Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Global Payments (GPN) ist ein bedeutender US-amerikanischer Zahlungsabwickler und stellt seine Dienste in über 100 Ländern zur Verfügung. GPN ermöglicht Kartenzahlungen im Restaurants und Geschäften, wickelt Onlinezahlungen ab, stellt Prepaid-Kreditkarten aus oder hilft Finanzinstitutionen dabei, mit der geeigneten Software den Überblick über deren Kartenportfolios zu behalten.

Im Jahresbericht von 2020 hat GPN folgende anschauliche Grafik eingefügt, welche die Mechanik hinter dem Zahlungsvorgang bildhaft beschreibt.

Quelle: Global Payments Inc. Jahresbericht 2020

Unternehmen wie GPN fungieren als Mittler zwischen Kreditkartengesellschaft, Händler und dessen Bank und vereinnahmen Provisionen für ihre Vermittlung. Ein einträgliches Geschäft, wenngleich abhängig von ausgabefreudigen Konsumenten

 

Das Geschäft gliedert sich in folgende drei Segmente:

  • Merchant Solutions: Provisionen bei Kartenzahlungen sind hier das einträglichste Geschäft und zeichnen sich verantwortlich für den Löwenanteil des operativen Einkommens

  • Issuer Solutions: Dienstleistungen für kartenausgebende Banken zum Management des Kartenportfolios

  • Business and Consumer Solutions: Aufladbare Prepaid-Debit- und Gehaltskarten, Sichteinlagenkonten

Über 80 Prozent des Umsatzes generiert das Unternehmen in den USA, weshalb die Wirtschaftlichkeit des Konzerns in enger Verbindung zur US-Konjunktur steht.

 

Quelle: guidants.com

Das Rendezvous mit dem Corona-Tief blieb aus Sicht der noch nicht investierten Anleger aus. Mit dem Sprung über die 50-Tage-Linie und der allgemein hohen Aufwärtsdynamik riecht es stark nach erfolgreicher Bodenbildung

Quelle: guidants.com

Wenn ein ansonsten für seine Outperformance bekannter Titel plötzlich anfängt zu lahmen, ist ein Blick auf die Konkurrenz besonders wichtig. Hier zeigt sich, dass Zahlungsabwickler in 2021 durch die Bank lausig liefen. In diesem Fall hat das aber nichts mit einer schwachen fundamentalen Entwicklung zu tun.

Vielmehr sind im Vorfeld nur die Kurse wesentlich schneller gestiegen, als sich die Unternehmen fundamental verbesserten. Die aktuelle Korrektur beseitigt diese Bewertungsdiskrepanz wieder und macht die gesamte Branche zu einem attraktiven Investment Case.

Bewertung

Diese überproportionalen Kursanstiege im Verhältnis zu den Umsatz- und Gewinnsteigerungen sind beileibe keine Seltenheit, sondern vielmehr die Regel im Tollhaus der Börse. Sei’s drum. Der geduldige Investor freut sich und kann bei dieser Bewertung wieder zugreifen.

Schließlich bietet sich bei einem durchschnittlichen KGV von 24,3 in den letzten fünf Jahren und einem für 2021 erwarteten KGV von 18 eine ordentliche Sicherheitsmarge. In der Spitze legten Investoren für die Aktie auch schon mal ein 33er KGV auf den Tisch.

Dass der Titel überhaupt derart deutlich korrigiert hat, ist schon mehr als verwunderlich. Schließlich soll der Umsatz in 2021 um 14 Prozent, der Gewinn sogar um 27 Prozent zulegen. Die Börse kann oft ein eigenwilliges Pflaster sein.

Bilanz und Verschuldung

Der Anstieg der Verschuldung sowie des Eigenkapitals resultiert aus der Übernahme von Total System Services (TSYS). Der Zahlungsabwickler wurde für 24,5 Milliarden Dollar geschluckt.

Der Kaufpreis wurde hauptsächlich mit neuen Aktien bezahlt, weshalb die Verschuldung nur in Maßen anstieg. Nichtsdestotrotz handelte es sich dabei um einen stolzen Preis für ein Unternehmen, welches zuletzt knapp 700 Millionen Dollar an freiem Cashflow generierte. Rein strategisch machte der Zukauf jedoch Sinn.

Infolge der Übernahme weist das Unternehmen aber eine enorme Goodwillposition aus, welche von knapp sechs Milliarden Dollar in 2018 auf rund 24 Milliarden Dollar anstieg. Der hohe Kaufpreis liefert dadurch auch das Risiko größerer Abschreibungen mit, die in einer waschechten Wirtschaftskrise zum Tragen kommen könnten.

Profitabilität

Mit Total System Services hat man sich ein margenschwächeres Geschäft eingekauft, was für eine Delle in der Bruttomarge sowie der Nettomarge gesorgt hat. Die Freie-Cashflow-Marge zeigt seit Abebben der Finanzkrise allerdings in die richtige Richtung.

Das Geschäft eines Zahlungsabwicklers ist sehr einträglich und praktisch unendlich skalierbar, ohne dass deshalb groß zusätzliche Kosten entstehen würden. Dieser positive Umstand lässt sich stets nur durch eine Wirtschaftskrise kurzfristig aushebeln.

Wachstum

Wie an der Schnur gezogen ziehen die Umsätze an, die mit der Übernahme von TSYS einen deutlichen Peak erreichten. Förderlich ist natürlich auch die Verlängerung der Partnerschaft mit PayPal, welche man künftig auch im Bereich der Kryptowährungen tatkräftig unterstützt.

Mit wachsender Wirtschaft sowie dem Run auf bargeldlose Zahlungsmittel steigt auch das Transaktionsvolumen. Und zuletzt fungiert die Aktie bis zu einem gewissen Punkt auch als Inflationsschutz. Denn werden Güter und Dienstleistungen teurer, steigt auch die Provision für Global Payments.

Merkwürdigerweise fehlt für das Jahr 2016 die Datengrundlage

Konkurrenz

Fiserv, Square und FIS wurden hier auf cashkurs.com bereits analysiert und locken nach den Rücksetzern zum Einstieg.

Schließlich hat sich am grundlegenden positiven Trend in der Branche rein gar nichts geändert.

Risiken

Solange munter konsumiert wird, verdienen Zahlungsabwickler prächtig. Kommt der Konsum durch eine ausgewachsene Wirtschaftskrise zum Erliegen, fallen allerdings auch bei Global Payments die Umsätze flach. Das macht den Titel zu einem klaren Zykliker.

Zudem muss man stets das Risiko von zunehmender Regulierung bedenken. Politikern ist viel daran gelegen, Bargeldzahlungen zu minimieren. Mit Forderungen nach günstigen bargeldlosen Bezahlmöglichkeiten könnten Zahlungsabwickler verstärkt zur Zielscheibe werden.

Porter’s Five Forces

Im Prinzip ließe sich die Porter-Beschreibung aus der Fiserv-Analyse 1:1 hier her kopieren.

Moderne Zahlungsabwickler wie Square können den etablierten Konzernen langfristig Marktanteile streitig machen. Deshalb gibt es ein paar Punkte für den Faktor ‚Neue Konkurrenz‘.

Substitution stellt hingegen kein Risiko dar. Dafür scheint Global Payments einfach zu gut vernetzt bzw. in der Finanzwelt und bei Händlern etabliert. Auch ein Lieferantenrisiko kennt das Unternehmen nicht.

Erwähnenswert ist noch der Druck innerhalb der Branche sowie die konjunkturelle Abhängigkeit, die über den Faktor Abnehmer abgebildet wird.

Der Trend zu bargeldlosen Zahlungen ist unumkehrbar und so tun Investoren gut daran, sich tiefgreifend mit der Branche der Zahlungsabwickler auseinanderzusetzen. Die übertriebene Korrektur stellt auch bei Global Payments eine gute Einstiegsgelegenheit dar.

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl


Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.globalpayments.com, guidants.com, wikipedia.de

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.


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Dirk Müller sowie die Finanzethos GmbH haben sich verpflichtet den Kodex des Deutschen Presserates für Finanz- und Wirtschaftsjournalisten einzuhalten. Der Verhaltenskodex untersagt die Ausnutzung von Insiderinformationen und regelt den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten. Die Einhaltung des Verhaltenskodex wird jährlich überprüft. Dies gilt auch für die für Dirk Müller oder für die Finanzethos GmbH tätigen freien Journalisten.

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