Die Griechenlandkrise, die im Jahr 2010 begonnen hat, ist den meisten von uns noch in sehr guter Erinnerung. Fallende Aktienkurse, Angst um das Geld auf dem Konto und ein ungeordneter Zerfall der Gemeinschaftswährung Euro waren die dominierenden Themen. Wortkombinationen wie „Nord- und Südeuro“ und auch „Kern und Peripherie“ wurden damals erfunden oder zumindest neu geprägt.

Gefühlt war im Sommer 2012 der ganze Spuk vorbei. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) benötigte genau drei Worte: Whatever it takes. Seitdem haben wir eine „spektakuläre“ Geldpolitik gesehen, die die Zinsen abgeschafft und die zinsbasierte Altersvorsorge in eine nicht zu reparierende Schieflage gebracht hat. Ist der Zins zu niedrig - und das ist er in Deutschland zweifelsohne, dann kommt es zu Fehlallokationen von Kapital.

Geld sucht sich seinen Weg

In Deutschland ist das eindeutig am Immobilienmarkt zu erkennen. In der sehr lesenswerten Publikation: „Die 5 Prozent Studie – wo sich investieren noch lohnt“ (abrufbar auf https://www.bulwiengesa.de/de/publikationen/studien) hat die bulwiengesa AG die deutschen Immobilienmärkte hinsichtlich ihrer zukünftigen Ertragspotentiale analysiert.

Für den Wohnungsmarkt in A-Städten und Core Immobilien kommt man für eine Haltedauer von zehn Jahren auf einen internen Zinsfuß von 1,9 bis 2,6 Prozent. Nun wissen wir alle um das Zitat: „Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.“ Allerdings sollte jedem klar sein, dass durch den Einkaufspreis der zukünftige Gewinn determiniert wird. Die Grafik setzt den Mittelwert in Relation zur aktuellen Inflationsrate und festverzinslichen Wertpapieren verschiedener Bonität und Laufzeit.

Jede der Investitionsalternativen hat unterschiedliche Charakteristika und ist Quelle verschiedener Chancen und Risiken. Dennoch wird plausibel, warum die Studie zu dem Ergebnis kommt, dass „Wohnimmobilien kaum noch Inflationsschutz bieten“. Der Anlagenotstand hat eben nicht nur festverzinsliche Wertpapiere auf ein Preisniveau gehoben auf dem man sich die Frage stellen muss, ob Ertragserwartungen noch mit den Risiken und dem Aufwand im Einklang stehen.

Anleger, egal ob am Immobilien- oder Kapitalmarkt sollten daher ihre Erwartungshaltung an die Entwicklung von Vermögenswerten auf den Prüfstand stellen. Der Blick in den Rückspiegel und die Fortschreibung dessen was man dort sieht, ist sicher nicht die beste Vorgehensweise. Vereinfacht gesprochen kann man sagen, dass Vermögensklassen ohne Schwankungen keine Chance auf einen Erhalt der Kaufkraft des Vermögens haben und schwankungsreiche Vermögensklassen Nerven kosten. Die Herausforderung liegt darin, die passende Mischung für die eigenen Vorstellungen zu finden. Ein guter Berater kann diesen Prozess unterstützen.

Was sollten Anleger nun beachten?

Es wird immer Krisen geben. Heute sind es vielleicht die italienischen Schulden, morgen ein ausufernder Handelskrieg und übermorgen die kaum zu finanzierende Renten- und Pensionslasten in Deutschland. Steigende Zinsen passen zu keinem dieser Probleme. Anleger sollten ihr finanzielles Gedächtnis zu Zinsen also löschen und an die Gegebenheiten anpassen.

Die beste Antwort auf Unsicherheit war und ist die Verteilung des Kapitals auf unterschiedliche und voneinander unabhängige Vermögensklassen. Schwankungen können damit nicht vermieden werden. Allerdings ist das Ziel einer Kapitalanlage auch nicht die permanente Vermeidung von Schwankungen. Dafür hat man schließlich Rücklagen.

Anleger, die eine handwerklich saubere Basis für die globale Verteilung ihrer Vermögenswerte suchen, können eine Anleitung beim Norwegischen Staatsfonds nehmen. Dort wird die sehr breite Investition in die globalen Kapitalmärkte mit klaren Regeln verbunden. Dank der Evolution der investierbaren Finanzprodukte sind vergleichbare Strategien bereits seit einigen Jahren für private Anleger umsetzbar.     

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