Konkret muss man bei der industriellen Revolution 4.0 der Welt den eigenen Stempel aufdrücken, bevor man selbst ein Brandzeichen erhält. Hier sind die USA zweifelsohne stark. Die High Tech-Welt spricht fließend „amerikanisch“. Und an diese internationale Spitzenposition hat sich Amerika auch ähnlich gewöhnt wie der FC Bayern München in der Bundesliga.
Der Pandabär rupft Uncle Sam die Federn
Tatsächlich muss Amerika vor europäischer Digital-Konkurrenz wenig Angst haben. Der alte Kontinent gilt nicht als ebenbürtig, wird eher belächelt.
Dagegen nimmt man China ernst. Als früherer Kreisklassenverein ist China immer weiter aufgestiegen und rückt der Nr. 1 immer mehr auf den Pelz. China ist nicht mehr nur die Werkbank der Welt. China ist Weltmeister in Patentanmeldungen. Technologie spricht zumindest als Zweitsprache Mandarin.
So gibt es mittlerweile auf fast allen High Tech-Stufen zum amerikanischen das chinesische Gegenstück. Das Pendant zu Apple ist Huawei, statt bei Google wird im Land der Mitte auf Baidu gesucht und gefunden, Amerika shoppt online bei Amazon, in China bestellen nicht nur die 40 Räuber bei Alibaba und während Uncle Sam sich über Facebook, Instagram, WhatsApp oder YouTube sozial produziert, läuft Kommunikation beim Pandabären über WeChat.
Sicherlich hat China beim Aufstieg in die technologische Champions League nicht nur mit lauteren Mitteln gearbeitet. Die eigene Technologie-Brut wurde einseitig und unfair gedopt. So ist z.B. amerikanisches Social Media im Reich der Mitte verboten wie die Benutzung von Smartphones im Kino. Google hat man kaputtzensiert. Hier kann ich den Unmut von Donald Trump gut verstehen.
Trump nimmt China sprichwörtlich in die kanadisch-mexikanische Handelszange
Die führende Rolle Amerikas vor China will Trump unter allen Umständen erhalten. Dazu spielt er auch gerne über handelspolitische Bande.
Tatsächlich hat es der neue US-kanadisch-mexikanische Handelsvertrag in sich. Amerika kann vom Abkommen zurücktreten, wenn Kanada oder Mexiko Freihandelsabkommen mit einem Land abschließen, das keine „Marktwirtschaft“ ist. Dreimal darf man raten, wer damit wohl gemeint ist. Beide Länder werden kaum auf den riesigen, vor ihrer Haustür liegenden US-Absatzmarkt verzichten, um nach Meinung Trumps „marktwirtschaftlich krumme Handels-Dinger“ mit China zu drehen.
Und willst du (Europa) nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein
Um Druck auf China auszuüben, wird auch Europa missbraucht. Trump setzt der EU die Pistole auf die Brust. Entweder wir lassen uns vor den amerikanischen Handels-Karren spannen und marschieren als westliche Allianz gemeinsam gegen China. Dann hält sich Trump mit Zöllen gegenüber den europäischen Exportnationen wie ein gütiger Vater zurück. Anderenfalls verhält sich Trump wie ein Rabenvater und uns trifft der amerikanische Zoll-Bannstrahl mit voller Wucht.
Doch scheint so manchem europäischen Politiker die harte Haltung Trumps gegen China ohnehin recht zu sein. Auch Europa hat mit dem schon sprichwörtlichen chinesischen Protektionismus seine liebe Not. Und wer will angesichts einer schwächeren Wirtschaftsstimmung in Europa schon auf die saftig-grünen Absatz-Weiden in den USA verzichten. Bei nüchterner Analyse ist dem eurosklerotischen Europa das amerikanische Hemd deutlich näher als der chinesische Rock.
Diese Einschätzung unterstreicht der Besuch der deutschen Auto-Lobby im Weißen (Auto-)Haus. Die Autoverkäufer aus Merry Old Germany werden Trump viel Rabatt eingeräumt haben. Viele neue Investitionen und Arbeitsplätze in Amerika und weniger in China wird man versprochen haben, damit der amerikanische Zollhammer im Werkzeugkasten bleibt. Ich kann mir das zynische Grinsen von Trump gut vorstellen.
Das Imperium schlägt zurück
Wie Darth Vader beim Krieg der Sterne will Trump die chinesischen Rebellen bändigen. Der handelspolitische Burgfrieden zwischen den USA und China mag zwar versöhnlich klingen. So wollen beide Seiten 90 Tage lang auf alle weiteren Zollerhöhungen bzw. -erweiterungen verzichten. Doch kann vom Rauchen einer Friedenspfeife noch keine Rede sein. Noch gibt es keine finale Handelslösung.
Trump will China noch weiter unter Zeitdruck, sozusagen auf Bewährung, setzen, damit es sich vom planwirtschaftlichen Saulus zum marktwirtschaftlichen Paulus wandelt.
Aus Angst davor, dass die augenblickliche Exportstimmungsdelle zur -beule wird, dürfte sich China - so meine Einschätzung - in puncto Zollerleichterungen, Marktöffnungen und Technologie-Klau - im Rahmen eines 2019 zu schließenden Handels-Deals mit Amerika konziliant zeigen. Und das ist auch bei nüchterner Betrachtung fair.
Natürlich leidet auch die US-Industrie durch hohe Importzölle auf chinesische Vorprodukte und die US-Soja- und Maisfarmer unter den gestiegenen Einfuhrzöllen in China. Unter dem Strich jedoch hat China mehr zu verlieren, Amerika also die besseren Wirtschafts-Karten.
An friedlicher Koexistenz ist Trump wenig interessiert. Er liebt den Film „Highlander“. Es kann nur einen geben.
Für einen Abgesang auf Amerikas Führungsrolle in der Welt ist es noch viel zu früh.
Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128
Kommentare
So gerne ich, ebenso wie unzählige andre, den Hegemon endlich fallen sehen möchten, werden wir uns in der Tat noch gedulden müssen. Den meisten dürfte bewusst sein, dass es Uncle Sam schon seit mehr als 100 Jahren umtreibt, mit allen Mitteln, eine enge Verbundenheit zwischen Europa und Russland, inzwischen ebenso mit Asien zu verhindern. Den USA ist völlig klar, dass damit nicht nur ihre wirtschaftliche Macht dahin wäre. Für die USA bleibt nur die Nr.1 in allen Punkten zu sein, oder in der Bedeutungslosigkeit unterzugehen. Entsprechend hart dürfte der Kampf noch werden. Hoffen wir, dass die Amis nicht alle Register ziehen....
Der Chinese hat genau das gemacht.
"Unter dem Strich hat China mehr zu verlieren". Ist schon interessant wie ein Banker das sieht oder versteht. Seine Entwicklung wird vielleicht verlangsamt aber das ist auch alles. Was bisjetzt noch nicht geschieht....
Die Einschätzungen und auch Berechnungen gehen hier stark auseinander. Einen mittlerweile industriemäßig stark abgemagerte US Gesellschaft die die Finanzindustrie zur alles Beherrschenden gemacht hat und steht und fällt mit der Dollarhegemonie wird hier keinesfalls die Dominanz behalten und die sich immer mehr abschwächt.
Wenn der Dollar an die 50% zZ 70% herankommt, ist die usppa schon nichtmehr beherrschend....denn alles was sie unternehmen wird nur auf der Grundlage der Dollarhegemoinie vorgenommen.
Militärisch sind sie teilweise schon wie in Drittland. Um mal das militärische anzufassen welches sie total falsch einschätzten. Ein kaputtrüsten wie es Reagan in Verbindung mit den Saudiöl noch vermochte und die SU in die Knie zu zwingen ist ein für alle mal vorbei.
Wenn der Chinese das ganze mitmacht dann aus einem einzigen Grund. Er will und braucht Ruhe um seine Überlegenheit in wichtigen Bereichen auszubauen und zu vervollkommnen.
Kaufkraftmäßig ist China schon lange an den usppa vorbei. Die weltweit größte Industrie die die Chinesen in nicht mal 50 Jahren aufgebaut haben und welche die usppa nicht mehr besitzen, deshalb will Trump ja sie ja zurückholen, ist nicht mehr einholbar. Das die nordamerikanischen Automarken ihre Kapazitäten zurückfahren, Mitarbeiter entlassen und die Proteste gegen die Zollerhöhungen gleich Preiserhöhungen behandeln sie nur als Nebenerscheinung.
Die usppa Wirtschaft und auch der private Konsum sind einzig und allein Kredit getrieben...im Gegensatz zu Europa und den asiatischen Märkten, die Einkommensmäßig grundieren.
Hier vor allem 'China....
Man könnte das noch ausbauen...aber der Abgesang hat gerade erst angefangen...das geht nicht von heute auf morgen..aber er ist unaufhaltsam.....die Zukunft liegt im Osten...das ist kein Wunschtraum sondern die wirtschaftliche und auch militärische Realität.....
Das Dollarimperium geht langsam unter, Wirtschaft und Binnenmarkt siechen dahin (wenn man unter "Wirtschaft" die Realwirtschaft versteht, nicht das Finanzwesen), auch militärisch geht es bergab.
Letzteres kann man positiv sehen, wer sich als Unterlegener sieht wird keinen Krieg anzetteln. Leider gibt es noch zu viele Hardliner unter der US-Strategen, die weiterhin glauben mit einem "Überraschungsschlag" könnte man Russland und China ausradieren ohne größere Schäden im eigenen Land.
Hoffen wir, dass nicht erst ein realer Nuklearkrieg sie vom Gegenteil überzeugen muss.
Und Europa? Willige US-Mitläufer werden nie die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Osten Europa und mit Asien befürworten - obwohl das die größten Chancen für Europa bietet.
"Technologietransfer" in Form von Spionage gibt es in allen Richtungen, auch die NSA wird so hoch subventioniert, weil sie neue Technologien ausspähen kann.
Aber kann ein vernünftiger Mensch überhaupt Interesse daran haben, dass ein einzelnes Land die wirtschaftliche Führungsmacht ist?
Sind nicht schon Kriege dadurch verhindert worden, dass eben ein Gleichgewicht des Schreckens vorhanden war?