Die Südzucker AG mit Hauptsitz in Mannheim ist einer der größten Nahrungsmittelkonzerne Deutschlands und der größte Zuckerproduzent in ganz Europa. In 2013 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von insgesamt über 7.88 Mrd. EUR.

Dass Zucker hier den Hauptanteil darstellt, zeigt sich nicht nur am Namen, sondern ebenso die Grafik zur Umsatzverteilung.

In dieser Woche, hat das Unternehmen nun mit zahlreichen Negativ-Schlagzeilen auf sich aufmerksam gemacht. Durch angebliche Preisabsprachen und Kronzeugen für diese Vorgänge wurde das Kartellamt auf die gesamte Industrie aufmerksam und hat allein Südzucker mit einer Geldbuße von ca. 195,5 Millionen Euro abgestraft. Bei Rückstellungen von ca. 40 Millionen Euro, die die Firma dafür bereits beiseite gelegt hat, ist jedoch klar, dass sich diese Summe deutlich auf den Konzern auswirken wird.

Vorab jedoch möchte Ich einen kurzen Überblick über die fundamentalen Daten des Unternehmens geben:

  • Bei einem KBV von 0,96 wird deutlich, dass die Aktie unter ihrem inneren Wert nach Lesart des Eigenkapitals notiert
  • Für 2014 wird von den Analysten ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 10,50 beziffert Dies spricht ebenso für den Schnäppchencharakter des Titels (eine neue Studie hat ergeben, dass sich das durchschnittliche KGV in den USA bei ca. 15 bewegt)
  • Die Ertragskraft im Verhältnis zum Aktienpreis (KCV) ist mit ca. 4,50 nicht so günstig wie die vorherigen Kennzahlen, jedoch ebenso als nicht zu hoch einzustufen
  • Diese in der Summe für ein günstiges Unternehmen sprechenden Indikatoren, werden durch eine attraktive Dividendenrendite von geschätzten 3,95 % ergänzt
  • Die Eigenkapitalquote liegt bei ca. 45,50% und ist somit ein Indikator für ein stabil aufgestelltes Unternehmen
  • Die Rentabilität auf das eingesetzte Eigenkapital beträgt 8,58% und ist stark gebeutelt durch die hohen Strafzahlungen, die hier schon inbegriffen sind

 

 

Die Peergroup:

Südzucker und die „Bejamin Graham-Number“

 

Der Urvater des Value-Investings Benjamin Graham hat in der Bibel für alle fundamental orientierten Anleger – „Privatinvestor“ eine Formel zur Berechnung des maximalen Kaufpreises einer Aktie angeben.

 

Die 22,5 ist ein von Graham ermittelter empirischer Wert. Wenn man nun die spezifischen Kennzahlen der Südzucker AG einsetzt ergibt sich ein maximaler Kaufkurs von 25,94 EUR. Dies entspricht einem Abstand zum aktuellen Kurs von ca. 35,60 %.

 

„Klarheit“ ist was Börsen wollen

Nachdem die Katze nun aus dem Sack ist und die hohe Bußgeldforderung des Kartellamtes die Südzucker Bilanz mit Sicherheit treffen werden, gehe ich hingegen davon aus, dass sich der Aktienkurs ab jetzt nicht mehr zu negativ entwickeln dürfte. Wichtig für den künftigen Kursverlauf ist die Klarheit, die Investoren bei der Südzucker AG nun endlich haben. Und diese Klarheit, die Planungssicherheit mit sich bringt, dürfte meiner Meinung nach deutlich mehr auf den Kurs einwirken, da wir ohnehin keine sehr starken Kursbewegungen trotz der schlechten Nachrichten gesehen haben.

Ebenso ist es ein spannender Aspekt, dass die bekanntermaßen regulierenden Zuckerquoten der Europäischen  Union in Zukunft nicht mehr verlängert werden sollen. Diese Quoten begrenzen die Produktionsmengen von Zucker für Lebensmittel und Getränke. So schreibt die EU vor, dass lediglich 85% des Bedarfs im Euroland, auch hier produziert werden darf, was für ein Unternehmen, welches der größte Zuckerproduzent auf unserem Kontinent ist, natürlich ein immenses Eingreifen in die Betriebsabläufe bedeutet. Mehr freier Handel und Eigenverantwortung seitens Südzucker bedeutet dann auch mehr Flexibilität und eben vielleicht höhere Umsätze aufgrund der dazukommenden 15 Prozentpunkte Marktpotential.

Analysten durch die Bank negativ – Jetzt wird’s interessant

Ein weiterhin spannender Aspekt ist der Fakt, dass die Südzucker AG durch die Bank von Analysten und Anlegern verprügelt wurde und die öffentliche Wahrnehmung der Aktie sehr bescheiden ausfällt. So gab es die letzte positive Analysteneinstufung im Oktober 2013. Seitdem konnten über 45 negative Äußerungen zur Südzucker AG gezählt werden, was einen langfristigen Anleger schon mal auf den Plan rufen kann. Wenn, so wie im Falle Südzucker, Aktien so sehr ins Hintertreffen geraten, sich Spekulanten zurückziehen und eigentlich schon jeder der erwägen würde auszusteigen raus ist, kann nur noch der Turnaround beim Aktienkurs kommen.

 

Im Fazit:

Bei der Südzucker AG handelt es sich demnach um einen europäischen Marktführer mit holperiger Vergangenheit, weswegen die nicht sattelfesten Investoren bereits abgewandert sind. Die deutliche Unterbewertung anhand des KBV, KGV oder auch der Methode nach Benjamin Graham sprechen für den echten Schnäppchencharakter des Titels. Eine zusätzlich hohe Dividendenrendite von 3,95% versorgt die Anleger mit netten Gewinnausschüttungen, da sich das Investment sicherlich an eher langfristig orientierte Anleger richtet. Die bereits quantitative Unterbewertung wird nun ebenso noch mit der eingetretenen Klarheit in Bezug auf die Kartellstrafen ergänzt. Im Fazit also ein echtes Schnäppchen, dass ordentlich leiden musste, sich nun mit hartgesottenen Aktionären jedoch wieder auf den Weg zu besseren Fahrwasser machen kann.

 

 

Ihr Andreas Meyer

 

Quelle: Südzucker AG, finanzen.net

 


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