Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Ericsson unterteilt sein Geschäftsmodell in die vier Segmente Networks, Digital Services, Managed Services sowie Emerging Business and Other. Das Segement Networks ist das Herzstück des Konzerns und auch jenes Segment, das am stärksten von 5G profitieren sollte. Die restlichen Geschäftsfelder kämpfen seit Jahren mit einer schwachen operativen Entwicklung. Durch laufende Kosteneinsparungsprogramme möchte der Konzern bis 2020 in die schwarzen Zahlen kommen.

    

Alle großen Telekommunikationsgesellschaften greifen auf Produkte von Ericsson zurück. In den nächsten Jahren müssen zudem enorme Investitionen in die neue 5G-Technologie getätigt werden, was das Unternehmen aktuell sehr spannend macht.

     

   

Die Aktie kann problemlos über deutsche Börsenplätze gekauft werden. Ein Kauf über die Stockholmer Börse sowie über die die Börse in New York ist ebenso möglich und bietet darüber hinaus auch währungstechnische Diversifikationsmöglichkeiten.

Quelle: guidants.com

In Perfektion hat der auffällige Preisbereich um 4,20 bis 4,60 Euro gehalten. Nach einer anschließenden Bildung einer Seitwärtsphase ist die Aktie erfolgreich ausgebrochen und macht sich nun auf zum Widerstand bei neun Euro. Ein Rücksetzer in den Bereich um 7,60 Euro wäre ein interessantes Einstiegsniveau für eine erste Tranche, wobei die Aktie in 2019 allerdings bereits sehr weit gelaufen ist.

Quelle: Unternehmenshomepage

Im Vergleich zum schwedischen Aktienindex OMX30 klafft die Schere seit Jahren weit auseinander. Durch die zuletzt gezeigte Dynamik macht die Aktie jedoch wieder Boden gut.

    

Bewertung

Ericsson macht sich bereits seit geraumer Zeit fit für 5G. Dies geschieht durch fortlaufende Übernahmen sowie historisch sehr hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Hier lag die Investitionsquote gemessen am Umsatz im Zehn-Jahres-Durchschnitt bei hohen 15 Prozent. Dies ist sicherlich einer der Hauptgründe für die starke Marktstellung des Konzerns. Die Tatsache, dass rund 40 Prozent des weltweiten mobilen Datenverkehrs über Netze von Ericsson abgewickelt werden, kommt also nicht von ungefähr.

Unternehmen, die fortlaufend fleißig forschen, ernten häufig – wenn auch oft zeitlich versetzt - ihre Früchte in Form einer soliden Marktstellung in Verbindung mit hohen Cashflows.

Die Börse preist die Zukunft - und somit vermutlich bereits diese zukünftigen Cashflows - ein. Aus diesem Grund erscheint die aktuelle Bewertung des Unternehmens optisch auch nicht gerade günstig. Unter Anwendung eines Discounted-Cashflow-Modells mit relativ großzügig gewählten Wachstumsparametern zeigt sich zwar noch Potenzial für die Aktie, das genannte Modell ist aber auch fehleranfällig.

Kapitalstruktur

Die Bilanz des Konzerns kann sich absolut sehen lassen, was für Konzerne aus dem skandinavischen Raum nicht unüblich ist. Die Eigenkapitalquote von über 30 Prozent ist für ein kapitalintensives Industrieunternehmen wie Ericsson absolut in Ordnung. Zudem hat man unterm Strich keine Schulden und auch die Liquiditätskennzahlen, die genau im Soll liegen, lesen sich wie aus dem Lehrbuch. Die Goodwill-Position wurde bereits im Jahr 2017 teilweise abgeschrieben. Hier sollten sich böse Überraschungen demzufolge in Grenzen halten.

Positiv erwähnenswert ist auch das gute Working-Capital-Management. Hier wird unter anderem die Entwicklung der Forderungen an Kunden und Lieferantenverbindlichkeiten begutachtet. So ging der Anteil an Forderungen in den letzten Jahren kontinuierlich zurück, der Anteil an Lieferantenverbindlichkeiten erhöhte sich im Gegenzug. Da durch schnell eingetriebene Forderungen die Kosten für Bankkredite tendenziell sinken und Lieferantenverbindlichkeiten einen zinslosen Kredit darstellen, sorgt dies für eine steigende Profitabilität.

Profitabilität

Analysten trauen Ericsson nach Jahren fallender Profitabilität nun endlich wieder steigende Margen zu. Hier schließt sich also der Kreis zu den eingangs besprochenen Investitionen in Forschung und Entwicklung, die sich in den kommenden Jahren endlich bezahlt machen könnten.

Wachstum

Das Thema 5G fungiert als wahrer Wachstumstreiber. Zudem bekommt Ericsson auch politischen Rückenwind durch die Story rund um den chinesischen Konkurrenten Huawei, wo es in den letzten Monaten speziell von US-Seite Kritik und Drohungen in Richtung des chinesischen Technologieriesen gab.

Der CEO sitzt interessanterweise auch im Vorstand von Alibaba und hat aus diesem Grund sicherlich sehr gute Kontakte in den asiatischen Raum.

Quelle: Unternehmenspräsentation

Konkurrenz

Der finnische Konkurrent und ehemaliger Handy-Krösus Nokia und ZTE, sowie Huawei aus China streiten sich mit Ericsson um den Zukunftsmarkt 5G. Da bei den chinesischen Konkurrenten eine ordentliche Portion politischer Unsicherheit mitschwingt, wäre Konkurrent Nokia eine alternative Investitionsmöglichkeit.

Die Konzerne sind sich teilweise recht ähnlich. Die Marktkapitalisierung, ebenso hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung und eine gute Bilanz sind Merkmale beider Unternehmen. Allerdings wies Nokia in der Vergangenheit oftmals Jahre mit negativen freien Cashflows auf - und auch Nokias Marktstellung ist nicht derart dominant wie die von Ericsson.

Risiko

Die Konkurrenz aus China prescht massiv in Ericssons Märkte vor. Hier lässt sich aktuell noch nicht abschätzen, inwieweit der Konzern hier „Rückendeckung“ von politischer Seite bekommt.

Überdies muss sich erst zeigen, ob das Management Wort halten und die schwach performenden Segmente in die schwarzen Zahlen führen kann.

Auch der leicht überhitzt wirkende Chart lädt zudem nicht zwangsläufig zu einem sofortigen Einstieg ein.

Auf den moralisch/gesundheitlichen Aspekt muss in der Entscheidungsfindung ebenfalls Rücksicht genommen werden. So muss sich ein Investor darüber im Klaren sein, dass Unternehmen wie Ericsson einen erheblichen Anteil am stetigen Anstieg schädlicher Funkstrahlen in unserer Umwelt tragen.

Porter’s Five Forces

Neue Konkurrenten sind im forschungsintensiven und margenschwachen Markt, in dem sich Ericsson bewegt, nicht zu erwarten. Auch die Abnehmer (Telekommunikationsunternehmen) kommen augenscheinlich kaum um Ericssons Top-Produkte herum. Einzig die hohe Branchenrivalität erfordert ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit. So muss der Rivale Nokia, aber auch die chinesische Konkurrenz stets aufmerksam im Rückspiegel beobachtet werden.

    

Die starke Marktstellung sowie die spannenden Aussichten in Bezug auf 5G machen Ericsson zu einer attraktiven Investmentopportunität. Darüber hinaus sorgt die solide Bilanz für ein komfortables fundamentales Polster.

Richtig günstig bewertet scheint das Unternehmen nach dem seit Januar gezeigten Börsenfeuerwerk aktuell allerdings nicht mehr. Nichtsdestotrotz gehört Ericsson aus den genannten Gründen bei einer größeren Kurskorrektur zu den klaren Kaufkandidaten.

Herzlichst

Ihr
Christof von Wenzl

Quellen: reuters.com, morningstar.com, marketscreener.com, www.ericsson.com, guidants.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten 4 auf morningstar.com verfügbaren Quartale berechnet.

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Dirk Müller sowie die Finanzethos GmbH haben sich verpflichtet den Kodex des Deutschen Presserates für Finanz- und Wirtschaftsjournalisten einzuhalten. Der Verhaltenskodex untersagt die Ausnutzung von Insiderinformationen und regelt den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten. Die Einhaltung des Verhaltenskodex wird jährlich überprüft. Dies gilt auch für die für Dirk Müller oder für die Finanzethos GmbH tätigen freien Journalisten.

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