarkt kaum noch wegzudenken, gehört weltweit zu den Gruppen mit dem umfangreichsten Produktportfolio und bedient damit eine Vielzahl unterschiedlicher Kundengruppen.    

Aus den genannten Gründen sehen wir folgend den ganz langfristigen Chart über die letzten 20 Jahre. Seitdem konnten die BASF-Papiere den DAX mit beeindruckender Deutlichkeit abhängen. Dabei ist völlig klar, dass ein einzelnes Unternehmen höhere Schwankungen aufzeigt, als ein breit diversifizierter Index. Unterm Strich jedoch wird die Outperformance erkennbar. Der RSI, als einer von vielen charttechnischen Indikatoren, bewegt sich derzeit im neutralen Bereich. Daher ist beim Kurs kurzfristig, weder ein überkaufter, noch ein überverkaufter Bereich erreicht. 

Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.

 

  • Bewertung:  Das BASF kein Schnäppchen ist, sollte gerade aufgrund der hohen Aufmerksamkeit, die dieser Titel genießt, klar sein. Unberechtigte Unterbewertungen treten vor allem dann auf, wenn Aktien nicht zwingend im Fokus vieler Anleger sind und dieser Schnäppchencharakter einige Zeit unentdeckt bleibt. Nichtsdestotrotz ist der DAX und EuroStoxx50 Konzern aufgrund der jüngsten Korrektur an den Aktienmärkten derzeit nicht zu teuer. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von mittlerweile nur noch 12,81x (e 2015) erhält man den Titel hier deutlich günstiger als den Gesamtmarkt und auch die Branche.
  • Dividende: Mit über 4% Dividendenrendite bei einer Ausschüttungsquote von 59,42% darf man mittlerweile als attraktiver Dividendenschlager verstanden werden. Der Durchschnitt der gezahlten Dividende lag in den vergangenen fünf Jahren bei ca. 3,85%. Der Kursrückgang ermöglicht hier also einen attraktiven Einstieg. Weiterhin ist die Wachstumsrate der Gewinnbeteiligung mit 10,50% äußerst attraktiv. Diese proaktive und anlegerfreundliche Dividendenpolitik ist also ein absoluter Pluspunkt.
  • Kapitalstruktur: Die EK-Quote kann stabil gehalten werden, und auch das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital ist im Rahmen. Zwar hat man sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verschlechtert, jedoch sind die Zahlen als allgemein stabil anzusehen. Ein Moodys-Rating von A1 mit stabilem Ausblick unterstreicht diese Erkenntnis.
  • Wachstum & Profitabilität: Seit 2013 kann das Unternehmen wieder leicht wachsen. Der langfristige Wachstumstrend (vergleicht man einmal die Zahlen von 2005) zeigt, dass die Produkte von BASF eine Daseinsberechtigung besitzen und durch ein weltweites Wirtschaftswachstum auch in Zukunft steigende (und neue) Absätze verbuchen sollten. Besonders spannend ist der Punkt der Profitabilität. Bei einem solch breit aufgestellten Industriekonzern fällt diese oftmals nicht gigantisch aus. Nun soll es jedoch wieder bergauf gehen. Warum sehen wir auch im subjektiven Betrachtungswinkel.

Der subjektive Betrachtungswinkel

  • Gazprom-Deal: Die Russland-Sanktionen haben den Deal mit Gazprom über den Tausch von Beteiligungen deutlich verzögert. Dabei handelt es sich um einen Asset-Deal bei dem BASF das Gashandel- und Speichergeschäft (über die Tochter Wintershall) an Gazprom abgibt, und im Gegenzug Anteile an einem Erdgas und -ölfeld in Westsibirien erhält.  Durch die jedoch nun gesunkenen Preise wird mehr Öl und Gas nachgefragt wodurch die damit verbundenen Logistikdienstleistungen besonders attraktiv wirken. Dies war auch der Grund warum beispielsweise Warren Buffett von Exxon zu Phillips66 gewechselt ist. Der Druck bei Energiepreisen hingegen könnte den Wert des Öl- und Gasfeldes etwas mindern. In Zahlen: Ungefähr 12,2 Mrd. Euro an Umsatz mit einer EBIT-Marge von 3% hat man an Gazprom abgegeben. Dadurch erhöht sich primär die Gesamtmarge des Unternehmens da man einen etwas unprofitableren Anteil (totale EBIT-Marge 9,79%) getauscht hat. Dem steht ein Energiefeld gegenüber, welches ab 2018 zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr liefern soll. Weiterhin stehen insgesamt 2,4 Milliarden Barrel Öläquivalent (boe) zur Verfügung. Es handelt sich also vor allem um eine strategische Positionierung, die dem Unternehmen langfristig deutlich höhere Umsätze in einem profitableren Geschäft bescheren sollen. Die derzeit niedrigen Energiepreise werden dies noch nicht beeinflussen, jedoch sollte die Entwicklung dahingehend auch für die Zukunft im Auge behalten werden.
  • Sparprogramm 2016-2018: Der weltgrößte Chemiekonzern hat für den Zeitraum von 2016 – 2018 ein Sparprogramm ins Leben gerufen. Mit dem Programm „DrivE – Drive Efficiency“ will man  das Ergebnis dann ab 2018 jährlich um ca. eine Milliarde Euro (!) verbessern. Nachdem man die Ziele für 2015, welche bereits 2011 ausgerufen worden, kappen musste, wird man nun noch motivierter sein, diese Ziele zu erreichen. Dies soll u.a. durch eine deutlich effizientere Auslastung der Anlagen erreicht und ein viel höherer Fokus auf den Verbrauch und Einsatz von Rohstoffen gelegt werden. Betroffen sind davon alle Standorte und Länder. Ein aktiver Personalabbau soll nicht stattfinden. Allerdings hat man verkündet, dass freiwerdende Stellen nicht in jedem Fall neu besetzt werden sollen.
  • CEO: Kurt Bock ist bereits seit 1985 im Konzern tätig, war zwischenzeitlich bei Bosch und wurde dann 2003 in den Vorstand und 2007 zum Vorstandsvorsitzenden berufen. Diese Langfristigkeit unterstreicht einmal mehr den Investmentcharakter dieser Aktie. Bock hat das Unternehmen demnach durch die Krise begleitet und bereits viele Erfahrungen sammeln und erfolgreich umsetzen können. 

Im Fazit:

BASF ist kein Schnäppchen, jedoch momentan zu einem fairen Preis zu erwerben. Da der langfristige Charakter dieser Aktie im Vordergrund steht, sollten kurzfristige Rücksetzer den Anleger nicht zu sehr in Panik versetzen, sondern eher zum Nachkaufen einladen. Eine hohe und stabile Dividende, welche auch in Zukunft wachsen soll, kann für das Warten mehr als entschädigen. Vor allem die nun angestrebte Verbesserung der Margen ist bei einem Konzern dieser Größe ein richtiger und wichtiger Schritt. Die strategische Positionierung im Asset-Deal mit Gazprom bleibt abzuwarten. Unterm Strich bietet BASF jedoch aktuell einige spannende Argumente, die es erlauben, diese DAX-Größe als langweiliges jedoch aussichtsreiches Investment genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Ihr Andreas Meyer

 


 

Quelle: www.am-capital.de, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com

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