etwas spät scheint die sehnlichst erwartete Jahresendrallye nun doch einzusetzen. Die seit vielen Wochen gültige Marke von 10.800 Punkten im DAX, die immer wieder angetestet wurde, wurde Mitte in dieser Woche übersprungen. Das nächste direkte Ziel auf der Oberseite liegt bei 11.200 Punkten und noch weiter darüber bei 11.350 Punkten. Bei aller Euphorie sollte jedoch nicht vergessen werden, dass das Allzeithoch im DAX bei rund 12.400 Punkten lag, also noch einmal gut 15 Prozent über dem aktuellen Stand. Außerdem muss man in Betracht ziehen, dass der DAX als Performance-Index sämtliche Dividenden enthält, während beispielsweise bei US-Indizes wie dem Dow Jones die Dividenden nicht berücksichtigt werden, d.h. aus dem Index herausfallen, sobald diese ausgeschüttet werden. Unter diesem Aspekt müsste der DAX eigentlich wesentlich höher stehen. Das zeigt, wie weit Europa und damit auch die deutschen Börsen den amerikanischen Börsen hinterherhinken. Ohne Berücksichtigung der Dividenden liegen wir hierzulande also sogar noch viel weiter unter den historischen Höchstständen. Die Marke von 10.800 Punkten, die nun überschritten wurden, gelten jetzt als Unterstützungsbereich für die erste mögliche Korrektur.

Das Jahr 2016 sollte demnach ganz entspannt zu Ende gehen. Allerdings werden im kommenden Jahr beispielsweise die Banken zahlreiche kritische Themen diskutieren müssen. So befürchtet der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, für 2017 sehr große Belastungen für Europas Banken. Auch ifo-Chef Clemens Fuest warnt vor den Entwicklungen für ganz Europa, die der Referendumsausgang in Italien mit sich bringt. Für die Märkte scheint das momentan kein Thema zu sein – was sich aber bekanntlich rasch ändern und zu großen Bewegungen führen kann. 2017 dürfte in jedem Fall wieder ein turbulentes Jahr werden. Um das zu erkennen, braucht man keine Kristallkugel. Bevor es nicht zum richtig großen Crash kommt, solange werden die Märkte nach oben gehen. Dies ist ein Tanz auf dem Vulkan, der irgendwann ausbrechen wird. Nur weiß keiner, wann er das tun wird.

Italiens Banken weiterhin in einer Negativspirale

Italiens Banken kommen aus der dauerhaft negativen Diskussion nicht heraus. So ist der Rettungsplan für die  Banca Monte dei Paschi in Gefahr, jene älteste Bank der Welt aus der Toskana. Das Kredithaus braucht dringend neues Geld. Nach diesem Referendum dürfte es wohl schwieriger werden, dieses Kapital nun aufzunehmen. Daher wird mit einer Staatsbeteiligung zu rechnen sein. Gemäß EU-Regeln muss dann auch der „Kontoinhaber“ zur Kasse gebeten werden. Das sind gerade in Italien eine ganze Menge Private. Daher möchte man diesen Schritt möglichst vermeiden.

Zinsmanipulationen: Banken wieder einmal mit Strafzahlungen belegt

Die Europäische Union verlangt von den Banken Hunderte von Millionen Euro an Strafen wegen Zinsmanipulationen. Alleine die drei großen Häuser Crédit Agricole, HSBC und JP Morgan müssen dafür 485 Millionen Euro bezahlen, einen Großteil dieser summe JP Morgan. Schon 2013 haben die Deutsche Bank, die Royal Bank of Scotland, Barclays und SocGen entsprechende Vergleiche geschlossen und ihre Strafen bezahlt. Nun waren die dran, die noch keinen Vergleich geschlossen hatten.

Die Deutsche Bank muss, wie in den letzten Tage bekannt wurde, eine weitere Strafe in Höhe von 60 Millionen Dollar wegen Manipulationen bei den Edelmetallpreisen bezahlen. Doch diese Pönale geht an große Mitbewerber, die man einst übervorteilt hat, indem man an den Gold- und Silberpreisen zum Vorteil des eigenen Haus gedreht hatte. Haben Sie eigentlich, wenn Sie in Gold und Silber investiert haben sollten, von der Deutschen Bank auch Geld als Entschädigung für diese Manipulationen bekommen? Man darf es eher nicht annehmen. Der Kleine ist und bleibt nun einmal der Gekniffene...

Kapitalabfluss aus China verstärkt sich – Was steckt wirklich hinter einigen Importzahlen nach China?

Der Kapitalabfluss aus China, über den wir schon mehrfach berichtet hatten, verstärkt sich weiter. Allein im November sind die chinesischen Devisenreserven um weitere 69 Milliarden Dollar gesunken. Das sind übrigens nur die offiziellen Zahlen. Wie es in diesem Bereich tatsächlich aussieht, kann kaum jemand genau sagen. Allemal gilt es diese auch für die Märkte in aller Welt wichtige Entwicklung weiterhin kritisch im Auge zu behalten, zumal diese durch mögliche US-Zinsanhebungen und demzufolge weitere Kapitalabzüge aus China verstärkt werden dürfte.

China hat dementsprechend versucht, darauf zu reagieren und mittels Kapitalverkehrskontrollen dagegen zu halten. Das bedeutet beispielsweise, dass Dividendenzahlungen internationaler Unternehmen ins Ausland blockiert werden und etwa die Gewinne europäischer Tochterunternehmen in China an ihren Mutterkonzern nicht mehr transferiert werden können. Hierzu soll es wohl eine entsprechende Anweisung aus Peking gegeben haben, wie zu hören war. Man versucht also alles, um möglichst wenig Geld (insbesondere Devisen) außer Landes fließen zu lassen, weil man genau um die Schwierigkeiten weiß, in die das Land dadurch gebracht wird. Was das umgekehrt für die Bereitschaft ausländischer Firmen, in China zu investieren, bedeutet, dürfte allen Seiten klar sein. Kapitalverkehrskontrollen sind ein ganz gefährliches Schwert, weil man damit zwar kurzfristig das Kapital zwingen kann, im Land zu bleiben, mittel- und langfristig aber großen Schaden beim Investorenvertrauen anrichtet.

Gleichzeitig kommen vermeintlich positive Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte. So sind z.B. Chinas Importe zuletzt deutlich, nämlich um 6,7 Prozent, gestiegen, erwartet wurde hingegen eine Schrumpfung. Einige Marktbeobachter sehen darin einen Aufschwung für China. Was steckt aber hinter diesen wundersamen Zahlen? Denn einige dieser Importe nach China bestehen aus zahlreichen Versuchen, diese genannten Kapitalverkehrskontrollen zu umgehen. Das läuft dann folgendermaßen ab: Chinesische Unternehmer haben ein Tochterunternehmen im Ausland, etwa eine Programmierfirma. Dieses Tochterunternehmen programmiert eine Website für ein chinesisches oder ein internationales Unternehmen in China und stellt dann für diese Dienstleistung eine unrealistische hohe Summe (gerne im Millionenbereich) in Rechnung. Auf diesem Wege werden dann viele Millionen Dollar ins Ausland überwiesen. Die Begleichung dieser Rechnung gilt dann als chinesischer Import. Tatsächlich ist das aber nichts anderes als eine Methode, um auf Umwegen Geld außer Landes zu schaffen. Das findet in großem Stil statt. Man hört auch hinter den Kulissen viel über große Bargeldtransfers aus China heraus. Die Kapitalflucht aus China hält also mit voller Stärke an – auch unter Beteiligung vieler Chinesen selbst. Das bringt Druck auf den Kurs des Yuan und die chinesischen Währungsreserven und stellt für China sowie im weiteren Verlauf für die Weltwirtschaft eine große Gefahr dar.

Urteil des Bundesverfassungsgerichts sorgt für Freude bei E.on und RWE

Für E.on und RWE gab es in dieser Woche eine positive Überraschung: Das Bundesverfassungsgericht sprach in einem rahmensetzenden Urteil den vom Atomausstieg betroffenen Energiekonzernen grundsätzlich eine Entschädigung zu. Ob dies in Geldform geschehen muss oder die Laufzeiten der Kraftwerke verlängert werden sollen, ist noch offen. Darüber wird auf Basis dieses Karlsruher Urteils durch weitere Rechtssetzungen und Folgeurteile im Detail zu entscheiden sein.

Lacher der Woche: Eurogruppe mit dem finalen „Rettungsplan“ für Griechenland bis 2060 (!)

Die Eurogruppe hat in dieser Woche über Maßnahmen zur Reduzierung von Griechenlands Schulden debattiert. Mit Hilfe dieser Maßnahmen sollen die hellenischen Schulden bis 2060 (!) um 20 Prozentpunkte im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung gesenkt werden. Das sind noch entspannte 44 Jahre. Das ist, als hätte man 1972 darüber diskutiert, was im Jahre 2016 irgendwo in der Wirtschaft passieren wird. Das ist allemal unter Humor zu verbuchen!

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein ruhiges und erholsames Advents-Wochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Ihre

Cashkurs-Redaktion

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