Nach  der Hoffnung ist vor der Hoffnung. So dauerte es nicht lange bis die Börsen Ben Bernanke´s überraschungsfreie Rede ab gefrühstückt hatten. Die Erwartungshaltungen an die Rede von Jackson Hole waren bereits im Vorfeld auf ein Minimum gesunken. So stieg der Dax - auch ohne frisches Geld aus New York - nach einem schwachen Donnerstag wieder an und schloss mit einem satten Plus bei 6970 Punkten. In dieser Woche werden nun volkswirtschaftliche Daten aus den USA und die EZB Sitzung den Ton angeben. Die Seitwärtsbewegung im Markt hält zunächst an.

Die Woche


Nach dem rasanten Anstieg der vergangenen Monate scheint Aktien etwas die Luft auszugehen. Schließlich steht mit dem September der klassische Angstmonat der Aktienanleger vor der Tür. Zwar dürfte die moderate Bewertung von Dividendentiteln vor größeren Kursrückschlägen schützen. Mögliche Irritationen könnten aber von der noch ausstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes über die Verfassungsmäßigkeit von ESM und Fiskalpakt ausgehen. Zudem bergen die Wetten der Marktteilnehmer auf umfangreiche Anleihekäufe durch die EZB ebenso wie die Hoffnungen auf eine baldige weitere Runde quantitativer Lockerungsmaßnahmen durch die Fed (QE 3) Enttäuschungspotenzial. Wenn gar nichts mehr geht, dann müssen die Notenbanken ran. Dieses Motto galt nicht nur in den letzten Wochen, sondern im Grunde genommen schon in den letzten Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten. So prägen die sich verändernden Erwartungen hinsichtlich der Geldpolitik das Auf und Ab an den Finanzmärkten. In der ablaufenden Woche schmälerten sich die Hoffnungen auf die Notenbanken ein wenig, entsprechend sank die Risikoneigung an den Märkten. Die Aktienkurse gaben etwas nach, Bundesanleihen waren gefragt. Der Euro-Dollar-Kurs konnte hingegen leicht zulegen. Zudem enttäuschten auch einige Konjunkturindikatoren wie die Unternehmerstimmung in Deutschland bzw. der Eurozone. Wenig Neues gab es von der europäischen Schuldenkrise, außer dass Italien und Spanien recht problemlos Anleihen emittieren konnten.
In der anstehenden Woche fällt der Blick einmal mehr auf die Geldpolitik, diesmal insbesondere auf die Europäische Zentralbank. Auf ihrer anstehenden Sitzung steht weniger der Zinsentscheid im Mittelpunkt hier ist von einem unverändertem Satz von 0,75 % auszugehen, sondern vielmehr die Aussagen über das mögliche Kaufprogramm. Auf der letzten EZB-Pressekonferenz deutete ihr Präsident Draghi Staatsanleihekäufe unter gewissen Bedingungen an. Ob er aber bereits diesmal sehr konkret wird, darf bezweifelt werden. Die Bank of England ist dagegen schon weiter und wird auf ihrer Sitzung das bereits laufende Kaufprogramm fortführen. Von konjunktureller Seite dürften aus Deutschland nach einigen ernüchternden Daten zumindest von der Industrie wieder freundlichere Signale kommen. Hier ruht die Hoffnung insbesondere auf den Schwellenländern. Aus den USA dürften die Einkaufsmanagerindizes ISM und der Arbeitsmarktbericht wohl keine negativen Impulse geben. Ob die Daten aber ausreichend positiv ausfallen, um die Federal Reserve ihrerseits von einem neuen Kaufprogramm abzuhalten, ist eine andere Frage. Womit wir wieder einmal bei den Notenbanken angekommen sind. So könnten an den Finanzmärkten selbst die positiveren Konjunkturindikatoren verpuffen, wenn die Unsicherheit aufgrund der unklaren Geldpolitik eher zunimmt. Aktien könnten weiter Luft holen, Renten bleiben gefragt. Der Euro-Dollar-Kurs interpretiert in letzter Zeit die Daten ohnehin - nach einer langen Durststrecke - mehrheitlich zu seinen Gunsten.

Trend

Was diese Woche zählt ist, die Ruhe zu bewahren. Gegen Mitte der Woche werden uns US Daten von der Wirtschaftslage Kund tun. Der ISM - Index wird darüber Auskunft geben. Der Arbeitsmarktbericht vom August wird ebenfalls einen Eindruck über Zustand der US Wirtschaft geben. Die EZB Sitzung wird ebenfalls mit großem Interesse erwartet. Eine Zinssenkung wird es wohl nicht mehr geben, aber die Anleiheaufkäufe könnten zum konkreteren Thema werden und die Börsen stimulieren. Wir werden diese Woche den Schwung vom Freitag mitnehmen und besser in die Woche starten. Bei 7070 Punkten müsste aber Schluss sein. Dann werden uns die Hoffnungen auf gute Konjunkturdaten und die Hoffnung auf frisches Geld von der EZB weitertragen. Dabei ist das Enttäuschungspotential groß.  
6880 Punkte sollten den Dax zunächst nach unten absichern und 7070 Punkte sollten oben sein. Doch sollte die 6880 nicht von Bestand sein, so droht eine weitere Korrektur auf 6621-6580 Punkte. Die Korrektur bleibt weiterhin die wahrscheinlichere Szenerie. Nur eine Überraschung aus Frankfurt kann nachhaltig für bessere Stimmung sorgen.  Und nach der Hoffnung ist vor der Hoffnung.   
 

Chart der Woche

Die Schwäche der Vortage wollte der DAX nicht auf sich sitzen lassen und beendete die Handelswoche mit einem soliden Plus. Um das charttechnische Blatt zu wenden, reichte der Anlauf jedoch nicht aus. So gelang es dem Aktienindex noch nicht, sich nachhaltig aus dem übergeordneten Abwärtstrend seit Mai 2011 (akt. bei 6.978 Punkten) zu lösen. Nur im Erfolgsfall hätten sich die Bullen aber auch mittelfristig einen Punktsieg gesichert, denn dann wäre eine symmetrische Dreiecksformation „bullisch“ aufgelöst, die für neuen Rückenwind sorgen könnte. Die Zeit für eine positive Weichenstellung droht dem deutschen Leitindex aber davonzurennen. Zum einen dominieren im kürzeren Zeithorizont (Tages und Stundenchart) die charttechnischen Abwärtsrisiken. Zum anderen sind laut Dekaden- bzw. US-Präsidentschaftswahlzyklus Kursdellen im September wahrscheinlicher. Ein erster Haltebereich im Falle einer Korrektur stellt die Kombination aus der 90- und 38-Wochen-Linie (akt. bei 6.621/539 Punkten) sowie dem Tief vom März 2011 und dem Oktoberhoch 2011 bei 6.483/30 Punkten dar. Im Anschluss droht der Aufwärtstrend seit September 2011 (akt. bei 6.279 Punkten) in die Bredouille zu geraten.


Widerstände:  6978 + 7058 + 7194
Unterstützungen: 6880 + 6.621 + 6483




Finanzmarkt Termine KW 36/12   03.09.-07.09.2012

Montag:
03.09.12 US; Feiertag - Labor Day
03.09.12 US; New York Stock Exchange zu  
03.09.12 US; Nasdaq geschlossen
 
Dienstag:
04.09.12 CH; BIP-Schätzung Q2
04.09.12 11:00: EU; Erzeugerpreise Industrie Jul
04.09.12 14:55: US; Redbook (Woche)
04.09.12 16:00: US; ISM-Einkaufsmanagerindex
04.09.12 16:00: US; Bauausgaben Juli
 
Mittwoch:
05.09.12 US; Autoverkäufe August
05.09.12 CH; Consensus Forecast
05.09.12 CH; Beherbergungsstatistik Juli
05.09.12 CH; Landesindex der Konsumentenpreise
05.09.12 10:30: GB; BoE Ratssitzung  
05.09.12 11:00: EU; Einzelhandel Juli
05.09.12 13:00: US; MBA Zahl der Hypothekenanträge
05.09.12 13:45: US; ICSC-UBS Index (Woche)
05.09.12 14:30: US; Arbeitsproduktivität 3. Q.
05.09.12 14:55: US; Redbook

Donnerstag:
06.09.12 09:00: EU; EZB Ratssitzung
06.09.12 10:30: GB; BoE Ratssitzung
06.09.12 11:00: EU; BIP 2. Schätzung 2. Quartal
06.09.12 12:00: DE; Auftragseingang Industrie
06.09.12 13:00: GB; BoE Sitzungsergebnis
06.09.12 13:45: EU; EZB Sitzungsergebnis
06.09.12 14:15: US; ADP-Arbeitsmarktbericht
06.09.12 14:30:US; Erstanträge Arbeitslosenhilfe
06.09.12 14:30: EU; EZB PK zur Ratssitzung
06.09.12 15:45: EU; Bloomberg Consumer Comfort
06.09.12 16:00: US; ISM Dienstleistungsindex
06.09.12 16:30: US; EIA Erdgasbericht (Woche)
06.09.12 17:00: US; US-Öllagerbestände (Woche)
06.09.12 22:30: US; Fed Balance Sheet
06.09.12 22:30: US; Money Supply

Freitag:
07.09.12 JP; Indexes of Business Conditions
07.09.12 CH; Arbeitsmarktdaten August
07.09.12 08:00: DE; Außenhandel Juli
07.09.12 08:00: DE; Arbeitskostenindex 2. Q.
07.09.12 12:00: DE; Produktion prod. Gewerbe
07.09.12 14:30: US; Arbeitsmarktdaten August
07.09.12 14:30: US; Beschäftigte ex Agrar
07.09.12 14:30: US; Stundenlöhne August


Bullen
Die 6900 im Dax hat gehalten und alles war gut. Sollte die EZB weitere Versprechungen machen, wird der Markt ohne Mühe über die  nächsten Widerstände springen und neue Jahreshöchststände wären die Folge. Aber der seidene Faden an dem der positive Trend nun hängt, wird immer dünner. Erst bei 6700-6650 Punkten im Dax sollte dann wieder eingestiegen werden, wenn die 7070 nicht fällt.  

Bären
Viel spricht für eine stärkere Korrektur. Der starke Anstieg der letzten Wochen, die längerfristigen Chart-Oszillatoren, die Konjunkturschwäche. Die 6880 steht diese Korrektur noch im Wege. Doch bereits bei enttäuschenden US Daten oder aber Fehlsignalen der EZB fährt der Zug nach Süden.

Gesundheit wünscht Ihnen
 
Ihr
Oliver Roth

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