Guten Tag liebe Damen und Herren,

die angekündigte Unterstützung bei 10.800 wurde exakt getroffen und hat zunächst auch gehalten. Zumindest zum großen Verfallstermin am Freitag ist somit alles im grünen Bereich. Ein Verfall um 11.200 dürfte im Interesse der meisten Investoren sein. Ob die Aufwärtsbewegung darüber hinaus Bestand haben wird, das werden wir nächste Woche erfahren. Die großen Marken liegen derzeit bei 10.800 unten und 11.400 oben. Natürlich ist nach wie vor Griechenland das Thema, das im Wesentlichen die Märkte beherrscht. Sind wir schon im Endspurt? Sicherlich werden wir uns noch einige Wochen damit herumschlagen müssen.

Grexit – verkraftbar oder nicht?

Der Grexit wäre aus meiner Sicht für die EU, zumindest für die ersten Jahre, verkraftbar. Ob danach irgendwann Diskussionen um weitere Austritte kommen, muss sicherlich berücksichtigt werden. Vermutlich wäre es aber kurzfristig eine Erleichterung, dass das Thema Griechenland vom Tisch ist. Wir würden natürlich auf sehr viel Geld verzichten müssen, aber das haben wir sowieso schon, zumindest mental, abgeschrieben. Für Griechenlands Bevölkerung wären zumindest die ersten zwölf Monate verehrend und härter als bislang schon. Ohne zur Verfügung stehende Devisen hätte man bei einem Austritt aus dem Euro gar keine Möglichkeiten mehr Medikamente einzukaufen. Auch weitere Importprodukte wären deutlich schwieriger zu erhalten. Danach könnten die Chancen mit einer eigenen, schwächeren Währung durchaus wieder wachsen, da man wieder eigene Produkte im Ausland absetzen kann und den Tourismus wieder billiger anbieten kann. Aber dazu stünden zuvor noch etliche, härtere Monate als aktuell schon für die griechische Bevölkerung auf dem Programm. Dass eine solche Entwicklung die politische Stimmung ins rechtsextreme Lager überschwenken lassen könnte, wäre dann sicherlich nicht unrealistisch.

Geostrategie rückt in den Vordergrund

Merkel scheint die Auswirkungen eines Grexits auf die EU und vor allem auf die Geostrategie deutlich höher zu bewerten als wir. Die Sorgen, dass die Lage doch noch eskaliert, sind sicherlich nicht ganz unberechtigt. Wir glauben, dass die Auswirkungen auf die EU überschaubar bleiben, sicher kann man sich aber auch hier nie sein.  Die Politiker müssen die Entscheidungen treffen und am Ende auch für die Ergebnisse geradestehen. Daher ist auch nachvollziehbar, wenn der eine oder andere Politiker die Risiken eines Grexits lieber meiden möchte. Die Geostrategie wird damit immer höher bewertet. Die Befürchtung, dass Russland oder gar China sich in Griechenland engagieren könnten, um so den Fuß in die Tür Europas zu setzen, ist groß und zwar nicht nur in der EU, sondern auch in den USA, die hinter den Kulissen intensiv mitmischen.

Seidenstraße als Chance

China möchte sich mit Milliardensummen an dem wohl kommenden europäischen Infrastrukturfonds beteiligen. Dieser soll ca. 350 Milliarden Euro schwer sein. Auch hierüber möchte man natürlich Einfluss in Europa gewinnen. Diese Einmischung steht im Zusammenhang mit dem Großprojekt, das China sehr aggressiv und mit viel Druck nach vorne treibt, nämlich der Aufbau einer neuen Seidenstraße von China durch Zentralasien (inklusive Russland) bis nach Europa zur Mitgestaltung des eurasischen Kontinents. Das Vorhaben hat durchaus seinen Charme und ist für die nächsten Jahre von großer Bedeutung.

Für China macht es durchaus Sinn, diese Seidenstraße von beiden Enden (Atlantik und Pazifik) her zu bauen. Hieraus ergibt sich das gesteigerte Interesse an Infrastrukturinvestitionen in Griechenland und Europa als Ganzem.  Wobei die Chinesen momentan zuhause schon genug Probleme haben. Der Autoabsatz ist in Bezug auf die Steigerungsraten auf dem tiefsten Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen. Massenentlassungen in der Industrie, massive Abkühlung der Wirtschaft und dazu reduzieren zahlreiche Unternehmen ihre Erwartungen für die Umsätze in China drastisch um bis zu 25% - keine allzu rosigen Aussichten.

Die Investitionen in Europas Infrastruktur sind am Ende auch der Schlüssel zur Krisenbewältigung. Hier ist unglaubliches Potential vorhanden, wo nachhaltig investiert werden muss und zwar so, dass am Ende auch Wirtschaftsleistung dabei herausspringt. Investieren statt konsumieren, lautet die Devise. Idealerweise mit Geld, das bereits vorhanden ist und auf unseren Konten und bei den Versicherungen liegt. Hier gäbe es genug Möglichkeiten.

Goldman Sachs’ Wende beim Hochfrequenzhandel

Goldman Sachs will aggressiv in Hochfrequenzhandel investieren. Da haben sie sich bisher zurückgehalten. Letztes Jahr hatte man noch vor den Gefahren gewarnt und mehr Regulierung gefordert. Offenkundig hat man nun doch erkannt, dass hier sehr viel Geld zu verdienen ist, weshalb man die Investitionen schnell vorantreiben möchte. So schnell können sich Meinungen ändern, zumindest die, die man nach außen trägt.

Brexit wohl unwahrscheinlich

S&P senkt den Ausblick von Großbritannien in Bezug auf das Rating. Als letzte Ratingagentur hielt S&P bislang noch am AAA-Rating fest. Der Ausblick wird nun auf negativ gesetzt. Der Grund hierfür ist die Sorge um einen möglichen Brexit, also der Austritt Großbritanniens aus der EU, was natürlich negative Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit und die Wirtschaftsleistung des Landes hätte. Große Fonds überdenken derzeit ebenfalls bereits den Umzug nach Luxemburg. Aus juristischen Gründen müssten die Fonds die großen Zentralen in Europa stationiert haben. Wenn Großbritannien nicht mehr zu Europa gehört, nun, dann wäre das von Nachteil.

Auch die USA haben großes Interesse an dem Verbleib Großbritanniens in der EU. So hat man doch immer noch seinen wichtigsten Verbündeten und Interessensvertreter in Europa, der europäische Politik mitgestaltet, oder verhindert bzw. verzögert, wo Einstimmigkeit von Nöten ist. Aus diesem Grund wird sicherlich kurzfristig nicht mit einem Brexit zu rechnen sein.

Monsanto in der Kritik

Kommen wir zu einer sehr schönen Nachricht. Die französische Umweltministerin Royale möchte Roundup von Monsanto aus den Läden verbannen. Eine Tochterorganisation der WHO hat festgestellt, dass Glyphosat, ein wesentlicher Bestandteil von Roundup, wahrscheinlich beim Menschen krebserregend wirkt. Daher die Initiative von Royale. In diesem Zusammenhang kann ich Ihnen nur noch einmal den Film „Monsanto – Mit Gift und Genen“ ans Herz legen. 

Weidmann gegen Bargeld-Abschaffung

Bundesbankpräsident Weidmann äußert sich noch einmal zum Thema Abschaffung des Bargelds. Spricht sich für die Beibehaltung des Bargelds aus. Alleine, dass er sich an der Diskussion beteiligt, zeigt, wie fortgeschritten diese inzwischen schon ist. Bei den EZB-Aufkäufen von Staatsanleihen wurde seine kritische Stimme leider nicht gehört. Hoffen wir mal, dass es beim Thema Bargeld anders ist.

 

 

Herzlichst

 

Ihr Dirk Müller

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