In der vergangenen Woche gehörte die Facebook-Whatsapp Übernahme sicherlich zu der meist beachteten Unternehmensmeldung überhaupt. Für mich persönlich hat der ganze Hype, der ja schon seit langem bezüglich der gesamten Social-Network-Branche besteht, (zuletzt ebenso der Twitter-Börsengang) jedoch nur sehr wenig Aufmerksamkeit erregt. Wer meinen Anlagestil hier bei Cashkurs verfolgt, weiß oder kann sich zu mindestens gut vorstellen, was ich im Allgemeinen von dieser Branche und eben den Unternehmen, die dort agieren halte.

Ohne Frage sind dies stets große innovative Konzerne, die ich auch auf dieser Welt nicht missen möchte und deren Visionäre an der Spitze das Leben auf unserem Planeten wirklich verändern und häufig auch verbessern. Nur ist es hier natürlich nicht mein Ziel, Sinn oder Unsinn dahinter zu beleuchten, sondern auch zu schauen, wie sich diese kapitalmarktgierigen Unternehmen für Anleger eignen.

Und auch, wenn ich denke, dass viele von Ihnen anderer Meinung sind, gerade wenn man sich die Kursverläufe einiger Titel anschaut kann ich immer nur raten, die Finger von Papieren, wie Facebook, Tumblr oder Twitter zu lassen. Beim Ansatz Unternehmen fundamental betrachten zu wollen, ist es aus meiner bisherigen Erfahrung unglaublich schwierig bis unmöglich den inneren Wert von beispielsweise Facebook oder auch LinkedIn zu ermitteln. Wenn wir über große Industriekonzerne sprechen, gibt es Produktionsstätten, Fahrzeugflotten, Technologien, Patente, Verkaufsräume und vielleicht bereits eine große Marktmacht, die erhöhte Eintrittsbarrieren darstellt.

Bei genauer Betrachtung der großen Portale, sieht man, dass alle auf die gleiche Art und Weise versuchen Geld zu verdienen. Und zwar durch Werbeeinnahmen erzeugt dadurch, dass häufig angeklickte Werbeflächen angeboten werden können. Natürlich verdienen Anbieter von App’s für Smartphones auch daran, dass der Nutzer dafür zahlt, aber dies ist mehr ein Obolus für die Portokasse als eine wirklich rentable Einnahmequelle. Trotz alldem fließen im Silicon Valley riesen Summen für Start-Up Unternehmen, von denen jeder versucht durch Alleinstellungsmerkmale herauszustechen. Die folgende Grafik gibt einen sehr guten Überblick über die höchsten Übernahmen in dieser Branche, in welcher die WhatsApp Akquisition durch Facebook die mit Abstand größte war.  

Quelle: www.blick.ch

 

Wenn wir uns nun jedoch mal das ein oder andere Beispiel herauspicken wird schnell ein großes Manko der Branche deutlich. Zwei konkurrierende Marken in der obigen Liste sind beispielsweise WhatsApp und Viber. Da ich selber beide Anwendungen nutze, und diese sicherlich auch wertschätze bieten beide jedoch die fast exakt gleichen Funktionen, bei sogar nahezu identischem Interface an. Am Samstag-Abend ist nun WhatsApp aufgrund von Serverschwierigkeiten ausgefallen, weswegen Viber oder auch Konkurrent Threema einen deutlichen Ansturm und Zuspruch erlebt haben. Auf genauere Zahlen dazu darf man dann sicherlich gespannt sein. Die Problematik erschließt sich also darin, dass die genannten Dienstleistungen nicht Patentgeschützt angeboten werden können, wie dies beispielsweise in der Pharmaindustrie oder bei anderen Technologieanbietern der Fall ist. Ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen ist demnach sehr schwer.

Weiterhin würde ich das Geschäft als äußerst kurzlebig beschreiben, wobei ebenso die Gefahr besteht, dass Nachahmer ähnliche Dienstleistungen anbieten. So ist der Grund in der Übernahme von WhatsApp durch Facebook u.a. darin zu suchen, dass Facebook die jüngeren Nutzer ausgehen. Diese haben sich mittlerweile umorientiert und nutzen eben nur noch Messaging-Anwendungen. Nach der Übernahme sieht man weiterhin die vielen Bewegungen Richtung Viber oder Threema als Alternativen zu WhatsApp die bei gleicher oder besserer Leistung (Stichwort Datenschutz) sofort zur Verfügung stehen. Eine unglaublich risikovolle Kurzlebigkeit ist also der Fall.

Im Fazit lässt sich daher für mich ganz klar sagen, dass Investments in dieser Branche keine Gelegenheiten bieten, wenn man langfristig und nachhaltig an einer wertorientierten Strategie festhalten will. Eine Bewertung der „Marketing-Plattformen“ ist äußerst schwierig, eine langfristige Existenz immer deutlich risikobehaftet und ein wahrer innerer Wert für heute und die Zukunft daher nur schwer berechenbar. Wenn man sein Kapital in Aktien anlegt, muss man sich stets deutlich machen, dass man Anteilsinhaber eines Unternehmens wird und somit einen Sachwert erwirbt. Wie groß der Sachwert dann letztendlich jedoch bei solchen Unternehmen ist, bleibt im Dunkeln. Somit stufe ich Aktien dieser Branche im besten Falle als Zocker-Papiere mit Spekulationen auf kurzfristige Kurssteigerungen- oder Rückgange ein, welche man ja z.B. anhand der Charttechnik analysieren kann. Da dieser Ansatz jedoch nicht mein Steckenpferd ist und keinem fundamentalen Hintergrund entspricht nehme ich trotz aller Kursgewinne Abstand von diesen Titeln und mache mich weiterhin auf die Suche nach wahren Werten mit einer gewissen Historie und  attraktiven Zukunftsaussichten bei starker Unterbewertung.

 

Ihr Andreas Meyer

 


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