Die Berichtssaison zum dritten Quartal hat begonnen. Was fast wie eine gute Tradition aussieht, ist im Grunde erschreckend. Analysten passen reihenweise ihre Schätzungen für die Unternehmen im Vorfeld nach unten an, um dann zu Jubeln, wenn diese geschlagen werden. Dies führte dazu, dass der deutsche Leitindex DAX von 12.511,65 Punkten auf 12.894,51 Punkte oder 3,06 % zulegen konnte.

Der DJ EuroStoxx 50 Index verbesserte sich um knapp 55 Punkte auf einen Indexstand am Freitag von 3.624,68 Punkte. Ein Anstieg von 1,53 %. Die Marke von über 3000 konnte der S&P 500 Index aus den USA wieder überschreiten. Der amerikanische Leitindex konnte 52 Punkte zulegen und verbesserte sich auf 3.022,55 Punkte oder 1,76 %. Der MSCI World Value Index erzielte aufgrund der guten Performance von Banktiteln in den USA einen Wertzuwachs von 1,85 % auf 120,97 Punkte. Unser Fondspreis fiel von 99,09 auf 98,11 um 0,99 Prozent.

Unter die Räder sind in den vergangenen zwei Wochen die Anteilsscheine von Wirecard gekommen. Der Titel verlor knapp 20 % auf einen Schlussstand von € 114,50 nach € 142,05. Es fiel vorher schon auf, dass die Aktie, trotz guter Zahlen die veröffentlicht wurden, nicht mehr weiter anstieg. Die Erklärung lieferte ein Artikel der Financial Times vom 15. Oktober im Nachhinein. 

Dort wurden wieder massive Anschuldigungen über Bilanzmanipulationen laut. Vorstand und Aufsichtsrat reagierten schnell und widersprachen den Vorwürfen. Leider erst auf zunehmenden Druck wurde eine erneute Prüfung der Bilanz vom Aufsichtsrat veranlasst. Nach Ernst & Young soll nun KPMG für endgültige Klarheit sorgen. Zusätzlich kündigte man ein Aktienrückkaufprogramm über 200 Mio. Euro an. Für Ihren Hintergrund: Noch Anfang Oktober bestätigte CEO Braun die Vision 2025 während des Investorentages in New York. Näheres werden die anstehenden Zahlen am 06. November zeigen. Wirecard ist in den letzten Jahren stark gewachsen und hat sicherlich hier und da Anpassungsbedarf in seiner Organisation und Struktur. Wir denken, dies ist nötig und wird auch erfolgen.

Sollte sich herausstellen, dass die Anschuldigungen haltlos sind, wird sich der Kurs wieder deutlich erholen, denn die Bewertung ist auf diesem Niveau ausgesprochen günstig.

Unsere Wachstumsaktie iRobot konnte aufgrund des Zollstreits zwischen den USA und China, die Erwartungen des Markts nicht ganz erfüllen. Der Kurs fiel im Berichtszeitraum von $ 56,83 auf $ 49,77. Zwar kletterte der Umsatz um neun Prozent und auch die Bruttomarge stieg leicht auf 47 %, der Ausblick enttäuschte jedoch. Das operative Ergebnis wurde mit 42,6 Mio. für das dritte Quartal berichtet. Das Management passt die Gesamtjahresprognose an und plant mit 1,2-1,21 Mrd. Umsatz und einem operativen Ertrag von 75-80 Mio. USD. Wir haben ausführlich im Forum darüber berichtet und bleiben weiter investiert. Zölle werden nicht ewig bleiben und sollten sich die Anstrengungen bezüglich einer Ausnahmeregelung für iRobot durchsetzen, dann wäre dies ein Befreiungsschlag. Wir sehen klar die langfristig hervorragende Perspektive für eines der innovativsten (Anzahl der Patentanmeldungen) High-Tech-Unternehmen der USA und sehen solche kurzfristigen Kursereignisse als günstige Kaufgelegenheiten, wenngleich kurzfristig der Boden erst noch ausgelotet werden muss.

Sehr gut berichtete unser schwedisches Unternehmen Atlas Copco. Trotz eines schwierigen ökonomischen Umfelds konnte das Unternehmen wieder einmal einen überzeugenden Quartalsbericht abliefern. Der Gewinn pro Aktie lag mit SEK 3,65 deutlich über den Erwartungen des Marktes (SEK 3,36). Auch der Umsatz war 6,67 % höher als die Konsensus-Meinung der Analysten.

Der Lohn für diese sehr gute Performance: ein Wertzuwachs in der Aktie von SEK 36,81 auf einen neuen historischen Höchststand von SEK 334,20. Ein Kursgewinn von 12,37 %! Wir halten das Management von Atlas Copco für sehr gut aufgestellt, denn das Unternehmen schafft es immer wieder, sich positiv von den Wettbewerbern abzusetzen.

Aufwärts ging es auch bei unserem US-Krankenversicherer UnitedHealth Group. Das Unternehmen leidet noch unter der politischen Diskussion in Washington um eine Einheitskrankenkasse in den USA. Sollte dies kommen, würde sich das Geschäftsmodell von UnitedHealth Group verändern. Wir halten es für eher unwahrscheinlich, dass die Demokraten nicht nur im Kongress, sondern auch in der amerikanischen Bevölkerung eine Mehrheit für ihre Idee finden werden.

Solange hier eine gewisse Unsicherheit besteht, fährt die Aktie UnitedHealth Group mit angezogener Handbremse, doch fundamental läuft es prächtig. Das Unternehmen konnte die Erwartungen der Analysten sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag erneut übertreffen. Die Erträge steigen im Durchschnitt um 13 % und die Aktie wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 15 für die 2020er Gewinne bewertet. Die Aktie notierte am Freitag bei $ 244,91. Ein Anstieg von über $ 22 oder 10,28 %. Der Tiefstkurs in diesem Jahr lag bei $ 206,18 im April. Es scheint, als würde der Markt mehr und mehr davon ausgehen, dass die Einheitsversicherung in der Mottenkiste verschwindet.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Börsenwoche.

Ihr

Dirk Müller & Fonds Team

   

Die Schwetzinger Zeitung berichtete wie folgt über unseren Anlegerkongress am vergangenen Samstag

Der Artikel ist auch im Mannheimer Morgen erschienen.

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