Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Die Geschäftsidee ist so einfach wie genial. Eine App, die Fahrgast und Fahrer zusammenbringt. Es sind diese simplen Ideen, die das Potenzial haben, traditionelle Märkte komplett auf den Kopf zu stellen. Amazon, das das neue Medium namens ‚Internet‘ für den Verkauf von Büchern genutzt hat, oder Apple mit seinem damals revolutionären Iphone beweisen, dass es oft die einfachen Ideen von belächelten Spinnern sind, die innerhalb weniger Jahre die ganze Welt erobern können.

Bei der Fahrgastbeförderung gilt ‚Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‘. Der Algorithmus hinter der Uber-App wird ständig verbessert und so sorgt dieser technologische Vorteil bei traditionellen Taxiunternehmen zunehemend für Kopfzerbrechen.

Nicht minder spannend ist das enorm stark wachsende Segment ‚Uber Eats‘. Über die eigene App kann man das Angebot lokaler Restaurants durchstöbern und Mahlzeiten bestellen, die laut Unternehmensangaben im Durchschnitt innerhalb 30 Minuten und damit schneller als bei der Konkurrenz vor die Haustür geliefert werden. Zukünftig soll dies auch per Drohne geschehen.

So richtig futuristisch wird es beim Zukunftsprojekt Uber Air. So verspricht der Konzern, in einigen Jahren den Transport per Lufttaxi anzubieten. Ein erster Pilotdienst ist bereits im kommenden Jahr in Los Angeles und Melbourne geplant.

Uber Eats macht einen kleinen Teil des Konzernumsatzes aus, wächst allerdings in beeindruckender Geschwindigkeit. Auch dieses Segment birgt enormes Potenzial

   

Quelle: marketscreener.com

Über die Hälfte der Umsätze werden im US-amerikanischen Heimatmarkt generiert. In China ist der Konzern zwar nicht mehr selbst tätig, hält aber seit dem Rückzug ein 20-prozentiges Aktienpaket am verkauften Fahrdienstleister Didi.

   

Volatilität ist das Stichwort – konservative Anleger halten sich vom Titel besser fern!

   

Quelle: guidants.com

Charttechnisch sieht es nach einem zarten Bodenbildungsversuch aus. Die Unterstützung bei 25,5 Dollar sollte aber besser halten, um diese Vermutung zu bestätigen.

    

Quelle: guidants.com

Von der anfänglichen Euphorie ist nichts mehr geblieben. Uber, wie auch der US-Konkurrent Lyft (WKN A2PE38) notieren seit dem Börsengang deutlich im Minus.

Als klassisches Wachstumsunternehmen sind die meisten fundamentalen Kennzahlen nicht zu gebrauchen. Schauen wir uns folgend die relevanten Datensätze an.

   

Bewertung

Gemessen am Umsatzwachstum im dritten Quartal von 30 Prozent wirkt das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 3,64 nicht teuer – erst recht wenn man die großteils sportlich anmutenden KUV’s von anderen App-Anbietern wie slack (21x) oder Zoom Technologies Inc (~8) betrachtet.

Auf den Sprung in die schwarzen Zahlen wird man bei den Amerikanern noch eine Weile warten müssen. Bis dahin zählt nur Wachstum, Wachstum, Wachstum.

Bilanz und Verschuldung

In der Kasse liegen über zwölf Milliarden Dollar. Die Einnahmen aus dem Börsengang wird der Konzern dafür nutzen, massiv in die Expansion zu investieren. Auch der Hauptkonkurrent Lyft schläft nicht und die CEOs beider Unternehmen werden den Satz ‚The Winner takes it all‘ nur zu gut kennen. Ein treffendes Beispiel ist der Kampf zu Beginn des Internetzeitalters zwischen den rivalisierenden Suchmaschinen Yahoo und Google.

Profitabilität

Bis Uber überhaupt einen Cent an Gewinn erwirtschaftet, werden noch viele Quartale ins Land gehen. Jeder verfügbare Cent wird für Jahre in die Expansion des Geschäfts fließen. Positiv ist aber schon mal die gute Bruttomarge von 47 Prozent, was beweist, dass das Geschäftsmodell an sich profitabel ist.

Mit autonom fahrenden Taxis hat Uber bereits gute Erfahrungen gesammelt. Gelingt auf dieser Front der technologische/administrative Durchbruch, wäre das Unternehmen nicht mehr länger auf Fahrer angewiesen und würde dadurch Kosten sparen. Arbeitsplätze gingen verloren, die Börse, die sich bekanntermaßen einen feuchten Kehricht um Einzelschicksale schert, würde es feiern.

Wachstum

Uber hat laut Schätzungen einen weltweiten Marktanteil von 30 Prozent und ist somit der heißeste Anwärter für den Platz an der Sonne im hunderte Milliarden Dollar schweren Markt für Personenbeförderung.

Lizenzentzüge wie kürzlich in London müssen jedoch Ausnahmeerscheinungen bleiben!

Konkurrenz

Der ebenso heiße Anwärter auf DAS Mobilitätsunternehmen der Zukunft Lyft glänzt ebenfalls mit doppelstelligen Zuwachsraten, verdient durch die hohen Investitionsausgaben aber auch nach wie vor kein Geld.

Auch die traditionellen Taxiunternehmen werden sich im stark fragmentierten Markt nicht so schnell geschlagen geben.

Risiken

Gesetzesänderungen oder staatliche Eingriffe sind ein Hauptrisiko für Tech-Unternehmen wie Uber. Zuletzt hat sich dies mit dem Lizenzentzug in London erneut bewiesen.

Google birgt mit seinen Forschungen am selbstfahrenden Auto ein enormes Substitutionsrisiko für Uber. Mit der Finanzkraft des Mutterkonzerns Alphabet kann das Fahrdienstunternehmen aus San Francisco niemals mithalten. Andererseits würde aber auch eine Übernahme von Uber durch Alphabet Sinn ergeben. Allein die Masse an gesammelten Kundendaten hätte für Google einen großen Wert.

Porter’s Five Forces

Die hohe Volatilität der Aktie erklärt sich mitunter auch beim Check des Kräftemodells nach Porter. Der stark fragmentierte und margenschwache Markt (Branchenrivalität) ist ein großes Problem. Zudem könnte Tech-Gigant Google mit einem eigenen (möglicherweise vollautonom agierenden) Fahrdienst den Konkurrenten Uber und Lyft den Garaus machen (neueKonkurrenz + Substitution).

    

    

Wie bei vielen anderen spannenden Zukunftstrends gilt auch hier: The Winner takes it all! Dienstleistungen rund um die Mobilität von morgen bergen enormes Potenzial. Schwierig ist hier nur, den richtigen Titel zu finden.

Der aktuelle Marktführer Uber scheint momentan zumindest gute Karten in der Hand zu haben. Zudem hat sich das Unternehmen mit Uber Eats ein weiteres erfolgsversprechendes Standbein geschaffen und wirkt bilanziell gesehen gut gesattelt für die kommenden Jahre.

Auch eine Übernahme durch Google scheint möglich und wäre locker stemmbar – für die gesammelten Kundendaten hätte man bei der Alphabet-Tochter sicherlich Verwendung.

Herzlichst

Ihr Christof von Wenzl

Quellen: reuters.com, morningstar.com, marketscreener.com, www.uber.com, guidants.com, gurufocus.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten 4 auf morningstar.com verfügbaren Quartale berechnet.

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Hinweis:

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