Die MLP-Aktie war ein großer Flop. In den letzten Wochen hat sie aber einen relativ guten Schnitt hingelegt. Kann sich der auf den deutschen Binnenmarkt spezialisierte Finanzdienstleister weiter erfolgreich gegen die Marktkorrektur behaupten?

Die Aktie der Marschollek, Lautenschläger und Partner AG notierte vor 14 Jahren auf über 160 Euro. Heute kostet die Aktie nur 4,91 Euro. Das ist ein Abfall auf 3% Ihres Wertes. Natürlich ist das kein Kaufargument. Im Gegenteil zeigt diese Entwicklung einmal mehr, was aus einstigen Highflyern werden kann. Selbst der Dollar und unsere weltweiten Papierwährungen brauchten ein gutes Jahrhundert um so stark abzuwerten.

Früher notierte MLP sogar im DAX. Nach einem vielleicht etwas (wohl auch unter unfreiwilliger Mithilfe des Unternehmens) hochgekochten Bilanzskandal rutschte die Aktie ab und befindet sich heute im SDAX. Hier der Chart in logarhythmischer Skalierung:

Vom Geschäft der damals hochgejubelten MLP war ich persönlich nie überzeugt. Die Gesellschaft verkauft über sogenannte "Berater" Versicherungen und andere Finanzprodukte auf Provisionsbasis. Zielgruppe sind besonders Studenten. Die "Berater" wissen manchmal selbst nicht so recht, ob sie sich als selbständig oder angestellt betrachten sollen. Nach außen hin treten sie natürlich unter dem Dach der MLP auf. Das verkauft sich besser. Im Innenverhältnis wiederum möchte MLP sie gerne als "selbstständiger Handelsvertreter" ansehen. Einige Berater sahen sich wegen faktischer Unselbstständigkeit aber lieber als angestellt und fragten bei ihrer Krankenkasse nach, die das bestätigte. Es kam zu Klagen. Jetzt hat das Landessozialgericht Baden-Württemberg am 7.5.2014 bestätigt: Die Berater sind sozialversicherungspflichtig. Die Anwältin des "Beraters" bezeichnet den Stil der Unternehmensdarstellung - vielleicht nicht ganz unzutreffend - als "Begleitservice-Jargon". Jedenfalls: Das Geschäft der MLP stagniert auch in neuerer Zeit.

Warum könnte gerade nun erstmals die Aktie interessant sein? Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens, die Aktie ist günstig bewertet. Der Velten-Faktor, eine stark bereinigte Kennzahl, die sich wie ein KGV lesen lässt, beträgt gerade einmal 6,8. Zweitens weist das Geschäft eine relative Stabilität auf. Der Versicherungsvertrieb in Deutschland ist eher wenig anfällig für konjunkturelle Entwicklungen. Auch wenn die Produkte selbst wahrscheinlich sehr unter einem möglichen Kollaps des Finanzsystems leiden würden, und damit auch für MLP langfristig ein Risiko besteht, so ist doch kurz- und mittelfristig bei einer Fortsetzung der Korrektur (oder gar des Crashs) an der Börse eine Überperformance von MLP wahrscheinlich. Und tatsächlich ist dies in den letzten, schwierigen Wochen am Aktienmarkt auch zu beobachten gewesen. Der Kurs hat nämlich trotz des starken Einbruchs am Aktienmarkt kaum nachgegeben.

Fazit: Auf Sicht von zwei, drei Jahren ist MLP trotz seines nicht unbedingt überzeugenden Geschäfts, insbesondere wenn weiter schwierige Börsenzeiten erwartet werden, vor allem aufgrund der günstigen Bewertung ein Kauf, der eine relativ gute Performance erwarten lässt.

Beste Investment-Grüße, Ihr Robert Velten

 



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