Dividenden machen einen großen Unterschied

Aktienindices werden in den meisten Fällen unter der Prämisse errechnet, dass die Dividenden nicht reinvestiert werden. Das nennt man Kursindex. Der DAX30 ist ein Performance Index. Hier werden die Dividenden in der Indexberechnung berücksichtigt. Wie stark sich der Effekt reinvestierter Dividenden langfristig auswirkt, zeigt die Grafik. Zwischen Performanceindex (orange) und Kursindex (blau) klafft eine massive Lücke.

Dementsprechend wäre es bei einem Vergleich mit anderen Aktienindices, wie beispielsweise dem Dow Jones 30 oder dem S&P500, die ohne Dividende berechnet werden, sinnvoll, den DAX30 Kursindex zu verwenden. Zudem zeigt der Kursindex, dass der DAX30 ohne Dividende noch immer unter dem Niveau des Jahres 2000 notiert. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, die ausgeschütteten Dividenden wieder sinnvoll im Depot anzulegen.

Ausschüttungen und Sparraten sind eine gute Möglichkeit, um die durch Marktentwicklungen "verrutschte" Depotstruktur wieder auf das gewünschte Verhältnis zu bringen und gleichzeitig antizyklisch zu agieren. Zudem sind steuerliche Optimierungen zu prüfen, da sich die steuerliche Behandlung mit Einführung der Abgeltungsteuer (1.1.2009) verschlechtert hat.Für Fondsanleger ist weiterhin die seit dem 1.1.2018 geltende Investmentsteuerreform zu beachten. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der kommenden Woche in einem Videobeitrag hier auf Cashkurs.

Größer ist nicht gleich besser

Häufig wird bei den im Fokus stehenden Indices von den "größten" oder "wichtigsten" Unternehmen eines Landes gesprochen. Korrekterweise sollte man davon sprechen, dass es im Wesentlichen die Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung sind, die in den Indices am stärksten gewichtet sind.

Für den deutschen Aktienmarkt kann man vereinfacht (!) sagen, dass die Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung im DAX, die mit der mittleren Marktkapitalisierung im MDAX und die mit kleiner Marktkapitalisierung im SDAX zusammengefasst sind.

Betrachtet man die letzten Jahrzehnte, so stellt man fest, dass sich der DAX30 (orange) schwächer als seine "kleineren" Brüder (türkis und orange) entwickelt hat.

Dieses Phänomen wird auch als "Size", also "Größeneffekt", bezeichnet und war historisch für viele Aktienmärkte zu beobachten. In der akademischen Welt gibt es dafür verschiedene Erklärungsansätze. Letztendlich hatten Aktien mit geringerer Marktkapitalisierung langfristig eine höhere Rendite bei höheren Schwankungen zu bieten. Insofern kann man diese "Mehrrendite" auch als Risikoprämie verstehen, die -zumindest historisch- belohnt wurde.

Aus Sicht der Portfoliogestaltung bleibt auf jeden Fall festzuhalten, dass es Sinn macht verschiedene Größenklassen abzubilden, um eine breitere Streuung innerhalb der Aktienquote zu erreichen.

Ein sehr zyklischer Index

Ordnet man die Titel des DAX30 nach Branchen und gliedert diese wiederum nach Aktiensektoren, dann ergibt sich ein sehr einseitiges Bild. Rund 50 Prozent befinden sich in zyklischen Sektoren.

Berücksichtigt man dann noch, dass zyklische Branchen typischerweise eine höhere Schwankungsbreite als defensive und zinssensible Sektoren aufweisen, wird klar, warum der deutsche Leitindex manchmal auch als "Wette" auf die globale Konjunkturentwicklung bezeichnet wird. Der Begriff der "Wette" ist sicher unfair. Dennoch ist es eben ein sehr zyklisches Aktieninvestment und dementsprechend in den Depotkontext einzuordnen.

Schlussendlich ist ein Index auch nur ein Portfolio, das nach klaren Kriterien zusammengestellt wird. Die Charakteristika, die sich aus der (von Menschen und nicht Göttern entwickelten) Berechnungsmethode ergeben, sind nicht starr, sondern unterliegen Änderungen. Daher sollten Indexfonds, genauso wie aktiv verwaltete Investmentfonds, regelmäßig auf ihre Zusammensetzung und das sich aus den Bestandteilen der im Depot befindlichen Fonds ergebende Gesamtdepot hin analysiert werden. Dieser Röntgenblick ist sehr wichtig, um sinnvolle Anlageentscheidungen treffen zu können.1)

Schwankungsbreite wie ein Schwellenländeraktienindex

Wie der Name schon sagt, besteht der Leitindex DAX30 aus 30 Titeln. Das ist eine sehr überschaubare Anzahl von Positionen. Der Stoxx600 (europäische Aktien) und der S&P500 (US-Aktien) beinhalten, wie die Namen schon zeigen, deutlich mehr Titel. Viel hilft nicht immer viel, aber die Kombination aus wenigen Titeln und zyklischen Aktien führt einfach zu einer sehr schwankungsanfälligen Anlage bei unserem heimischen Leitindex.

Die Grafik zeigt die Schwankungsbreite des globalen Aktienmarktes (dunkelblau), des Schwellenländeraktienindex (orange) und des DAX30 (türkisblau). Die Schwankungsbreite des DAX30 liegt auf dem Niveau der Schwellenländeraktien. Der globale Aktienindex mit Fokus auf Industrienationen und ca. 1.600 Titeln ist deutlich besser diversifiziert und weist daher eine geringere Schwankungsbreite auf.

Eine Streuung über verschiedene Länder, Regionen und Branchen macht also Sinn. Allerdings muss klar sein, dass Risikostreuung mit einer Anlageklasse unmöglich ist. Daher ist eine Streuung über verschiedene Vermögensklassen (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien, Edelmetalle), Investmentstile (Wachstum, Substanz) und Ansätze (aktiv, passiv) essentiell für ein zeitgemäßes Wertpapierdepot. Hier weisen viele Depots erhebliche Schwächen auf und es besteht Verständnis- und Handlungsbedarf.

Gibt es den DAX mit Sicherheitsgurt?

Die Antwort lautet "Jein". Es gibt eine DAX Berechnung in deren Rahmen vierteljährlich und für die Dauer von drei Monaten ein Termingeschäft zur Absicherung von Verlusten von mehr als 5 Prozent abgeschlossen wird. Naturgemäß kostet diese Versicherung eine Prämie. Die Höhe der Prämie richtet sich nach der Schwankungsbreite, die die Marktteilnehmer für die nächsten drei Monate erwarten. Je größer die Verunsicherung, desto höher sind die Prämien.

Die Versicherung "rechnet" sich also erst, wenn der Markt stärker fällt, als die Summe aus Selbstbehalt (5 Prozent) und Versicherungsprämie (Höhe schwankt). Da immer nur drei Monate betrachtet werden "rechnet" sich die Versicherung also oft und auch über sehr lange Zeiten (beispielsweise bei einem sehr lange anhaltenden Marktanstieg mit geringen Schwankungen) nicht.

Kommt es allerdings zu sehr starken Rückgängen, dann macht sich die Absicherung bezahlt. Die Grafik zeigt im oberen Bild den Vergleich des "klassischen" DAX30 (orange) mit der Strategievariante (blau). Im unteren Bild werden nur die jeweiligen Verluste dargestellt, DAX30 (grün) und Strategievariante (pink).

Man sieht, dass die sehr starken Rückgänge abgefedert wurden. Bei Rückschlägen ist dies emotional sehr angenehm. Im Aufschwung liegt man natürlich hinten.

Selbstverständlich ist diese Strategie weder Heilsbringer, noch Empfehlung. Die Darstellung soll lediglich zeigen, dass die Kombination aus Marktindex und Termingeschäft sinnvoll sein kann, um ein weiteres Element der Risikostreuung im Depot zu implementieren. Selbstverständlich kann diese Strategie in verschiedenen Formen und in verschiedenen Märkten umgesetzt werden.

Fazit für Anleger

Der DAX30 Index ist, genau wie alle anderen Indices, ein Indikator für ein gewisses Segment des Kapitalmarktes. Zudem hat die Deutsche Börse deutlich mehr Indices zu bieten... Dennoch ist kein Index allein ein sinnvoller Vergleichsmaßstab für das Wertpapierdepot eines Anlegers. Ein Depot sollte viel, viel breiter als ein einzelner Index diversifiziert sein.

Innerhalb des Depots sind Aktien ein wichtiger Bestandteil. Die Höhe richtet sich nach der individuellen Risikobereitschaft und den Zielen des jeweiligen Anlegers.

Die finanzielle Risikobereitschaft kann auf wissenschaftlicher Basis anhand von 25 Fragen ermittelt werden. Zur kostenfreien Registrierung für den Fragebogen senden Sie bitte eine e-mail mit dem Betreff "Risikobereitschaft" an info@ypos-fp.de.

Die sich aus dem Ergebnis ergebende Quote wachstumsorientierter Vermögensklassen kann dann als Ausgangspunkt genutzt werden, um die passende Aktienquote festzulegen. Im Anschluss kann dann schrittweise ein breit diversifiziertes Aktienportfolio etabliert werden.

1)Unsere professionelle Depotanalyse beinhaltet dies.

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