Alle Welt stöhnt derzeit über die niedrigen Zinsen, die mehr oder weniger deutlich unter der Inflationsrate liegen. Wie soll der Privatanleger da ein Vermögen, zum Beispiel für die Altersvorsorge, aufbauen? Und wie sollen derzeit vorhandene Vermögen real erhalten werden, z.B. von den Lebensversicherungen? Es scheint einfach zu sein, mit Aktien bzw. deutsche Aktienfonds.
Die beigefügte Tabelle des Branchenverbandes BVI (www.bvi.de) sollten sich gerade Privatanleger in einer – oder auch mehreren – ruhigen Stunden einmal auf der Zunge zergehen lassen. Fazit: Aktien sind langfristig absolute Spitze. Da wird über die Jahrzehnte die immer wieder vorkommende Hektik an den Märkten und das ständige Auf und Ab, das viele Anleger an der Anlageform Aktie gar nicht mögen, quasi geglättet. Mit dem Ergebnis, dass die durchschnittlichen jährlichen Langfristrenditen der Aktienfonds Deutschland erstaunlich bzw. unglaublich gut ausfallen.
Aus 100 Euro monatlich werden langfristig riesige Vermögen
Vermögensbildungsprozesse, zum Beispiel für die Altersvorsorge, sind ausgesprochen langfristige Anlageprozesse. Und gerade hier sprechen die Zahlen des BVI für sich. Was aus 100 Euro monatlich nach langen Jahren herauskommt erstaunt, zumal dann, wenn zwischenzeitlich Jahr für Jahr eine gute Rendite erwirtschaftet wird. Und diese kann sich für alle aufgeführten Langfristzeiträume sehen lassen. 8,1 Prozent im 35-Jahres-Zeitraum, unglaublich. Selbst jene 5,9 Prozent im Durchschnitt der letzten 15 Jahre ist sicher mehr als zufriedenstellend. Dieser Zinseszinseffekt führt dann dazu, dass aus monatlich 100 Euro nach 35 Jahren ein Vermögen von 222.845 Euro geworden ist. Ein Betrag der sicher gut geeignet ist, die nicht ausreichende staatliche Rente im Alter aufzupäppeln. Und das mit nur 100 Euro im Monat. Aber eben nur sehr langfristig - über 35 Jahre - und unter Einbau des Zinseszinseffektes.
Allerdings sind jenen 100 Euro monatlich noch die jährlich anwachsenden Abgeltungsteuerbeträge hinzuzurechnen, die der Anleger Jahr für Jahr auf die thesaurierten Erträge der Fonds zahlen muss. Denn die thesaurierten Erträge der Fonds werden ihm Jahr für Jahr einkommenssteuerlich zugerechnet, wobei es einige diffizile Unterschiede zwischen deutschen Fonds und im Ausland aufgelegten Fonds zu beachten gilt. Ein Effekt, den der Verband BVI natürlich in der Statistik nicht erfassen kann, zumal ihm daran liegt, im wesentlichen die Managementleistung der Fonds zu erfassen, wohingegen es hier und heute um die Erfolgsbilanz für den Anleger geht. Erfasst sind in der Statistik jedoch alle beim Fonds anfallenden Kosten und auch eventuelle Ausgabeaufschläge. Eventuell andere, bei der Bank - zum Beispiel Depotgebühren - anfallende Kosten können ebenfalls nicht eingerechnet werden, doch kann der Anleger diese durch die Wahl der richtigen Bank heutzutage auch weitgehend vermeiden. Die sicher sofort beim Anleger aufkommende Frage also, ob die Statistik nicht hinkt und Wolkenkuckuksheime vorgaukelt, kann dementsprechend mit den obigen leichten Einschränkungen verneint werden.
Unternehmen sind – für die Anleger – international aktiv
Die Statistik zeigt, dass die Gruppe „Aktienfonds Deutschland“ bei weitem am besten abschneidet. Offensichtlich kann also der alte Vorwurf an deutsche Anleger, zu sehr auf deutsch Aktien zu setzen und die Chancen an Auslandsmärkten nicht zu nutzen (home bias), vergessen werden. Es scheint, dass dies die deutschen Unternehmen mit ihren internationalen geschäftspolitische Weichenstellungen ausgleichen, indem sie viel exportieren und/oder zunehmend auch im Ausland produzieren. Dabei sind sie offensichtlich erfolgreicher als die Fondsmanager international anlegender Fonds mit ihren Auslandsinvestments.
Fazit: Früh mit dem Sparen beginnen, durchhalten, nicht pausieren, und hoffen, dass die Fonds weiterhin eine derartige Wertentwicklung auf die Beine stellen. Dafür gibt es natürlich keine Garantie; aber vor dem Hintergrund der langfristig angelegten Statistik und der stetigen Leistung der Fondsmanager spricht doch einiges dafür, dass die Fondsmanager Ähnliches auch in Zukunft schaffen.
Altersvorsorge mit Geduld, Stetigkeit und ...Aktien!
Sicher gibt es jetzt auch Anleger, die mit diesen Ergebnissen immer noch nicht zufrieden sind und versuchen, aus der Statistik noch weiteres herauszuholen; nämlich solche Fonds deutscher Provenienz, die in den meisten der Langfristzeiträume besser abgeschnitten haben als der Durchschnitt. Hier kann möglicherweise die umfangreiche Statistik des BVI Anhaltspunkte liefern, wieder verbunden mit der Hoffnung, dass ein in der Vergangenheit überdurchschnittliches Management derartiges auch in Zukunft schafft. Letztlich scheint also eine erfolgreiche Vermögensbildung, z.B. für die Altersvorsorge über 30 oder 40 Jahre, so schwer gar nicht zu sein. Was dazu gehört: Geduld, Stetigkeit und ....Aktien!
Kommentare
Alles eine Frage des Timings - und das haben Kleinanleger bekanntlich nicht.
Der Zinseszinseffekt läuft bei Fonds aufgrund der internen und nie richtig publizierten Kosten deutlich schlechter, als bei einem Index selber. Mit den Ausgabeaufsschlägen ist es nicht getan. An/Verkaufskurse, Mitarbeitergehälter etc. drücken die Fondsbewertungen zudem. Oder hat jemand schon mal ein Fondsprospekt gesehen, wo ausgewiesen ist, wie viel die internen Lohnkosten ausmachen?...und wer zahlt´s?
um Kosten zu sparen sollte man auf ETF zurückgreifen, die den DAX oder andere Indizes nachbilden. Natürlich nur solche mit natürlicher (die auch die Werte hinterlegt haben) und nicht künstlicher Nachbildung. Fonds der Banken sind einfach viel zu teuer. Und bei aller Euphorie über die guten Langzeiterträge sollte man nicht vergessen, dass im Jahr 2008 der 10 Jahresrückblick nicht gut aussah. Der Hinweis, dass man zum Ende des Sparens auch mal an eine Umschichtung aus den Aktien heraus nachdenken sollte. Es hat sich über die Jahrzehnte eigentlich nichts geändert: Aktien, Edelmetalle, Immobilie und auch eine Barreserve sollten das Vermögen abbilden nur die Prozentanteile sollten je nach Situation verlagert werden. Und eine Weisheit sollte man beibehalten, was in der Vergangenheit gut ging, muss nicht in der Zukunft gut gehen. Und viel wichtiger ist es, Freundschaften zu pflegen, es gibt viel mehr alte Leute die unter Einsamkeit als Armut leiden.