Großinvestoren schlagen zu

In den USA müssen Investoren, die mehr als 100 Mio. USD verwalten, alle drei Monate veröffentlichen, was sich am Ende des Quartals in ihren Portfolios befand.

Diese Filings sind eine wahre Fundgrube. In Interviews erzählen kann man schließlich viel, was in den Depots wirklich vor sich geht, bietet aber ganz andere und sehr viel wertvollere Insights.

Die Filings einer ganzen Reihe von US-Großinvestoren gehören für mich zur Pflichtlektüre. Es sollte selbstverständlich sein, dass es sich lohnt, einen Blick in die Portfolios von Investoren zu werfen, die den Markt seit Jahrzehnten nachhaltig schlagen.

Es wie im Sport oder jeder anderen Disziplin. Wenn man wirklich gut werden will, muss man sich an den Top-Leuten orientieren. Leistung entsteht nicht zufällig.

Dabei stechen von Quartal zu Quartal andere Aktien und Sektoren hervor. Zuletzt waren das unter anderem Banken. Während der Sektor von der breiten Masse abgestoßen wird und die Kurse purzeln, ist eine ganze Reihe der von mir beobachteten Großinvestoren eingestiegen.

Ganz oben auf den Kurszetteln standen Citigroup, Goldman Sachs und JPMorgan. Mit First Citizens Bancshares taucht aber auch eine nicht so bekannte Bank auf, doch das wäre Thema für eine weitere Analyse.

(K)eine Überraschung

In den letzten Tagen haben bereits eine ganze Reihe von US-Geldhäusern vorgelegt und die lagen fast durchweg über den Erwartungen.

Citigroup meldete beispielsweise am vergangenen Freitag für das zweite Quartal einen Gewinn von 2,19 USD je Aktie, was weit über den Erwartungen von 1,70 USD je Aktie lag.

Das konnte den Sektor beflügeln. Am Montag legte Goldman Sachs nach, was für weiteren Auftrieb sorgen dürfte.

Der Gewinn lag in Q2 mit 7,73 je Aktie weit über den Erwartungen von 7,00 USD. Der Umsatz übertraf mit 11,9 Mrd. die Analystenschätzungen von 11,0 Mrd. USD ebenfalls deutlich.

Maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Boni rund 30 % unter dem Vorjahresniveau lagen.

Das schwache Marktumfeld schadet zwar dem Investment-Geschäft, wenn man im Gegenzug allerdings anderthalb Milliarden an Boni spart, relativiert sich das.

Außerdem wirft das Kreditgeschäft dank der steigenden Zinsen natürlich mehr ab als bisher.

Und man sollte auch nicht vergessen, wie profitabel Goldman Sachs ist. Die Großbank würde selbst eine enorme Konjunktur- und Börsendelle gut überstehen.

In diesem Jahr dürfte Goldman rund 46 Mrd. USD an Erträgen und ein Nettoergebnis von mehr als zwölf Milliarden USD erwirtschaften.

Man möchte die heimischen Geldhäuser nicht unnötig schlechtmachen, sie leiden unter deutlich schlechteren Rahmenbedingungen als in ihre Pendants in den USA, aber ich möchte dennoch einen Vergleich ziehen:

Der diesjährige Jahresgewinn von Goldman Sachs würde ausreichen, um jeweils 50 % der Deutschen Bank und der Commerzbank zu kaufen. Wir bewegen uns in unterschiedlichen Dimensionen.

Ausblick und Bewertung

Goldman Sachs dürfte im laufenden Geschäftsjahr einen Gewinn von 34,25 USD je Aktie erzielen. Das waren zumindest die bisherigen Schätzungen, die nun zur Oberseite revidiert werden dürften.

Doch lassen wir die Revisionen außen vor und betrachten sie als Sicherheitsmarge. In diesem Szenario liegt die forward P/E von Goldman Sachs bei 8,6.

Das ist weder relativ noch absolut betrachtet viel. In den kommenden beiden Geschäftsjahren werden jeweils Gewinnsteigerungen von zwölf bis 14 % erwartet. Die Aktie dürfte eine ähnliche Rendite bieten.

Hinzu kommt die Möglichkeit, dass sich die Bewertungslücke wieder schließt, denn in den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 10,3.

Darf man den Prognosen Glauben schenken und unterstellt eine Rückkehr auf dieses Bewertungsniveau, ergibt sich daraus auf Sicht von zwei Jahren ein Kursziel von 449,69 USD.

Daher ist es auch nur folgerichtig, dass Goldman erhebliche Aktienrückkäufe durchführt. Im zurückliegenden Quartal hat man für 500 Mio. USD eigene Aktien eingezogen. Eigentlich sollte man noch wesentlich aggressiver vorgehen und die Buybacks deutlich ausweiten.

Stattdessen hat man sich dafür entschieden, die Quartalsdividende um 25 % auf 2,50 USD je Aktie zu erhöhen. Dadurch ergibt sich inzwischen eine stattliche Dividendenrendite von 3,40 %.

 

Goldman Sachs (WKN: A2P1UY) - Chart vom 18.07.2022 - Kurs: 293,87 Kürzel: GS – Wochenkerzen ab 2012

 

Goldman Sachs (WKN: A2P1UY) - Chart vom 18.07.2022 - Kurs: 293,87 Kürzel: GS – Wochenkerzen ab 2016

 

Goldman Sachs ist übergeordnet klar bullisch und die Aufwärtstrends sind intakt. In den letzten Wochen konnte der Support bei 275 USD mehrfach verteidigt werden.

Ausgehend von dieser Basis könnte es jetzt zu einem Anstieg in Richtung 304 USD kommen.

Darüber käme es zu einem Kaufsignal, welches den Weg in Richtung 320 oder 328 USD freimachen würde.

Fällt die Aktie hingegen unter 275 USD, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.


 

Risikohinweis

Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken, bietet keine Anlageberatung und empfiehlt nicht den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

Hinweis

Dirk Müller sowie die Finanzethos GmbH haben sich verpflichtet den Kodex des Deutschen Presserates für Finanz- und Wirtschaftsjournalisten einzuhalten. Der Verhaltenskodex untersagt die Ausnutzung von Insiderinformationen und regelt den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten. Die Einhaltung des Verhaltenskodex wird jährlich überprüft. Dies gilt auch für die für Dirk Müller oder für die Finanzethos GmbH tätigen freien Journalisten.

 

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