Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Seit der Fusion mit Avago Technologies im Jahr 2016 verfügt Broadcom über eine beeindruckende Marktposition im Bereich der Netzwerk- und Breitbandtechnologie sowie Drahtloskommunikation – Themen, denen bei der Digitalisierung eine Schlüsselrolle zuteil wird.

Das Unternehmen bietet Chips sowie Softwarelösungen für diese Bereiche an, wobei ein Großteil der Hardware-Produktion auf Dritte ausgelagert wird. Unter anderem an den Chip-Giganten Taiwan Semiconductor, den wir zuletzt bei Cashkurs*Trends nach einer Performance von 395 Prozent durch ein aussichtsreiches, aber wenig bekanntes Unternehmen aus der Chip-Zuliefer-Industrie ersetzt haben.

Rund 20 Prozent des Umsatzes stammt von leistungsstarken Radiofrequenz-Filtern für High-End-Smartphones, wie Apple’s iPhone oder Samsung’s Galaxy-Reihe. Allein Apple war 2020 für rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes (2019: 20 Prozent) von Broadcom verantwortlich.

Gerade diese Filterung ist es, die für eine reibungslose Kommunikation von immenser Bedeutung ist. Vereinfacht gesagt verhindern Broadcom’s hochwertige FBAR-Filter, dass es zu einer Überschneidung von verschiedenen Frequenzen (Mobilfunk, WLAN, Bluetooth) kommt.

Mit den Übernahmen von CA Technologies und dem Enterprise-Cybersecurity-Geschäft von Symantec wurde der Grundstein gelegt, um auch das Angebotsspektrum für Großkunden – hier geht es vormalig um digitale Firmen-Netzwerke - zu erweitern und den Software-Bereich zu stärken. Broadcom erzielt seine Umsätze auf globaler Ebene.

 

 

Quelle: guidants.com

Die Aktie konsolidiert das ganze Jahr schon über auf hohem Niveau seitwärts. Aus trading-technischer Sicht ergibt sich ein klares Setup. Käufe können im Bereich von 415 Dollar getätigt werden, Stopps unterhalb dieses Niveaus. Denn bei einem Bruch dieser Unterstützung wäre der Bereich zwischen 350 und 325 das nächste logische Ziel und ein schönes antizyklisches Kaufareal. Bei einem Anstieg über 500 Dollar könnten sich hingegen Ausbruchstrader positionieren.

Am 02. September veröffentlicht Broadcom die Zahlen für das abgelaufene Quartal. Spätestens dann sollte es zu einer charttechnischen Entscheidung kommen.

 

 

Quelle: guidants.com

Die Konkurrenten Skyworks und Broadcom konnten sich mit Leichtigkeit vom S&P 500 absetzen. Aktuell konsolidieren beide Titel diesen Lauf.

 

 

 

 

Bewertung

Legen wir die Umsatzerwartung für die kommenden zwölf Monate zugrunde, was einem Umsatzwachstum gegenüber 2020 von 17 Prozent entspricht, kommen wir unter Anwendung verschiedener Cashflow-Margen auf folgende P/FCF-Zahlen (Kurs-Freier-Cashflow-Verhältnis):

Quelle: sentieo.com/eigene Berechnungen

Der Branchenschnitt liegt bei gut 21, während der eigene historische Schnitt bei Broadcom bei knapp 16 liegt. Die Aktie wirkt derzeit also mindestens fair bewertet. Die starken Margen, guten Zukunftsaussichten und die hervorragende Marktstellung sprechen für einen Bewertungsaufschlag. Vorzüge, die von der vergleichsweise schwachen Bilanz etwas geschmälert werden.

 

 

Hier gibt es nicht nur Wachstumsfantasie, auch in Sachen Dividenden weiß der Konzern zu überzeugen

Bilanz und Verschuldung

 

 

Ursprünglich wollte Broadcom mittels einer Monstertransaktion mit einem Wert zwischen 117 und 130 Milliarden Dollar Qualcomm übernehmen, was von Ex-Präsident Trump persönlich verhindert wurde.

Stattdessen hat man sich CA Technologies sowie Symantec – Enterprise Security einverleibt, was operativ zwar sinnvoll war, jedoch auch die Verschuldung nach oben geschraubt hat. Wie gut Broadcom aber darin ist, Cash zu generieren, erkennt man auch an der rasanten Rückführung der Schulden seit dem Hoch im dritten Quartal 2020. Seitdem konnte der Schuldenstand – trotz satter Dividendenausschüttungen – bereits um 4,2 Milliarden reduziert werden.

Durch die Übernahmen hat sich die Bilanz stark ausgedehnt. Bilanz-Gourmets werden sich an diesem Punkt gewiss stören

Profitabilität

Die gestiegene Verschuldung wirkt sich auch negativ auf die Gewinne aus. Musste man 2018 beispielsweise noch 487 Millionen Dollar für Zinsen berappen, stieg dieser Betrag in 2020 bereits auf 1,7 Milliarden Dollar an. In diesem Zusammenhang ist es umso bemerkenswerter, dass die Margen trotzdem weiter steigen.

Ein Grund dafür ist gewiss auch die starke Stellung bei den genannten Radio-Frequenz-Filtern für Drahtlosgeräte bzw. Smartphones. So ein Filter kostet pro Stück kaum mehr als 50 Cent und stellt damit nur einen Bruchteil der gesamten Produktionskosten für drahtlose Endgeräte. Hier wird nicht gespart und lieber Qualität gekauft, was Broadcom in eine vorteilhafte Position bringt.

Der Ausbau im Enterprise-Geschäft – hier geht es um Netzwerktechnologien, Cloud- und Mainframe-Produkte sowie Services und Software – wirkt sich durch seine hohe Profitabilität jedoch positiv auf die Margen aus.

Wachstum

Mit den Übernahmen der letzten Jahre scheint der Konzern gut gerüstet, auch weiterhin ein Wörtchen bei der digitalen Vernetzung der Welt mitzureden. Für das laufende Jahr wird von Analysten beim Gewinn ein Zuwachs von 24 Prozent und beim Umsatz von 14 Prozent veranschlagt.

Konkurrenz

Patentrechtsstreitigkeiten über vermeintlich abgekupferte Technologien stehen bei Unternehmen aus dem Technologiesektor auf der Tagesordnung.

Um das eigene geistige Eigentum und besonders wertvolle Patente (22.774 zum 01. November 2020) zu schützen, werden Broadcom zufolge besonders innovative Produkte in eigenen Anlagen in den USA und Singapur hergestellt, während die Produktion von Standardware ausgelagert wird.

Broadcom konkurriert mit Unternehmen wie Marvell Technology (WKN: 930131) oder Skyworks Solutions (WKN: 857760). Während Marvell inzwischen zu hoch bewertet wirkt, handelt es sich bei Skyworks Solutions um eine attraktive Investment-Alternative zu Broadcom.

 

 

Das üppige Forschungsbudget resultiert in der innovativen Führerschaft in vielen Bereichen, was einen Burggraben schafft

Risiken

Eine Schwäche im Smartphone-Markt würde auch Broadcom deutlich zu spüren bekommen. Gerade mit der hohen Abhängigkeit von Apple besteht ein indirekter Hebel auf den Tech-Konzern. Auch von Samsung ist man in nicht unerheblichen Maßen abhängig.

Dazu kommt die zyklische Natur des Geschäfts, die für Hebelwirkung in beide Richtungen sorgen kann.

Die aggressive Übernahmetätigkeit sorgt indes für eine hohe Verschuldung und eine von immateriellen Vermögensgütern durchsetzte Bilanz, die – das muss man fairerweise auch erwähnen – dank der hohen Cashflows aber kein existenzbedrohendes Maß einnimmt.

Porter’s Five Forces

Die Auslagerung der Produktion auf Dritte sorgt auf der einen Seite zwar für wesentlich weniger Kapitalaufwand, auf der anderen Seite aber auch für eine Abhängigkeit von den Zulieferern. Gerade in Zeiten, wo Chipproduzenten mit ihren Kapazitäten am Anschlag sind, besteht stets die Gefahr, dass vielleicht der Konkurrent und nicht man selbst vorrangig beliefert wird.

Das Geschäft ist schnelllebig und der Innovator von heute kann der Nachzügler von morgen sein (Substitution). Um dieses Risiko zu minimieren, werden jährlich an die fünf Milliarden Dollar in die Forschung gesteckt. Damit schafft man sich auch gleichzeitig gegenüber neuer Konkurrenz und bereits bestehenden Branchenrivalen einen Burggraben – dass dieser aber stets nur eine Momentaufnahme darstellt, sieht man bei den strauchelnden Konzernen Intel und IBM.

Zuletzt ist der Zykliker auch abhängig von einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung und durch seine hohe Kundenkonzentration ebenso anfällig in Bezug auf die Abnehmer.

 

 

Broadcom ist einer der Puzzlesteine bei Themen wie digitale Vernetzung, Internet der Dinge & Co. und damit für interessierte Investoren eine gute Möglichkeit, um hiervon zu profitieren. Die Bewertung wirkt fair, die Bilanz durch die Übernahmen aber leider geschwächt.

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.investors.broadcom.com, guidants.com, wikipedia.de

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.


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