Guten Tag meine Damen und Herren,

der DAX erklomm in dieser Woche zumindest kurzzeitig die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten. Eine runde Zahl ist an der Börse immer gerne gesehen. 400 Punkte trennen uns noch vom Allzeithoch. Das ist also kein allzu weiter Weg mehr. Unterstützung bietet jetzt das, was in den letzten Tagen als Widerstand galt: 11.850 Punkte. Wir bleiben weiterhin im positiven Börsen-Modus und das ändert sich erst unterhalb von 11.400 Punkten.

Euro leidet unter wiederaufgeflammten Sorgen

Die Sorgen um die Eurozone werden wieder gespielt und drücken den Wert des Euro erneut nach unten. Genannt seien u.a. die Griechenlandverschuldung, wo nicht klar ist, wie es mit den Anschlusskrediten ab Juni weitergeht, die Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich oder die immense Staatsverschuldung in Italien. Eigentlich alles keine neuen Erkenntnisse, die „plötzlich“ eingepreist werden müssten. Dazu kommen Diskussionen um schnellere US-Zinsanhebungen in den nächsten Monaten als Folge der Trump-Politik. Die Themen sind hinlänglich bekannt, doch sie finden nun auch ihren Widerhall in den Kursen. Wenn alles für und über fallende Eurokurse spricht, sollte man sich schon mal auf das Gegenteil einstellen.

Konjunkturprognosen und harte Zahlen: EU o.k., USA nun ja...

Die Konjunkturprognosen für die Europäische Union werden immer besser während jene für die USA eher enttäuschen. Das, was man angesichts der Ansagen von Donald Trump für die USA in den letzten Monaten erwartet hatte, sollte eigentlich zu mehr Optimismus Anlass geben. Tatsächlich gehen die Prognosen nun eher zurück, die harten Zahlen ebenfalls.

Man könnte sogar erwarten, dass man eher in der EU über eine Verschärfung der Zinspolitik nachdenken sollte. Doch das ist in Europa sehr schwierig. Denn einerseits sehen wir einen starken Boom in Deutschland, andererseits läuft es in den schwachen Ländern wie Griechenland, Portugal, Spanien oder Italien eben nach wie vor grottig. In der Eurozone gibt es aber nun einmal nur diese eine Zentralbank und diesen einen Zinssatz, der für alle gleichermaßen gilt. Würde man also das tun, was sinnvoll wäre, etwa für Deutschland, nämlich die Zinsen anzuheben, dann hätte das katastrophale Folgen für jene Länder, die nach wie vor nicht aus dem Quark kommen – und auch künftig nicht kommen werden. Das ist eben das große Problem einer Gemeinschaftswährung, eines gemeinschaftlichen Zinssatzes und einer gemeinschaftlichen Zentralbank. Aber damit werden wir wohl noch eine ganze Weile leben müssen...

Jubel über vorzeitige Kreditrückzahlung Portugals – wie so oft, zu früh

Über Portugal gab es bei dem einen oder anderen in den letzten Tagen große Freude. Das Krisenland zahlte einen Teil seiner IWF-Kredite vorzeitig zurück. So manch einer kam ins Jubeln und sagte „Mensch, seht mal, wie gut es in Portugal vorangeht!“. Ich würde das nicht ganz so unterschreiben. Denn tatsächlich liegt die Verschuldung Portugals inzwischen wieder bei mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die vorzeitige Rückzahlung von Krediten an den IWF hat auch einen ganz einfachen Hintergrund: Die Zinsen, die Portugal für die IWF-Kredite zahlen muss, sind deutlich höher als das, was das Land an Zinsen zahlen muss, wenn man sich momentan an den Märkten refinanzieren muss. Am Markt kann man sich billiger mit Krediten eindecken – eine geschickte Form der Umschuldung also. Ob man daraus eine „starke wirtschaftliche Entwicklung Portugals“ ablesen kann, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.

US-Handelsbilanz: Wer hat an der Zahl gedreht...?

Die US-Regierung will die Berechnung des Handelsdefizits verändern. Ich finde es immer durchaus interessant und unterhaltsam, wenn man wieder einmal an Berechnungen drehen will, die über Jahrzehnte hinweg Bestand hatten. Denn in der Regel will man diese Statistiken zum eigenen Vorteil korrigieren, verfälschen oder wie auch immer Sie das nennen wollen. Worum geht es in diesem Fall? Man möchte jetzt die Waren, die in die USA importiert werden und die danach unverändert wieder exportiert werden, aus der Berechnung des Handelsdefizits herausnehmen. Das könnte man sogar noch nachvollziehen, wenn man sowohl diese Importe als auch die entsprechenden Exporte nicht mit in diese Berechnung einbezieht – ein Nullsummenspiel auf Basis realer Zahlen. Doch tatsächlich möchte man nur die Exporte aus den USA herausrechnen. Das bedeutet, dass dann, wenn Waren in die USA importiert werden, diese voll gezählt werden. Wenn sie im Anschluss daran sofort wieder exportiert werden, soll das nun nicht mehr mitgezählt werden. Dieses Prozedere verfälscht natürlich die Daten massiv, aber in diesem Falle ganz im Sinne der Trump-Regierung, die dann behaupten kann: „Schaut mal, wie viel wir importieren und wie wenig wir im Gegenzug exportierten!“ Das wird, ganz klar, die politische Argumentation Donald Trumps vereinfachen, ist aber ein ganz übler Taschenspielertrick – und nicht mehr!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein ruhiges und erholsames Wochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Ihr

Dirk Müller

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