Die weltweiten Börsenmärkte haben in den vergangenen Wochen eine stetige Unstetigkeit gezeigt und die Anleger mit auf eine Achterbahnfahrt genommen, welche vor allem die Nerven deutlich belastet hat. Sowohl der DAX stürzte von der 10.000 Punkte-Marke runter bis unter zeitweise 8.400 und auch S&P500 und DJIA haben ihre historischen Marken bei 2.000 bzw. 17.000 Punkten wieder nach unten verlassen.

Kurzfristige Anleger am Aktienmarkt haben sich hier voll und ganz im Sell-Off engagiert, Stopp-Loss‘es wurden ausgelöst und zittrige Hände wurden zügig aus dem Aktienmarkt herausgedrängt. Diese Aussage unterstützt weiterhin auch eine Studie von Investors Intelligence, welche eine starke Wanderung der Aktien von schwache in starke Hände sehen.

Sich bei aktueller Konstellation die fundamentale Bewertung anzuschauen macht immer Sin und kann interessante Eindrücke liefern. So wird bei einem Blick auf die aktuelle Lage schnell klar, dass Europäische Aktienmärkte derzeit deutlich niedriger bewertet sind, als dies bei den US-Amerikanischen Leitindices der Fall ist. Aktuell ist darin auch ein Grund zu finden, warum zahlreiche bekannte Finanzmarktforscher den Aktienmarkt als deutlich überbewertet betrachten. Gemeint ist bei diesen, sicherlich teilweise als scheuklappendenken zu beschreibenden Aussage, lediglich der US-Aktienmarkt. Immerhin ist der S&P als auch der Nasdaq (der Dow steht hier in nichts nach) in fast allen Parametern am höchsten bewertet. Beachtlich ist dabei, dass vor allem der S&P500, der wohl wichtigste Aktienindex der Welt, beim KBV und KCV nochmals höher bewertet ist, als der Nasdaq100. Bemerkenswert deshalb, da Technologiewerte meistens weiter vom wahren Wert entfernt notieren, als dies bei große Industriekonzerne der Fall ist.

Stellt man die wichtigsten Indizes in den KBV-Vergleich so wird schnell deutlich, dass die sich diese seit Beginn des Jahrtausends alle sehr ähnlich entwickelt haben. In den USA waren Aktien immer schon teurer als in Europa. Innerhalb Europas hingegen liefen vor allem die Kurse in den Staaten der Südperipherie sehr gut, was an einem deutlich schneller gestiegenen Ibex35-KBV deutlich wird. Der Kursrutsch während und nach der Finanzkrise fiel demnach ebenso umso deutlicher aus.

Nachdem es nun nach der Hausse, die bereits über zwei Jahre geht, erstmals eine deutliche Korrektur nach unten gab, fallen vor allem zwei Dinge auf. Zum einen sind die KBV’s der angezeigten Indices teilweise nur sehr langsam gestiegen. Die USA und auch der DAX waren hier etwas schneller unterwegs, als beispielsweise die Spanier und vor allem der EuroStoxx50. Ebenso hat auch der jüngste Kursabsturz sich derzeit noch nicht allzu stark in diesem fundamentalen Indikator zur Messung ob eine Aktie (in diesem Fall ein Index) eher unter oder übergewichtet ist, niedergeschlagen.

Klar ist jedoch, fundamental gesund aufgestellte Unternehmen gehören jederzeit in ein Depot. Der jüngste Kursverlust kann daher bei nachhaltigen Investments gut und gerne genutzt werden um Einstiegskurse ggf. zu vergünstigen. Dies eignet sich vor allem dann gut, wenn man in dieser Hausse, welche oft als meist gehasste Aktienhausse aller Zeiten beschrieben wird, zu spät eingestiegen ist.

Value-Indikatoren jedenfalls haben nur darauf gewartet. So haben sich die meisten Gurus dieses Anlagestils (so u.a. auch Warren Buffett) seit Sommer stark zurückgehalten, da es einfach kaum noch Schnäppchen zu finden gab. Dies zeigt sich u.a. auch daran, dass die Cash-Positionen immer größer geworden sind. Berkshire hat beispielsweise erstmals die 50Mrd. US$-Marke an Cash nach oben durchbrochen.

Unterm Strich darf und muss man sogar in der aktuellen Börsenphase einen kühlen Kopf bewahren. Bevor ein zu engagierter Aktionismus einen in die zahlreichen Fehler treibt, die Anleger in solchen Zeiten machen, sollte man genügend Abstand gewinnen, auf die gut selektierten Unternehmen bauen und ggf. Einstiegskurse verbilligen. Die Welt der Aktien wird sich auch morgen noch drehen. Einen Schritt zurücktreten und einen kühlen Kopf bewahren ist somit oft der beste Weg. Fundamental sind wir auf jeden Fall gerade hier in Europa noch lange nicht dort angekommen, dass man von deutlich überbewerteten Aktien sprechen kann. Die USA haben ihren Einfluss, jedoch sollte sich die langfristig niedrigere Bewertung hier auszahlen und ggf. sogar zu einer Anpassung der Kurse hier und in Übersee führen.

 

Ihr Andreas Meyer

Quelle: Bloomberg, www.am-capital.de

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