Lückenlose Vorbereitung und rechtsverbindliche Unterlagen als Voraussetzung

Knapp drei Monate nach dem Einmarsch russischer Truppen scheinen auch die diplomatischen Fronten der beiden Konfliktparteien verhärteter denn je. Nun scheint allerdings ein baldiges Treffen zwischen den beiden Präsidenten nicht mehr ausgeschlossen.

Russland zeigt sich bereit, die Gespräche mit der Ukraine wiederaufzunehmen, setzt dafür jedoch einiges an Vorbereitung voraus. Dabei sehen die Vertreter Russlands insbesondere die Ukraine in der Pflicht. Sie fordern eine "ernsthafte Vorbereitung" als Grundlage. So stellen sich russische Vertreter ausgearbeitete und bindende Vertragsunterlagen vor, die die beiden Präsidenten dann im Zuge des Treffens unterschreiben könnten.

Von ukrainischer Seite gab es darauf bislang keinerlei Reaktion. Weder positiv noch negativ. Die Ukraine will die Verhandlungen nur bei konkreten Vorschlägen wiederaufnehmen, hatte Kiews Unterhändler Mychajlo Podoljak gesagt. Diese Konkretisierung sieht Russland wohl in der „ernsthaften Vorbereitung“.

Zudem sei ein Waffenstillstand nur nach einem vollständigen Rückzug russischer Truppen diskutabel. Der Krieg ende nicht, wenn irgendetwas aufgeben würde, so Mychajlo Podoljak. Nur eine vollständige Befreiung aller besetzten Territorien sei für ihn und die Ukrainische Führung akzeptabel.

Wolodymyr Selenskyj hatte am Wochenende in einem Fernsehinterview betont, der Krieg sei letztendlich nur durch Diplomatie zu beenden. Er sprach sich für ein Dokument über Sicherheitsgarantien für die Ukraine aus. Dieses solle nach seinem Wunsch "von den Freunden und Partnern der Ukraine, ohne Russland" unterzeichnet werden. Schwer vorstellbar, dass dies aus Sicht Russlands ein gangbarer Weg sein wird.

Nach dem Wunsch der Ukraine sollen allerdings parallel die bilateralen Verhandlungen mit Russland wiederaufgenommen werden. Die letzte Unterredung der Chefunterhändler beider Länder fand zuletzt laut russischen Nachrichtenagenturen vor rund vier Wochen statt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Stillstand verantwortlich.

Es bleibt daher sehr fraglich, ob die aktuellen Forderungen („ernsthafte Vorbereitung“, „Freunde und Partner ohne Russland“) überhaupt zu irgendeinem ernsthaften Ergebnis führen. Beides scheint recht alibihaft und mit dem Ziel der Gesichtswahrung vorgeschlagen worden zu sein.

Aktuelle Ereignisse und Geschehnisse zeugen davon: So will die Ukraine Russland dessen Mitgliedschaft in der Unesco entziehen lassen. Zudem lehnt die Ukraine eine Waffenruhe mit Russland ab. Präsident Wolodymyr Selenskyj begründete dies mit verstärkten Angriffen in der Donbass-Region.

Der russische Rubel setzt seinen Aufwärtsmodus ungeachtet der Sanktionspolitik fort

Seit dem 15. März dieses Jahres befindet sich der Rubel in einer regelrechten Hausse-Situation. Die russische Währung konnte in diesem Zeitraum gegenüber dem US-Dollar über 100 Prozent (!) zulegen. Gegenüber dem Euro beträgt der Zuwachs seit dem 07. März 2022 sogar sage und schreibe 150 Prozentpunkte.

RUB-USD

RUB-EUR

 

Chart- und markttechnisch scheint auch weiterhin kein Halten in Sicht. So sprechen sowohl bei RUB/EUR als auch bei RUB/USD nahezu alle Indikatoren für eine Fortführung der vorherrschenden Aufwärtsdynamik.

Erstaunlich dabei ist auch die Situation seitens des Kurfrist-Indikators, der Slow-Stochastik. Diese ist trotz der jüngsten Hausse-Situation weder beim RUB/EUR noch beim RUB/USD im überkauften Bereich. Sie zeigt zudem bei beiden Währungspaaren sogar ein klassisches Kaufsignal.

Die Volatilitäts-Indikatoren öffnen sich ebenfalls nach oben und offenbaren weiteres Kurssteigerungspotential bei RUB/EUR. Hier könnte der Rubel nun kurzfristig auf 0,020 zulegen. Somit bleibt der Euro gegenüber allen Leitwährungen weiterhin massiv unter Druck. Kurzfristig am meisten gegenüber dem Rubel.

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