- UPDATE VOM 18.12.2020 -

Sony hat heute Cyberpunk 2077 vorübergehend aus seinem Online-Sortiment genommen und geht nun auf Kundenforderungen zu Kaufstornierungen ein. Die Aktie reagiert damit mit einem weiteren Abverkauf und notiert inzwischen in der Nähe der Aufwärtstrendlinie.

Derweil wurde bekannt, dass ein weiteres Update, das weitere Fehlerquellen minimieren soll, bereits am 21. Dezember verfügbar sein soll. Wer sich vor Risiko nicht scheut und daran glaubt, dass CD Projekt durch den Vorfall keine langfristigen Schäden davonträgt, kann auf dem aktuellen Niveau zukaufen.

 

Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Den Kursalarm bei diesem spannenden aber maßlos überteuerten Unternehmen habe ich bei Kursen um 100 Euro gesetzt - mit wenig Hoffnung, dass dieser jemals erreicht würde. Während ich diese Analyse verfasse, notiert der Titel bei 60 Euro.

„Dank“ der jüngsten operativen Panne bei der Veröffentlichung des Blockbuster-Titels „Cyberpunk 2077“ war die Aktie massiv eingeknickt und bietet eine Einstiegschance.

Das Unternehmen ist bei Gamern bekannt für die ‚Witcher‘-Serie. Mit Spannung erwartet wurde Cyberpunk 2077, ein dystopisches Rollenspiel, das, wie der Name schon sagt, im Jahr 2077 spielt. Das Spiel wurde am 10. Dezember veröffentlicht und von vielen Spieletestern in den höchsten Tönen gelobt. Allein mit den Einnahmen aus den Vorbestellungen wurden die gesamten Entwicklungs- und Marketingkosten für den Blockbuster wieder eingespielt. Aufgrund vieler kleinerer Entwicklungsfehler musste allerdings bereits ein Update nachgeliefert werden, was für den massiven Kursabsturz gesorgt hat.

Wer in der Gamingszene bewandert ist, den sollte das nicht überraschen. So gehören derlei Pannen zum Start leider eher zur Regel, denn zur Ausnahme.

Die negativen News dienten Investoren als Grund für Gewinnmitnahmen, nachdem sich der Titel in den vergangenen Monaten durch die Cyberpunk-Fantasie extrem schnell verteuert hatte und zuletzt schlichtweg zu hoch bewertet war.

 

Dass ein blindes Vertrauen auf die Kennzahl ‚Beta‘ als alleiniger Risikoindikator unsinnig ist, erkennt man anhand dieser Aktie.

 

Quelle: guidants.com

Der Abverkauf hat an der Aufwärtstrendlinie Halt gemacht. In diesem Bereich könnte man zugreifen. Fällt diese Unterstützung, bietet das Areal um 45 Euro den nächsten Unterstützungsbereich.

 

Quelle: guidants.com

Nachdem CD Projekt den weitaus umsatzstärkeren Konkurrenten Ubisoft bewertungstechnisch zwischenzeitlich sogar überholen konnte, passt sich die Bewertung mit dem jüngsten Abverkauf der Realität wieder an.

 

 

Bewertung

Das KGV wird sich dank der Verkaufserlöse von Cyberpunk 2077 deutlich vergünstigen. So werden alleine die acht Millionen Vorbestellungen für das Spiel bis zu einer halben Milliarde Euro einspielen. Bei einer angenommenen Nettomarge von 30 Prozent würden sich hieraus gut 150 Millionen Euro erlösen lassen, was das KGV allein mit den Vorbestellungserlösen auf 30 drückt. Gewiss handelt es sich hier um eine Milchmädchenrechnung, aber bis zu den nächsten Quartalszahlen müssen wir uns wohl oder übel mit solchen vereinfachten Berechnungen zufrieden geben.

Auf diesem Niveau ist der Titel also dank anhaltender Cyberpunk-Fantasie kaufenswert. Kritiker überschlagen sich mit Lob zum Titel, was auch über die nächsten Monate für hohe Verkaufszahlen und damit klingende Kassen für die Polen sorgen wird.

Bilanz und Verschuldung

Das polnische Entwicklungsstudio ist bilanziell sehr gut aufgestellt. Die ebenso erfolgreiche Witcher-Serie fungiert als Cashcow für das Unternehmen, womit der Konzern unterm Strich schuldenfrei ist und genügend Kapital für die Entwicklung von Cyberpunk 2077 zur Verfügung hatte.

Profitabilität

Der negative freie Cashflow im Jahr 2019 sollte nicht überraschen, schließlich musste man große Summen für die Entwicklung von Cyberpunk aufwenden. Jetzt scheinen sich die Mühen auszuzahlen.

Wie bei Spieleentwicklern üblich, sieht man auch bei CD Projekt immer wieder Margen-Ausreißer, die sich in zwischenzeitlichen Kostenanstiegen für die Spieleentwicklung bzw. sprunghaften Gewinnanstiegen durch Spiele-Veröffentlichungen begründen lassen.

Wachstum

Cyberpunk sollte über die kommenden Monate hinweg für ordentliche Wachstumsfantasie sorgen. Das Entwicklerhaus ist bei Gamern überaus beliebt und bekannt für starke Titel. So sollten die Polen auch zukünftig umsatz- und gewinnseitig zulegen können. Unterstützt wird dies vom anhaltenden Gaming-Trend.

Bitter nötig - Cyberpunk 2077 wird CD Projekt neue Wachstumsimpulse liefern

Konkurrenz

<link beitrag post ckaktienanalyse-electronic-arts-die-gamer-aktie _blank>Electronic Arts und <link beitrag post ckaktienanalyse-take-two-gaming-groesse-zum-discount-preis _blank>Take-Two wurden in eigenen Analysen bereits vorgestellt. Bei CD Projekt haben wir es mit einem schwankungsreicheren, dafür aber wachstumsstärkeren Kandidaten zu tun. Konkurrenten wie Ubisoft, Activision Blizzard und die oben erwähnten sind ungleich größer und schwerfälliger, dafür aber etwas weniger schwankungsintensiv und verfügen über ein breitere Spielebibliothek.

Wobei zu beachten gilt, dass es bei Aktien der gesamten Branche wesentlich volatiler zugeht als bei den meisten Standardwerten.

Risiken

Das größte Risiko spüren Aktionäre bereits jetzt an der eigenen Haut. Die Erstversion von Cyberpunk 2077 ist fehlerbehaftet. Ein Update wurde im Anschluss geliefert. Die Aktie ging aber trotzdem erst einmal auf Tauchstation.

Erfolgreiche Spieleveröffentlichungen können zu starken Kursanstiegen sorgen, Pannen zu heftigen Abverkäufen, was bei neuen Releases einem Lotteriespiel gleicht.

Zudem müssen Spieleentwickler viel Geld für die Programmierung von Spielen in die Hand nehmen und in Vorleistung gehen. Ob sich die Titel im Anschluss überhaupt gut verkaufen, muss sich dann erst zeigen.

Porter’s Five Forces

CD Projekt ist ein kleiner Publisher und verfügt mit der Witcher-Serie im Wesentlichen nur über ein wirklich markantes Franchise. Gut, dass jetzt Cyberpunk 2077 dazu gekommen ist. Man hat sich seine Nische etabliert. Nichtsdestotrotz müssen sich die Polen erst einmal gegenüber die Größen der Branche etablieren, die über starke Franchises und dickere Brieftaschen verfügen (Konkurrenz+Abnehmer).

Zusätzlich muss man sich um gute Programmierer mit Ubisoft und Konsorten streiten (Lieferanten).

Neue Konkurrenz ist aktuell noch kein Problem, deren Auftauchen wäre für kleinere Publisher allerdings möglicherweise gefährlicher als für die gestandenen Unternehmen der Branche. Dafür sorgt der anhaltende Gaming-Trend für ein nicht vorhandenes Substitutionsrisiko.

 

CD Projekt ist dank des überfälligen Rücksetzers auf einem spekulativen Kaufniveau. Spekulativ deshalb, da Aktien aus der Gaming-Branche nur etwas für hartgesottene Anleger sind, die an Schwankungen gewöhnt sind.

Cyberpunk 2077 könnte zu einem Verkaufshit werden, der das Unternehmen umsatzseitig auf eine neue Ebene katapultieren könnte. Wer einen spekulativen Wachstumswert aus der zweiten Reihe sucht, könnte bei CD Projekt richtigliegen.

Herzlichst

Ihr Christof von Wenzl

Währungskurs EUR/PLN vom 14.12.2020: 1 Euro = 4,435 Polnische Zloty

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, cdprojekt.com, guidants.com, wikipedia.de

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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