Made in China

Das sind allerdings keine hausgemachten Probleme und dementsprechend handelt es sich um ein archetypisches Beispiel dafür, wonach man als Investor Ausschau halten sollte: Outperformer mit vorübergehenden und im besten Fall nicht selbst verursachten Problemen.

An der Börse stolpert man immer wieder über derartige Situationen. Die betroffenen Aktien werden massiv abverkauft, doch sobald sich der Nebel lichtet, gehen sie gerne durch die Decke. Eines der ersten Beispiele, welches mir hier in den Sinn kommt, ist Kion.

Der Intralogistik-Spezialist hatte vor einiger Zeit Probleme mit Lieferanten. Der Auftragseingang war aber anhaltend hoch. Es war offensichtlich, dass der Fehler nicht bei Kion selbst lag und dass sich die Schwierigkeiten früher oder später verflüchtigen würden.

Der Aktienkurs halbierte sich trotzdem von 80 auf 40 Euro. Heute steht die Aktie bei 96 Euro. Es wäre gut möglich, dass es bei Ollie’s Bargain zu einer ähnlichen Entwicklung kommen wird. Denn am Geschäftsmodell an sich hapert es sicherlich nicht.

Auf Eigennutz ist Verlass

Das größte Problem für Ollie’s ist nämlich nicht die Nachfrage. Selbst die Pandemie hat das Wachstum kein bisschen geschmälert. Es hat sogar geholfen, da man Verkaufsflächen zu Mietpreisen ergattern konnte, die zuvor unmöglich gewesen wären.

Kunden und Läden hat man also, Ollie’s kann derzeit aber nicht genug Ware herbeischaffen. Die Produzenten, meist in Fernost, mussten zeitweise die Fabriken schließen. Jetzt, wo die Produktion wieder läuft, kommt es zu Nachholeffekten. Daher sind die Frachtraten sind hoch, Container Mangelware, Schiffsrouten und Häfen überlastet.

Der Nachschub stockt. Doch das wird nicht ewig der Fall sein. Hersteller von Waren haben ein Interesse, möglichst viel zu verkaufen. Logistiker möchten möglichst viel transportieren, Häfen möglichst viele Container abwickeln. Schon aus Eigennutz werden sie die Probleme abstellen.

Die Richtung ist klar

Unterdessen wächst Ollie’s weiter und eröffnet einen Laden nach dem anderen. Das nächste Quartal oder sogar mehrere Quartale mögen schlecht ausfallen. Es wird allerdings wenig daran ändern, wo Ollie’s in fünf Jahren steht.

Blickt man fünf Jahre zurück, kann man sich ungefähr ausmalen, wo das sein wird. In diesem Zeitraum hat Ollie’s die Zahl der Niederlassungen von 234 auf 388 ausgebaut. Der Umsatz legte von 890 Mio. auf 1,81 Mrd. USD zu. Das Ergebnis kletterte von 0,97 auf 3,16 USD je Aktie.

Das Ergebnis von Ollie’s dürfte in diesem Jahr zwar leicht sinken. Dass das Unternehmen in zwei, drei oder vier Jahren sehr viel mehr verdienen wird, dürfte nahezu sicher sein. Die Börse ist kurzsichtig, aber nicht blind.

Ausblick und Bewertung

Das bedeutet, dass über kurz oder lang auch die Kurse steigen werden. Es stellt sich nur die Frage, welche P/E Anleger zahlen werden, sobald die Gewinne wieder ordentlich steigen. In der Vergangenheit wurde Ollie’s auch schon mit einer P/E von 60 gehandelt. Das ist sicherlich zu viel, zeigt aber, wie sehr sich die Stimmung unter den Anlegern ändern kann.

Das ist eine ganz grundsätzliche Lehre. So mancher Überflieger, der gerade jetzt auf eine P/E von 60 kommt, wird den Anlegern um die Ohren fliegen und erhebliche Verluste verursachen.

Aber zum Glück müssen wir für Ollie’s keine P/E von 60 zahlen. Im weitgehend abgeschlossenen Geschäftsjahr liegt die Forward P/E bei 26,9 und 2022 könnte sie bereits auf 23,9 fallen. So zumindest der Konsens.

Ich persönlich bin da noch etwas optimistischer. Ollie’s ist ein „Overachiever“ und hat seit dem Börsengang 2015 fast immer die Erwartungen übertroffen.

Chart vom 08.11.2021 Kurs: 72,91 Kürzel: OLLI – Wochenkerzen

Aus technischer Sicht hat die Aktie mit dem Anstieg über 70 USD ein erstes positives Signal geliefert. Somit ist der Weg in Richtung 77 sowie 80 USD frei. Darüber hellt sich das Chartbild weiter auf.
 


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