Das jüngste Beispiel dafür war im vergangenen Oktober zu sehen, als die Fed - einen Tag nachdem die BIZ vor den Auswirkungen der Quantitativen Lockerung warnte – die Auflegung ihres QE4-Programms verkündete.

Das hindert die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) freilich nicht daran, ihre Mahnungen fortzusetzen, und genau das hat die in Basel ansässige Organisation am Montag getan, als sie in ihrem aktuellen Quartalsbericht davor warnte, dass der Aufschwung an den Finanzmärkten nach dem Durchbruch bei den COVID-19-Impfstoffen und den Wahlen in den USA an den Börsen zu zunehmenden Übertreibungen geführt hat.

Übertriebene Börsenbewertungen – wie vor der Coronakrise

Im BIZ-Quartalsbericht vom Montag wurde festgestellt, dass die Kreditmärkte und einige der größten Aktienmärkte der Welt ihr Vor-Pandemie-Niveau, trotz des erheblichen Grades an Unsicherheit, der nach wie vor über die sich weiter ausbreitende Pandemie besteht, schon wieder überschritten haben.

Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ, sagte, eine Rallye sei durch die Impfstoffnachrichten und die anhaltenden fiskal- und geldpolitischen Stimuli gerechtfertigt gewesen, aber es gebe auch Anzeichen für ein Überschießen.

"Es scheint weiterhin eine gewisse Diskrepanz zwischender Bewertung risikoreicher Wertpapiereund denwirtschaftlichen Aussichten zu bestehen", sagte Borio diplomatisch in seiner jüngsten Warnung hinsichtlich des Zustands, dass Märkte und Aktien voneinander abgekoppelt seien, und fügte hinzu, dass "Fragen über überzogene Bewertungen" bereits vor der Coronavirus-Krise bestanden hätten.

Brennpunkt Unternehmenssektor

Die Äußerungen der BIZ werden von den Ökonomen zwar häufig beobachtet und diskutiert, wenn die führenden Zentralbanker der Welt an ihren hinter verschlossenen Türen stattfindenden Treffen teilnehmen. Sie werden dann jedoch allgemein ignoriert. Denn während die BIZ im letzten Jahrzehnt eine Rückkehr zur monetären Orthodoxie gepredigt hat, ist dies für Zentralbanken, die sich mutig mit Hubschraubergeld im Schlepptau in den globalen Minsky-Moment begeben haben, nicht mehr möglich.

Jedenfalls sagte Borio, dass eine der Entwicklungen, vor denen er besonders auf der Hut sei, die rasche Entspannung an den Märkten für Unternehmenskredite sei, die kürzlich in rekordtiefen Renditen für Schrottanleihen gipfelte – das erscheint zunächst wie ein Paradoxon, wenn man bedenkt, dass die Verschuldung der Unternehmen Rekordhöhen erreichte, aber angesichts des Rückzugs der Fed aus dem gesamten Markt für Unternehmensanleihen ist es durchaus verständlich.

 

"Wir bewegen uns von der Liquiditäts- in die Solvenzphase der Krise"

Und in einer düsteren Warnung, die jedoch nur wenig Widerhall fand, machte Borio den Reportern die folgende verblüffende Ankündigung. "Wir bewegen uns von der Liquiditäts- in die Solvenzphase der Krise."

Mit einer Erhöhung der Barmittel könnten Liquiditätsrisiken zwar abgefedert werden, das helfe jedoch wenig, um die Lasten eines höheren Schuldendienstes zu verringern, was einen Hauptfaktor für Solvenzprobleme mit sich bringe. Unternehmen würden auf diese Art anfälliger, wenn die Nachfrage schwächeln oder finanziellen Schocksituationen auftreten würden.

"Wir sollten in Zukunft mit mehr Konkursen rechnen, doch die Bonitätsaufschläge sind im historischen Vergleich recht niedrig, und während die Banken die Risiken sorgfältiger einstufen, sehen wir an den Kapitalmärkten nicht dasselbe.“

Man spürte fast die Sinnlosigkeit von Borios Kommentar, als er hinzufügte, dass mit Anleihen im Wert von 17,5 Billionen Dollar, die jetzt negative Renditen aufweisen, viele Geldmanager in immer riskantere Anlagen gedrängt werden.

  

Wer berät denn nun die Zentralbanken bei ihren Entscheidungen?

Natürlich würde sich Borio nicht dazu durchringen zuzugeben, dass genau die Zentralbanken, die er "beraten" soll, seine Warnungen und Empfehlungen ignorieren - und stattdessen den Markt mit Billionen von Stimuli überschwemmen, die nicht in die Wirtschaft fließen, sondern die lediglich die Vermögensbesitzer reicher machen als diese es sich jemals in ihren kühnsten Träumen hätten ausmalen können, denn das würde ja bedeuten, dass jemand – und zwar eindeutig nicht die BIZ - jetzt für die geld- und wirtschaftspolitische Beratung der Zentralbanken zuständig ist.

Das würde auch bedeuten, dass die BIZ nicht mehr relevant ist, da sie von ihren konstituierenden Mitgliedern in den Hintergrund gedrängt und missachtet würde.

Vielleicht können Borio und seine BIZ-Kollegen für seinen nächsten Quartalsbericht einen ausführlichen Bericht darüber schreiben, wer oder was jetzt die globale Geldpolitik kontrolliert, denn die Erfolgsbilanz der BIZ beschränkt sich lediglich darauf, vierteljährlich eine Warnung nach der anderen zu veröffentlichen, deren Ignoranz zudem nun offen und von allen Seiten zur Schau gestellt wird.

Alternativlose Unterstützung

In seinen abschließenden Worten zur Absolution des Helikoptergeld-Wahnsinns, der die Macht übernommen hat, hatte Borio keine andere Wahl, als zuzugeben, dass er sich - trotz seiner Bedenken - auf die Seite der Zentralbanken stellen muss:

"Die Aussichten sind ziemlich unsicher, und man schlägt sich eher auf die Seite derer, die zu viel tun, als auf die Seite derjenigen, die zu wenig tun".

„Was heißt das konkret für mich!?“

Es bleibt eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Die Situation wird sich also wohl sehenden Auges verschlimmern, weil die Zentralbanken alle Warnungen ignorierend, dieselbe in der Vergangenheit gescheiterte Politik weiterverfolgen, die Verschuldung auf noch rekordverdächtigere Höchststände und Renditen auf noch rekordverdächtigere Tiefststände treiben und eine Ausbreitung von Zombie-Unternehmen auslösen werden, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat.

Diese Zusammenfassung basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

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